Deutsches Grünes Kreuz: Gekaufte PR statt Aufklärung?

Nach der Financial Times Deutschland und dem arznei-telegramm hat sich nun auch das ARD-Magazin Report Mainz mit den undurchsichtigen Aktivitäten des "gemeinnützigen" Deutschen Grünen Kreuzes (DGK) befasst. Abgeliefert hat Report Mainz einen solide recherchierten Beitrag mit guten Quellen und bislang unbekannten Informationen aus internen Dokumenten.

Ein ehemaliger Mitarbeiter des DGK gegenüber Report Mainz:
Es gibt überhaupt keine Trennung zwischen den Tochterfirmen und dem Verein. Alle arbeiten zusammen, und zwar nicht als gemeinnützige Organisation, sondern als PR-Agentur für die Pharmaindustrie.

Eine weitere ehemalige Mitarbeiterin:
Als ich dort anfing, dachte ich, ich arbeite für einen gemeinnützigen Verein. Doch schnell wurde mir klar: Das ist ja eine Werbeagentur. Wir sind zum Kunden gefahren. Der Kunde hat auf alles direkt Einfluss genommen. Jedes Bild, jeder Text musste vom Kunden freigegeben werden. Unabhängige Informationen gab es nicht.

Bisher nicht öffentlich bekannt war die Verbindung der Aktivitäten des DGK mit dem ARD-Schleichwerbeskandal. Im Beitrag gezeigten Unterlagen zufolge hat das DGK Themenplatzierungen in der ARD-Serie "In aller Freundschaft" an seine Kunden aus der Pharmaindustrie vermittelt. Angesichts ähnlicher Aktivitäten des DGK im Zusammenhang mit der ZDF-Ratgebersendung "Gesundheit" überrascht diese Entwicklung allerdings nicht.

Den Beitrag aus der Sendung gibt es online: Gekaufte PR statt Aufklärung? Die fragwürdigen Geschäfte des Deutschen Grünen Kreuzes
 
[Pharmamarketing]
Autor: hockeystick   2009-07-21   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  


hockeystick   2009-07-21  
Wie schrieb ich vor zweieinhalb Jahren:
Franziska Rubin träumt derweil von einer bundesweiten Ausstrahlung der Sendung. Bis dahin verdient sie sich ein Zubrot als Moderatorin auf Pharma-Produktpräsentationen und schreibt eine Kolumne in Apotheken-Werbeblättchen. Und sie veröffentlicht pharmaindustrie-freundliche Begleitbücher zur Sendung im "Verlag im Kilian" des bemerkenswert industrie- und apothekennahen "Deutschen Grünen Kreuzes".

Aber das ist dann wieder eine andere Geschichte.

Nun ist diese so allmählich erzählt. (Genaugenommen fehlt vielleicht noch ein interessantes Kapitel; es soll ja keiner glauben, dass die von Stackelbergs durch ihre inländischen Aktivitäten für den Grünes-Kreuz-Konzern ausgelastet wären.)

Wo das DGK nun allmählich sturmreif geschossen ist, lohnt es sich vielleicht, mal wieder "Hauptsache Gesund" zu gucken.


strappato   2009-07-21  
Ein Beispiel:

Das DGK bietet aktuelle eine Telefonberatung zum Glaukom an. In der Pressemitteilung wird direkt der Auftraggeber benannt:
Stellt der Augenarzt ein Glaukom fest, wird er auch rasch eine angemessene Therapie einleiten. Dafür steht ihm eine Reihe von Medikamenten in Form von Augentropfen zur Verfügung. Wirkstoffe wie zum Beispiel das weltweit mit am häufigsten eingesetzte Latanoprost sind in der Lage, den beim Glaukom erhöhten Augeninnendruck wieder auf ein verträgliches Maß zu senken und so Schäden am Sehnerven abzuwenden. Darüber hinaus stehen auch operative Verfahren zur Verfügung.

Latanoprost ist als Xalatan® von Pfizer im Handel.


hockeystick   2009-07-21  
Sehr lustig finde ich einen Vergleich der Alzheimer-Informationen des Deutschen Grünen Kreuzes und der Deutschen Seniorenliga/Medcom International. Beide Organisationen sind ja mit einem sehr ähnlichen Geschäftsmodell unterwegs. Man kann unschwer erkennen, wer die jeweilige Kampagne bezahlt hat.








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