Markt und Moral

Corporate Social Responsibility (CSR), die Unternehmensethik, wird im Wettbewerb immer wichtiger. Konsumenten achten zunehmend auf die Art und Weise, wie Unternehmen produzieren, mit Geschäftspartnern und Mitarbeitern umgehen, den Umweltschutz beachten und nicht zuletzt ob Ziele und Werte mit dem Handeln übereinstimmen und dies transparent kommuniziert wird. Blogs spielen als Wächter eine nicht zu unterschätzende Rolle, was man an den aktuellen Fällen mit Edelmann und Germanblogs erleben kann.

Man mag einwenden, dass in der Praxis das Konsumentenverhalten nicht immer mit den ethischen Forderungen übereinstimmt. Laut des vom OECD in einem Entwurf vorgelegten Papiers zum Thema "Informing Consumers of CSR in International Trade" ist die Informationslücke zwischen dem Unternehmen und dem Konsumenten in Sachen CSR ein möglicher Grund dafür.

Ethisches Handeln hat im Gesundheitswesen traditionell einen hohen Stellenwert. Consumers International, eine Art Weltverband der Verbraucherorganisationen hat in einer Studie CSR in Europa bei den 20 grössten Pharmaunternehmen untersucht und beim Marketing gravierende Verstösse gefunden.
Big Pharma love to tell anyone who'll listen just how socially responsible they are. Yet when it comes to access to information about their marketing policies, the door slams shut.

Die in den Unternehmensprofilen aufgeführten Beispiele gleichen einer Anleitung, wie man es nicht machen soll. Zusammenfassend:
  • Pharmaceutical companies show limited transparency in reporting key CSR information.
  • New marketing tactics do not favour rational drug use by consumers.
  • Breaches of regulations and CSR codes occur with regular frequency showing weak industry self-regulation.
  • Pharmaceutical companies blur links with health researchers.
Um auf den Fall der PR-Agenturen zurückzukommen: Pharmakonzerne handeln nicht eigenständig, sondern beauftragen Dienstleister wie etwa PR-Agenturen, um Marketing-Kampagnen zu erarbeiten und im Markt umzusetzen. Diese tragen zu unethischem Verhalten bei und verstossen oft genug gegen eigene Codizes, nicht immer mit Unterstützung der Mitarbeiter.
 
[Ethik & Monetik]
Autor: strappato   2006-10-23   Link   (27 KommentareIhr Kommentar  


hockeystick   2006-10-23  
Die Welt ist klein.


strappato   2006-10-24  
Zur Vollständigkeit die Erklärung wie klein.


kelef   2006-10-24  
ich liebe ihre "geschichten". aus ganzem herzen. musste ich doch mal sagen.


kelef   2006-10-24  
ich liebe ihre "geschichten". aus ganzem herzen. musste ich doch mal sagen. hauptsächlich deswegen, weil sie immer den nagel auf den kopf treffen.


strappato   2006-10-25  
Danke Frau kelef, ihr Urteil schätze ich sehr. Ich werde gleich rot.


hockeystick   2006-10-25  
"Pharmakonzerne handeln nicht eigenständig, sondern beauftragen Dienstleister wie etwa PR-Agenturen, um Marketing-Kampagnen zu erarbeiten und im Markt umzusetzen"

Mich interessiert dabei die Rangordnung. Wenn ich dem Edelman-CBO glauben darf, werden die Agenturen und die Mietmäuler von Fall zu Fall als Söldner in die Schlacht geschickt, die PR-Leute als Richtschützen und die Mietmäuler als Ladeschützen, während am Kartentisch die Feldherren vom hauseigenen Marketing des Pharmakonzerns stehen und die Truppenbewegungen und den Munitionsnachschub organisieren. Ich hatte mir PR-Arbeit glamouröser vorgestellt.


strappato   2006-10-25  
Meine Erfahrung, obwohl wie mit dem Marketing nicht so oft engen Kontakt haben, aber auch schon für Edelman tätig waren: Die Rangordung ist nicht immer eindeutig und wechselt. Denn die Waffen sind klar. Oft wird ein nur Ziel vorgegeben und die Kommunikationsagentur wählt die Waffen. Man muss natürlich zwischen den grossen Schlachten, wenn es darum geht, ein Thema in die Öffentlichkeit zu bringen (wie bei der Raucherentwöhung), und den täglichen Kleinkriegen an der Arztfront unterscheiden.


bjoern hasse   2006-10-25  
@ hockeystick: Du hattest Dir die PR-Arbeit "glamouröser" vorgestellt. Ja, ich denke, das geht vielen so. Und dabei ist gerade im Bereich "Gesundheitskommunikation" die Arbeit der größeren Agenturen keineswegs so Sandkasten- und Feldherren- glamourös. Warum? Weil die größeren oder internationalen Agenturen auch für ebenso größere oder internationale Pharmakonzerne arbeiten.
Und um hier die Realität ein Stück weit abzubilden: Nicht nur, dass die eigenen Rechtsabteilungen auf die Einhaltung der Codizes und Gesetze achten und drängen (seien es HWG oder Code of Ethics, Selbstkontrolle, etc.), auch die Wettbewerber achten peinlichst genau auf das, was - und das gilt in besonderem Maße für die Kommunikation / PR - nach außen dringt. Von einem rigorosen Abmahnen zu sprechen wäre übertrieben, aber kein Unternehmen dieser Größe kann sich leisten, gegen Verpflichtungen und Gesetze zu verstoßen.
Und bevor nun beispielhaft Verstöße als Gegenbeispiel kommen: sind diese in der Kommunikation durch Agenturen entstanden?
Und auch auf diesen Punkt - "Mich interessiert die Rangordnung" -, eine kurze Antwort: Auch wenn ich das hier von Dir gewählte Vokabular nicht schätze (zumindest in diesem Zusammenhang), die Rangordnung erklärt sich doch durch den Umstand, dass PR-Agenturen Dienstleister sind, von selbst. Dienstleister werden beauftragt. Und dies, gekoppelt mit der "scharfen" Überwachung der Botschaften (siehe weiter oben), bedeutet: es ist aus Deiner Sicht nichts "Glamouröses".
@ Strappato: Die Rangordnung wechselt nicht. Andererseits hast Du Recht, denn manchmal bleibt es durchaus dem Dienstleister überlassen, welchen Weg, welche Mittel er zur Zielerreichung vorschlägt. Aber: "vorschlägt", denn noch einmal: Nichts verlässt das große Pharmaunternehmen ohne "Freigabeprozess".
Und abschließend: Ich stehe wirklich gerne für Fragen zu Verfügung. Mit der Einschränkung, dass wir definitiv keine kompletten Konzepte ausbreiten, um bspw. die HWG-Treue zu demonstrieren.


strappato   2006-10-25  
"Vorschlagen" hört sich sich so unterwürfig an. Tatsache ist, dass wir beide nicht als Leiharbeiter, sondern als Experten geholt werden. Die Vorschläge und Empfehlungen haben einen hohen Stellenwert und unsere Arbeitgeber geniessen ein hohes Mass an Vertrauensvorschuss bei den Auftraggebern, wenn es um die Qualität der Dienstleistung und die Vereinbarkeit mit Regeln und Gesetzen geht.

Trotzdem gibt es immer wieder Fälle, in denen zweifelhafte Praktiken und Methoden angewandt werden. Das HWG oder der Pharmakodex können nicht alles abdecken. Man kann sich auch leicht hinter dem Wort "kodexkonform" verstecken. Meiner Meinung sind die "Experten" selber gefragt, um ethisches Handeln in der Praxis umzusetzen, zu fördern und weiterzuentwickeln. Den Vertrauensvorschuss kann man nutzen. Das ist natürlich in meinem Feld einfacher, als in einer PR-Agentur, die näher am Markt agiert.

Ich werde heute noch ein paar Gedanken zu Praxis des ethischen Handelns scheiben.


hockeystick   2006-10-25  
@Bjoern Hasse: Noch einmal zu meinem vielleicht etwas unglücklich gewählten Begriff "Rangordnung": Ich hatte erwartet, dass eine globale PR-Agentur wie Edelman, die seit vielen Jahren die Produkteinführungen von Pfizer begleitet, bei der Vorbereitung des Marktes für einen mutmaßlichen Milliarden-Blockbuster wie Champix von Anfang an in die Überlegungen einbezogen wird. Um bei der ungeliebten Metapher zu bleiben: Dass da also zumindest ein Edelman-Oberstleutnant am Kartentisch steht. Und dass die PR-Arbeit oft schon deutlich mehr als 12 Monate vor der eigentlichen Markteinführung beginnt, kann man sehr schön bei Acomplia beobachten.


bjoern hasse   2006-10-25  
@ Strappato: Ja, ich gebe Dir selbstverständlich Recht, wir werden als "Experten" an den Planungstisch geladen. Manches Mal zur finalen Planung der Strategie, manches Mal anschließend, um erst nach der Festlegung der Marschrichtung "unseren Bereich" anzupassen, einzubringen. Und, ja, wir genießen einen Vertrauensvorschuss, wie auch Ihr, weil wir unseren Status als Experten über Jahre zu demonstrieren und auszubauen versuchen. Gerade dies bedeutet aber für uns - und sicher auch für Euch, auch wenn Ihr weniger dem Marketing, eher der MedWiss oder PA untergeordnet seid -, dass wir dem Kunden nicht etwas empfehlen können, was in der Umsetzung an der Rechtsabteilung scheitert oder nach der Umsetzung durch den Wettbewerb abgemahnt wird. Dann haben wir den Vertrauensvorschuss schnell verspielt.

@ Hockeystick: Ja, das wäre manchmes Mal sicherlich wünschenswert. Aber a) unterscheiden sich auch auf Kundenseite oft die relevanten Entscheider während Pre-Launch- und Launch-Phase, wodurch b) sich auch der PR-Support (wenn es ihn bereits gibt) teilweise unterscheidet. Ich verrate ja keine Geheimnisse - Du findest diese Information ja in der veröffentlichten Mitteilung -, wenn ich schreibe, dass wir um diesen Etat hier, lokal gepitcht haben.
Auch wenn dies die "Glamourösität" noch ein wenig zügelt: Internationaler Etat bedeutet nicht immer zwangsläufig, dass er auch in allen lokalen Märkten von ein und derselben Agentur betreut wird. Sprich: Auch wenn "global" PR-Planer (Oberstleutnante) mit am Tisch stehen, "lokal" setzt sehr oft noch einmal "bei Null" an.


hockeystick   2006-10-25  
@Bjoern Hasse: Beleuchten wir das Thema doch noch einmal aus einer anderen Perspektive. Nehmen wir mal irgendeinen x-beliebigen Zeitungsartikel über ein neues Medikament, in dem ein Experte zu Wort kommt, der für seine Auskunftsfreude von der Pharmaindustrie bezahlt wird, wie ich es einfach mal in diesem Fall annehme. Das Muster ist ja immer das gleiche, das konkrete Beispiel hat m.W. nichts mit Edelman zu tun.

Was mich daran interessiert: Wie ist der übliche Prozess, bis so ein Artikel in der Zeitung steht, und welche Rolle spielt dabei die PR-Agentur? Wer hat die Idee, wer bestimmt die Protagonisten, wie kommen die Verbände ins Spiel, wer schreibt den Text? Und vor allem: Wer bekommt von wem Geld?

Frau Lange-Ernst hat ja ganz unverblümt eingeräumt, dass den Medizinjournalisten in diesem Fall der Aufwand üblicherweise von mehreren Seiten vergütet wird. Wäre so etwas für Edelman ein ethisches Problem?


bjoern hasse   2006-10-25  
@ Hockeystick: Richtig, das von Dir gewählte Beispiel hat nichts mit uns zu tun, weshalb ich nun nicht wild spekulieren kann und möchte.
Aber um bei dem gewählten Beispiel zu bleiben: Der genannte Experte hat einen Arbeitgeber. Und inwieweit er auch immer für Andere tätig wird, er wird und muss seinen Arbeitgeber - hier: die Klinik - davon in Kenntnis setzen.
Der Experte - noch einmal: den ich als Beispiel übernehme und ansonsten Deiner zugrundeliegenden Recherche vertraue - arbeitete federführend an einer unternehmensfinanzierten Studie mit. Was, wenn er es seinem Arbeitgeber meldet (und das wird er definitiv getan haben), nichts Negatives ist.
Ein Honorar erhält er demnach für die Studie bzw. seine Arbeit an dieser.
Ein Honorar erhält er demnach aber nicht für "seine Auskunftsfreude".
Spekulationen darüber, ob und inwiefern Honorare für Referententätigkeiten auf Veranstaltungen, Symposien, etc. gezahlt werden kann ich verständlicherweise nicht anstellen.
Um es aber bis hierhin zu fixen: PR ist bis dato nicht im Spiel.
PR kommt - denn das ist schließlich eine der Aufgaben - ins Spiel, wenn es darum geht, die Informationen über die neue Studie (nur an Fachkreise - HWG) zu kommunizieren. Evtl. stellt sich der Experte für Interviews, Gespräche zu Verfügung. Aber auch hierüber kann ich höchstens spekulieren, ergo weiß ich es nicht.

"... bis so ein Artikel in der Zeitung steht"? Pressemitteilung oder -Veranstaltung, interessierter Journalist, Journalist schreibt etwas darüber.

Die (vielen) kleinen Punkte im Einzelnen:
Rolle der PR? - Darüber gibt es nun endlose Theorien, hier würde ich sie "Informationsbroker" nennen.
Die Idee? - Welche? Die einer Pressekonferenz oder -mitteilung? "Tools der PR"?
Protagonisten? - Deinem Beispiel folgend spricht hier der Studienleiter. Evtl. andere Experten, die bspw. für Studien mit dem Unternehmen kooperieren. Spekulation, sorry.
Verbände? - Ich müsste spekulieren. Evtl. unterstützt ein Verband die Therapie?
Der Text? - Wenn Du eine Presseinformation meinst, dann ist es wohl die PR-Agentur (Freigabeprozesse s.o.).
Geld? - Dienstleister werden von ihrem Auftraggeber bezahlt. Ergo die Agentur von dem Unternehmen. Über Honorare für die Studienleitung - noch einmal (penetrant, ich weiß) - kann ich nur spekulieren.

Und schließlich - Du neigst übrigens zu arg vielen Fragen in den Fragen, dies am Rande - Medizinjournalisten: Was sollte für uns ein ethisches Problem sein? Hier verstehe ich Dich nicht komplett. Unser Code legt fest "Under no circumstance will we provide compensation, in monetary or other form, for coverage.", falls Du das meinst.


bjoern hasse   2006-10-25  
btw, Hockeystick, über eine kurze Vorstellung Deinerseits würde ich mich - sorry, off topic - bspw. per Email durchaus einmal freuen. Durchaus aus Neugierde. Unbewandert bist Du definitiv nicht. Das ist sympathisch. Aber Du wirst verstehen, dass ich nicht weiß, mit wem ich es hier zu tun habe und welche Absichten Du entsprechend tatsächlich verfolgst.
Ich vermute in Dir keinen "Mitbewerber", aber einem anonymen 'advocatus populi' gegenüberzustehen beschränkt an mancher Stelle den beidseitigen Wunsch nach Transparenz...


hockeystick   2006-10-25  
Hockeystick declares that he has no potential conflict of interest and; in particular, for the past two years and the known future, he had and will have none of the financial relationships 1 to 7 with companies whose products or services are considered in his statements or relevant to their subject, or with their competitors:

1) ownership of stocks, stock options or shares in companies that may reasonably appear to be affected by publication of his statements;
2) employment by any organization that may reasonably appear to be affected by publication of his statements;
3) patents or patent applications whose value may reasonably appear to be affected by publication of his statements;
4) consultation fees, paid expert testimony or honoraria from companies that may reasonably appear to be affected
by publication of his statements;
5) lecture fees from companies that may reasonably appear to be affected by publication of his statements;
6) institutional research support by commercial firms or private organizations with a proprietary or financial interest
in his statements;
7) any other relationship that could be viewed as creating a potential conflict of interest and/or embarrass the author were it to become publicly known after his statements are published (e.g., participation in a scientific meeting supported by a drug company whose products are considered in his statements).

Nachtrag:

Vielleicht noch eins. Die Forschungswelt liegt mir biographisch näher als die PR-Welt, deshalb frage ich ja auch immer so blöd.

Und noch ein überflüssiger Nachtrag:

Nicht nur biographisch.


bjoern hasse   2006-10-25  
Herrlich! :-)
Und das nicht nur biographisch.


hockeystick   2006-10-25  
So lustig finde ich das gar nicht. Wenn wir über Ethik sprechen, ist das der Maßstab. Wenn es Konflikte gibt, legt man sie offen. Wenn man es nicht tut, kriegt man von mir und anderen mit dem Lineal auf die Finger.


bjoern hasse   2006-10-25  
Gut, als "einen Schritt weiter" würde ich tatsächlich eine vollständige Transparenz im Sinne von "wer steckt hinter dem Pseudonym?" bevorzugen, aber zuallererst hast Du Recht: Konflikte offen zu legen ist eine relevante Basis.

Grundsätzlich: Entschuldige meine späte Antwort auf Dein "Non-Konflikt-Statement", aber wir hatten eben jene erste verpflichtende weltweite "Schulung" nach dem aktuellen Issue der Intransparenz.
Und daraus kann ich - wie in meinem letzten Post "Walk the Talk?" - erhofft das Key Learning ziehen, dass es nicht nur mir, uns wichtig ist, transparent zu agieren und transparent zu kommunizieren, sondern dass dies eine tatsächlich globale Anforderung, auch "von oben" ist.
Off topic? Sorry. Für mich gerade wichtig.


hockeystick   2006-10-25  
Das freut mich doch zu hören. Den Lernerfolg werde ich nicht nur anhand der anstehenden Champix-Kampagne mit großer Aufmerksamkeit verfolgen und ggf. bei der BooCompany als Kommentator begleiten.


bjoern hasse   2006-10-25  
Und das freut mich zu hören. Denn nicht nur im Umgang mit der "Social Media", sondern generell braucht es kritische Beobachter. Blabla? Nein, das ist ernst gemeint. Und ich bin tatsächlich immer offen für Fragen, soweit ich sie beantworten darf. E-Mail hast Du? Hast Du. vorname.name@edelman.com. Aber es findet sich sicher auch wieder eine Diskussion, auf der wir uns lesen. Und ich hoffe, dass es keine um uns mehr ist.


hockeystick   2006-10-25  
Prima. Dann kann ich also davon ausgehen, dass mutmaßliche Pfizer-Tarnorganisationen wie die "Ärzteinitiative Raucherhilfe" und Experten mit beißendem Pfizer-Stallgeruch wie der Herr Professor Hans-Ulrich Klör und seine DGNF in der Kampagne keine Rolle spielen werden. Seinen Spruch mit dem Jumbo-Jet können ja andere auch aufsagen. Das wär ja immerhin schon mal ein kleiner Fortschritt.


bjoern hasse   2006-10-25  
Stop, und fast hätte ich schon die Seite geschlossen. Bitte noch einmal bezüglich a) Glamourösität (oben) und bezüglich b) Nutzen von "Experten" (bei Wolfgang) lesen und daraus schließen: Wenn es die Absicht des Kunden ist, mit dem Experten zusammenzuarbeiten, wird dieser Experte genutzt.
Das bedeutet nicht, dass dieser von uns (siehe bei W.) zum "Hauptprotagonisten erkürt" wird.
Nein, das steht so noch nicht fest. Aber in Bezug auf die Glamourösität: Wir können beraten. Dies aber nicht entscheiden.


hockeystick   2006-10-25  
Ach ja, und eins noch, inhaltlich gesehen: Glaubt nicht, dass ich Euch die angeblichen 20% Erfolgsrate nicht links und rechts um die Ohren hauen werde, und jedem Journalisten, der sie erzählt, noch dazu. Seiner Zeitung auch. Unter vergleichbaren hochartifiziellen Bedingungen kamen Nikotinersatztherapien regelmäßig auf deutlich bessere Werte. In der freien Natur bringen sie fast nichts. Und damit ihr nicht sagen könnt, das hättet ihr nicht gewusst, könnt ihr das zum Beispiel hier in epischer Breite nachlesen: http://whyquit.com/pr/101406.html

So. Was ist jetzt mit der Ethik? Den Auftrag canceln? Eben. Ethik und PR geht halt nicht zusammen.

Und noch was: kommt mir bitte nicht mit "What can we do to get you to stop writing about our companies?". Forget it.


bjoern hasse   2006-10-26  
Ich gebe zu: es zieht sich etwas. Aber gut. Ich gehe auf Deine Punkte der Reihe nach ein.
a) Transparenzprobleme. Ob diese vom Kunden gewünscht sind? Lies bitte bei Wolfgang nach: "Wie die Gruppen [oder hier Meinungsbildner] konkret damit umgehen, liegt leider nicht immer in unserem Einflussbereich oder dem der Unternehmen."
Noch einmal: Der Experte muss und wird die Tätigkeit, wenn sie honoriert wird, an seinen Arbeitgeber melden. Und er sollte, wie auch Du es getan hast und wie Strappato (Warst Du das, finde es gerade nicht?) es anhand der Studien-"Einleitung" erklärt hat, diese Honorierung bzw. mögliche Interessenskonflikte transparent machen. Die von Dir bei Wolfgang erwähnte Kampagne und ihre Seite tut das. Aber auf dieser wirken m.E. auch Kunde und Agentur mit und können diese Transparenz einfach herstellen.
Die Frage muss also lauten - wenn es um konstruktive Forderungen geht - "Warum macht XY das nicht transparent?"

b) Der sympathische Mittvierziger? Nicht schlecht. Direkt mal notiert. Aber 1. gibt es leider schon. Und die hören auch manchmal einfach so auf. Ohne NET. Und 2. Würde dieser auf seinem "kleinen Blog" festhalten, wer ihn da motiviert, mit dem Rauchen aufzuhören, wäre es transparent. Btw: Verschreibungspflichtige Präparate dürfte man ihm dennoch nicht kostenfrei und einfach so zu Verfügung stellen...

c) Erfolgsraten? Um "unsere" Ohren hauen? Weil wir diese kommunizieren? O.k., das gehört zu unserer Dienstleistung dann wohl dazu. Ob diese Studiendaten - oder die von Dir erwähnten - die "besseren" sind, würde ich allerdings eher dem IQWiG bzw. den HTAs überlassen.

d) Deine Zusammenfassung "Was ist jetzt mit der Ethik?". Passt nach den Punkten a) bis c) nicht. Überhaupt nicht. Und "Ethik und PR geht halt nicht zusammen." passt ebenso wenig. Ich oder wir sind der festen Überzeugung, dass sie zusammenpassen müssen.

e) "Und noch was". Das ist abschließend eine vollkommen unnötige Spitze. Oder hattest Du vorher irgendwo den Eindruck, ich müsste zu solch unethischen Mitteln greifen? Nein? Danke. Denkst Du, ich würde Dich auf Linie bringen wollen? Ja? Das ist falsch. Du hast Deine - gefestigte - Meinung, ich habe meine. Ich weiß und akzeptiere vollkommen, dass Du meine nicht annehmen willst und musst und wirst.
Aber schade ist es, dass Du mir teilweise die Argumente wieder vorsetzt, die ich m.E. vorher bereits durchleuchtet habe.


hockeystick   2006-10-26  
a) Da kommen wir auf keinen grünen Zweig. Wenn ich den Leuten im Auftrag einer Tarnorganisation etwas erzähle, ohne die Hintergründe zu erwähnen, dann ist es eben auch mein ganz persönliches Transparenzproblem. Und dass die Experten ihre Interessenkonflikte von sich aus Transparent machen, kann ja nur ein schlechter Witz sein. Dass sein Arbeitgeber das weiß, mag ja sein. Leute wir Klör publizieren kaum in angesehenen Zeitschriften, daher habe ich zum ersten Mal bei Wolfgang schwarz auf weiß gelesen, dass er mit Pfizer regelmäßig "zusammenarbeitet". Davor konnte ich mir das natürlich denken. Aber ob sich das jeder Zeitungsleser denken kann?

b) Schade, ich dachte, das wäre eine Knalleridee von mir. Wenn dasteht, wer ihn bezahlt, ist das ok. (Aber ob das dann noch einer liest?)

c) Wenn Du den Text genau liest, dann kann man bei den angeblichen 20% Erfolgsquote nur von einem unverschämten Täuschungsmanöver sprechen. Aus einer ganzen Reihe von Gründen. Ich bin zuversichtlich, dass das Arznei-Telegramm zu einer ähnlichen Ansicht gelangen wird. Und ob sich das IQWiG jemals mit Champix/Chantix befassen wird/muss, wage ich dann doch sehr zu bezweifeln. Wer den Leuten erzählt, nach Einnahme von dem Zeug wären nach einem Jahr 20% der Probanden Nichtraucher gewesen, der verkürzt die Wahrheit jedenfalls so stark, dass für mich der Begriff "Lüge" nicht völlig unpassend erscheint.

d) Wenn ich den Leuten vormachen müsste, hier wäre eine ganz tolle selbstlose Nichtraucherorganisation, und die wüssten auch ein ganz tolles Präparat, und privat würde ich meinem Kumpel erzählen müssen: glaub denen kein Wort, die sind von Pfizer bezahlt, und das Präparat bringt praktisch nichts, hol dir lieber einen Pfefferminzkaugummi, das bringt mehr, dann hätte ich für meinen Teil ein ethisches Problem.

e) Ich bitte um Entschuldigung für die Bemerkung. Anlass war, dass ich festgestellt hatte, dass BooCompany inzwischen nicht mehr bei Technorati indexiert wird. Ich bin aber inzwischen zu der Überzeugung gelangt, dass das nur ein technisches Versagen ist. Ich glaube ja an das Gute im Menschen, hatte ich das schon gesagt?


bjoern hasse   2006-10-26  
Ich versuche es kurz zu halten:
a) Auftraggeber wäre hier das Pharmaunternehmen, in dessen Namen bspw. Pressemitteilungen verfasst/versendet werden (zur Erinnerung: Freigabeprozess, siehe oben). Der Kunde findet sich dabei immer auf den versandten Materialien. Was an "die Medien" geht, ist insofern klar mit Absender versehen. Transparent.
Tarnorganisation = ich denke, dies erklärt zu haben. Bitte sieh Dir mein vorherigen Kommentar zu a) noch einmal an.

b) Knalleridee. Wirklich.

c) Ich bin ebenso zuversichtlich, dass das Arznei-Telegramm, und sicher ebenso die "Gute Pillen - schlechte Pillen" dazu Stellung bezieht. Auch auf der "Wissen"-Seite der SZ finden sich manchmal lesenswerte kritische Beiträge und Verweise. Dagegen ist doch auch nichts einzuwenden! Ohne mit Dir - Du sagtest, Du entstammst der "Wissenschaft" - über Studiendesign diskutieren zu wollen: Die Ergebnisse klinischer Studien zu kommunizieren ist für mich nicht unethisch.

d) Meines Wissens spricht sich die Orga nicht für ein Produkt, sondern bspw. für NET generell und in Kombination mit anderen Maßnahmen aus. Aber es geht auch nicht um die Orga, "als Experte genutzt" wird wenn dann der Experte. Noch einmal bei Wolfgang lesen: "Das letzte gemeinsame Projekt im November 2005 war der PR-Support der ersten Pressekonferenz." Das war es. Tatsächlich.

e) Wir sollen jetzt nicht auch noch über Technorati diskutieren, oder? Und wenn, dann frag Wolfgang. Sorry, ich arbeite an den Themen, die wir gerade diskutieren.


hockeystick   2006-10-26  
Vielleicht nur kurz zu c): Es kommt eben darauf an, WIE man sie kommuniziert. Der verlinkte Beitrag kommuniziert die Ergebnisse der gleichen Studien in etwas größerer Ausführlichkeit. Und während die Art der Kommunikation dieser Ergebnisse bei Präparaten wie Champix vielleicht in erster Linie über den wirtschaftlichen Erfolg einer Produktes entscheidet, ist es bei Präparaten wie Vioxx buchstäblich eine Frage von Leben, Tod und Invalidität. Und die Journaille und die PR kann sich da eben NICHT die Hände in Unschuld waschen. Meine ich.








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