Pfizer bekämpft Arzneimittelfälschungen

Über die Bemühungen von Ratiopharm den Apothekenhandel unter Kontrolle zu bekommen habe ich hier berichtet.

Es geht auch anders: In Grossbritanien hat Pfizer eine Exklusivvereinbarung über den Vertrieb der Medikamente des Unternehmens mit UniChem, dem Grosshandelszweig des grössten europäischen Apothekenkonzerns Alliance-Boots abgeschlossen.

Pfizer begründet dies in einem Brief an die Unterhausabgeordneten mit der Gefahr von Arzneimittelfälschungen, die ein wachsendes Problem darstellen würden. Pfizers Produkt Viagra ist besonders betroffen, was jeder anhand der Spam-Mails sehen kann. Nun wird dies kurzerhand zum Anlass genommen, den Medikamentenhandel stärker in den Griff zu bekommen - und die Konkurrenz durch Parallel-Importeure auszuschalten.

Unter diesem Blickwinkel bekommen die Beiträge zu Arzneimittelfälschungen, die in den letzten Wochen in den Medien zu sehen waren einen anderen Anstrich. Beispiel: hier, hier oder hier.
 
[Counterfeit drugs]
Autor: strappato   2006-11-23   Link   (6 KommentareIhr Kommentar  


hockeystick   2006-11-23  
Da werden von den Apothekerverbänden und anderen interessierten Kreisen oft gewaltige Zahlen genannt (zwischen 1 und 15 Prozent aller Medikamente seien gefälscht).

Auf der anderen Seite war letztes Jahr in der Welt zu lesen: In Deutschland weiß der Verband der Forschenden Arzneimittelhersteller (VFA) in Berlin bundesweit nur von drei Fällen von Totalfälschungen in den letzten 15 Jahren. Einer betraf illegal hergestellte Anabolika, die auf dem Schwarzmarkt vertrieben wurden. Die beiden anderen waren verschreibungspflichtige Medikamente. Um 1990 herum gelangte ein Herzmedikament mit nur der halben Dosis des Wirkstoffes Nifedipin in den Handel, berichtet VFA-Geschäftsführer für Forschung, Entwicklung und Innovation, Siegfried Throm. Ebenfalls unterdosiert sei vor rund 20 Jahren ein Diabetespräparat mit dem Wirkstoff Glibenclamid gewesen. In beiden Fällen habe es keine Probleme gegeben, weil die Medikamente schnell entdeckt und zurückgerufen worden seien.

Was stimmt denn nun?


strappato   2006-11-23  
Die WHO nimmt sich dem Problem ja mit einer Taskforce an. Weil es in der Hauptsache ein Problem von Ländern ist, die kein sicheres Distributionssystem für Arzneimittel haben, wie die meisten Entwicklungsländer. Dort werden die Medikamente einzeln verkauft, zum Teil bei Strassenhändlern. Ich sehe, dass dies von interessierten Kreisen genutzt wird. Von den Apotheken gegen Versandhandel, aber auch von den Pharmakonzernen, um Parallelimporte und andere Dinge, die den Profit schmälern zu unterbinden. Alles im Dienst der Arzneimittelsicherheit. Der Experte, der oft zitierte Bonner Pharmakologe und ehemaliger Präsident des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte, tritt gerne auf von der Pharmaindustrie gesponserten Veranstaltungen auf und warnt vor der riesigen Dunkelziffer.


hockeystick   2006-11-23  
Man beachte, ich bin eines der wenigen "echten" Arbeiterkinder, die es zum C4-Professor brachten, mein Vater war bei meiner Geburt Maurer.

Also fass ihn nicht zu hart an.


strappato   2006-11-23  
Die Internetseite ist ja faszinierend. StudiVZ lässt grüssen.

Das ist nett:

- Ernennung zum Universitäts - Professor für "Drug Regulatory Affairs" an der Universität Bonn.
- Rücktritt als Vorsitzender der DGRA wegen möglicher Interessenkonflikte mit den Aufgaben am Lehrstuhl.

Hört sich sehr honorig an. Den Grund erfährt man erst woanders: Die Deutsche Gesellschaft für Regulatory Affairs und die Universität Bonn bieten mit dem weiterbildenden Studiengang „Drug Regulatory Affairs“ erstmals eine akademische Ausbildung für RA in Deutschland an. Die Ausbildung schließt mit dem Titel „Master of Drug Regulatory Affairs“ ab.


hockeystick   2006-11-23  
Auf dem Boden von Neutralität, Unabhängigkeit und Wissenschaftlichkeit will die DGRA alle aufrufen, dem Standort Deutschland in der pharmazeutisch-medizinischen Welt auch regularisch den Platz zu schaffen, den er bereits wirtschaftlich einnimmt, nämlich Platzziffer 1.

Na herzlichen Glückwunsch. Und das alles gesponsort von IMS.


hockeystick   2006-11-23  
Alternativ kann man auch an der Universität Duisburg-Essen studieren: Neben Vertretern nationaler und internationaler Zulassungs-Behörden, Beratern aus dem Health Care Sektor, Forschungs-Auftragsfirmen (Contract Research Organizations, CRO) oder Pharma-PR Managern liest sich die Lektorenliste bzw. die Liste deren Arbeitgeber wie das „Who is Who“ der Pharmazeutischen Industrie: Aventis, Bayer, Novartis, Glaxo-SmithKline, Knoll AG, Schering, Altana Pharma oder Fresenius, um nur einige zu nennen.

Ich muss meine offenbar überkommene Vorstellung von dem Begriff "Universität" verwerfen.








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