Neoliberaler Gesundheitsvergleich: D auf Platz 5 - Update Das Deutsche Ärzteblatt meldet: Gesundheitssystemvergleich: Deutschland auf Platz fünf. Als Initiator des Rankings wird das in "Brüssel ansässige Beratungsunternehmen Health Consumer Powerhouse (HCP)" genannt - ohne nähere Erklärungen. Zur Einordnung: Das HCP ist Teil eines neoliberalen Netzwerks, das mit Unterstützung der Pharmaindustrie Lobbyarbeit für ein marktradikales Gesundheitswesen macht. Unter Patientenorientierung versteht das HCP den Traum der Pharmaindustrie: Kunde statt Patient, Leistungen statt Engagement, Verträge statt Vertrauen. Was das HCP als Verbesserung der Patienteninformation vorstellt, zielt auf Aufhebung der Werbebeschränkungen für Arzneimittel ab: If information is limited there is no way for the consumer to make good choices. Therefore it is unacceptable that certain countries have put up bans on the right of care providers to communicate with the consumer via third parties. Nor should the citizens be banned from seeking and digesting certain types of information. Here the legislation on EU level should improve according to the principles of freedom of information, care consumer empowerment and partnership in care. -- Update Ich habe mir mal das externe Expertenpanel zu dem Bericht angesehen. Darunter: Juan Acosta und Frank Ahedo, zwei Manager des Unternehmens "Best Docters", das privat finanzierte Ärzte für Zweitmeinungen vermittelt. Einige private Krankenversicherungen übernehmen die Kosten. Dann Tom Kass, Chef des Bereichs Gesundheitswesen einer schweizer Privatbank, der früher bei den Consulting-Unternehmen PricewaterhouseCoopers und KPMG gearbeitet hat - und ehemaliger Vize-Präsident für "International Business Development and Strategic Marketing" bei Svenska Tobaks, des grössten schwedischen Tabakunternehmens (seit 1992 Teil von "Swedish Match"). Desweiteren Meni Malliori, Professorin für Psychiatrie an der Universität Athen und stellvertretender Vorstandsvorsitzende des Europäischen Zentrum zur Prävention und Bekämpfung von Seuchen (ECDC), vorher Mitglied des Europäischen Parlaments. In ihrer Zeit als Europaabgeordnete war sie Mitglied des Ausschuss für Technikfolgenabschätzung des Europäischen Parlaments STOA (Scientific and Technical Options Assessment), das zur Zeit eine wichtige Rolle bei der Einigung über eine Patent-Strategie der EU spielt. Leonardo la Pietra, medizinischer Leiter des European Institute of Oncology, das eng mit der Pharmaindustrie zusammenarbeitet. Denitsa Sacheva, seit 2001 Direktorin für Internationale Angelegenheiten und Öffentlichkeitsarbeit am Internationalen Institut für Gesundheitsversorgung und -versicherung in Sofia, Bulgarien vorher zwei Jahre Büroleiterin des bulgarischen Gesundheitsministers. Sie war Mitglied des Beratergermiums der bulgarischen Europaministerin, die seit diesem Jahr das Amt des Verbraucherschutzkommisars der europäischen Kommission inne hat. Ausserdem lehrt Denitsa Sacheva Gesundheits-Kommunikation an der London PR School und sitzt für Bulgarien in dem internationalen PR-Verband IPRA im Vorstand und ist Mitglied des European Association of Communication Directors, einem Verband der PR-Leiter der grossen europäischen Konzerne - darunter die Pharmaindustrie. Alles EU-Lobbyisten auf hohem Niveau. Da irritiert ein wenig das deutsche Mitglied in dem Expertenpanel: Katrin Grüber, früheres Mitglied des NRW-Landtags für die Grünen und Leiterin des Institutes Mensch, Ethik und Wissenschaft, das von der Behindertenselbsthilfe und den freigemeinützigen Trägern finanziert wird. Ich bin da noch unschlüssig, würde aber eine Portion Naivität nicht ausschliessen. -- Noch ein Update Die Journalistin hat das Thema noch bei der FTD untergebracht, und zitiert den Studienleiter: Der Index stelle vielmehr einen Versuch dar, die Qualität der medizinischen Dienstleistungen und die Transparenz der Gesundheitssysteme aus Patientensicht zu bewerten.
Wer diesen Versuch bezahlt hat, bleibt auch hier offen.[PatientView]
mager 2007-10-01 >> Kommentieren |
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