Vertrauen zählt Der Pharmakonzern Johnson & Johnson (J&J) macht sich Sorgen um seinen Ruf. Lange Zeit war J&J besonders um ethisch einwandfreie Geschäftspraktiken bemüht. Das brachte das Unternehmen in den Vertrauens-Rankings als einziges Pharmaunternehmen regelmässig auf die oberen Plätze. Der hat dieses Jahr gelitten. Anfang des Jahres musste das Unternehmen einräumen, dass es im Zusammenhang mit dem Verkauf von Medizinprodukten zu unerlaubten Methoden in Auslandmärkten gekommen war. Neue ethisch fragwürdige Wege beschritt der Konzern mit einem Werbe-Dokumentarfilm. Im Juni wurde bekannt, dass J&J Produkte in den USA mit zweifelhaften, karitativ verbrämten, Direktmarketing-Methoden an dem Konsumenten bringen will. J&J sicherte sich ausserdem hunderte Negativ-Domains, um Kampagnen gegen den Süssstoff Splenda zu erschweren. Schlechte Presse erzeugte in den USA der von J&J angezettelte Rechtsstreit mit dem Roten Kreuz, der zu Gunsten der Hilfsorganisation ausging. 2007 haben sich die Indizien verdichtet, dass J&J die Risiken des Verhütungspflasters Ortho Evra verschwiegen hat. Einer Tochterfirma kostete die Bestechung von Orthopäden $84,7 Millionen Strafe. 2007 war auch das Jahr, in dem die Medikamenten beschichteten Koronar-Stents und die Werbeaussagen der Hersteller das Vertrauen eingebüsst haben. Eine Werbekampagne von J&J erscheint da eher als der hilflose Versuch, das angeschlagene Image der teuren Herzimplante aufzupolieren. Intern läuft ebenfalls nicht alles rund. Ein Kostensenkungsprogramm und massive Umstrukturierungen sollen 2008 $1,6 Milliarden Einsparungen bringen. 4800 Mitarbeiter werden freigesetzt, was in Belgien bei der Tocherfirma Janssen Pharmaceutica zu Streiks führte. Genug Gründe, um in "Reputation Management" zu investieren. J&J hat die Unternehmensberatung ReputationInc engagiert, um Strategien zu entwickeln, wie die Reputation von J&J verbessert werden kann. In diesem Rahmen werden auch in Deutschland Befragungen durchgeführt: Von: "xxx [JACDE] xxx@jacde.jnj.com> Datum: xx. November 2007 An: xyz Betreff: Befragung zum Thema Vertrauenswürdigkeit Sehr geehrter Herr xyz, erklärtes Ziel von Janssen-Cilag ist es, ein vertrauensvoller Partner für alle Beteiligten im Gesundheitswesen zu sein. Nur wenn wir deren Bedürfnisse und Erwartungen genau kennen, können wir ihnen genügen. Wir bemühen uns um Erkenntnisse, die uns helfen, unsere Aktivitäten, unser Verhalten und die Zusammenarbeit mit unseren Partnern ständig zu verbessern. Zur Zeit führen wir daher eine Studie zum Thema Vertrauenswürdigkeit durch. Sind wir ein verlässlicher Partner, der seine Verpflichtungen und seine Versprechen erfüllt? Was macht uns zu einem glaubwürdigen Unternehmen und wo liegen Schwachstellen? Da uns Ihre persönliche Meinung sehr wichtig ist, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie uns hierbei unterstützen und uns Ihre Sicht zur Vertrauenswürdigkeit von Janssen-Cilag mitteilen würden. Zu diesem Zweck haben wir das Meinungsforschungsinstitut "ReputationInc" beauftragt, das sich Anfang nächster Woche telefonisch mit Ihnen in Verbindung setzen und um die Beantwortung einiger Fragen zu diesem Thema bitten wird. Die Erhebung ist für uns eine Pilotstudie bei einem sehr ausgewählten Kreis von wichtigen Akteuren im Gesundheitswesen. Selbstverständlich bleiben Ihre Antworten und Kommentare absolut anonym und werden ausschließlich durch das Meinungsforschungsinstitut verwendet. ... Mit freundlichen Grüßen xxx Janssen-Cilag GmbH Geschäftsführer Die einfachste Lösung wäre ja transparente und ethisch verantwortungsvolle Kommunikation und Unternehmensführung. Das Blog ist da ein kleiner aber feiner Anfang. [Pharmaindustrie]
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