Verhaltenskodex

2006 war das Jahr in der blogs kommerzielle Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben. Ich sehe die Gefahr, dass blogs und blogger durch das Verhalten einiger blogger diskreditiert werden. PR-Knechte, Mietschreiber, Jubelperser, Blogvermarkter, social media-Berater und andere machen aus blogs cross-media- und Selbstbeweihräucherungs-Plattformen und verkaufen dies als Information.

Daher habe ich meinen persönlichen Blogger-Verhaltenskodex aufgestellt. Darf gerne auch diskutiert werden.
  1. In diesem blog sind veröffentlichte Nachrichten und Informationen mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft. Unbestätigte Meldungen, Gerüchte und Vermutungen sind als solche erkennbar. Nachträgliche Änderungen werden vermieden und gegebenenfalls kenntlich gemacht.
  2. Zitate werden kenntlich gemacht und nicht den Sinn verzerrend wiedergegeben. Bei durch Bildbearbeitung veränderten Fotos werden die Änderungen offen gelegt. Wo immer möglich und sinnvoll, werden alle Informationen auf der Website mit Referenzen auf die Quelle oder mit entsprechenden hyperlinks versehen.
  3. Veröffentlichte Nachrichten oder Behauptungen, insbesondere personenbezogener Art, die sich nachträglich als falsch erweisen, werden in dem blog in angemessener Weise richtig gestellt.
  4. Werbung, PR und anderes der Verkaufs- oder Imageförderung dienendes Material wird Benutzern nur als Gegenstand der Berichterstattung dargeboten und in einem Kontext, der eine klare Trennung zwischen diesem und dem originären Inhalt ermöglicht.
  5. Dieses blog respektiert die Vertraulichkeit von Daten, die sich auf individuelle Personen, einschliesslich derer Identität beziehen. Ich garantiere uneingeschränkten Informantenschutz.
  6. Sponsoren und Unterstützer des blogs werden klar genannt, einschliesslich kommerzielle und nicht-kommerzielle Organisationen, die finanzielle Mittel, Dienstleistungen oder Material für dieses blog zur Verfügung gestellt haben.
  7. Beiträge in diesem blog werden nicht durch private oder geschäftliche Interessen Dritter oder durch meine persönliche wirtschaftliche Interessen beeinflusst. Wo der Anschein erweckt werden könnte, wird die Art der Beziehung offen gelegt.
  8. Sofern Werbung eine Einnahmenquelle ist, wird auf diese Tatsache klar hingewiesen. Eine kurze Darstellung der Werberichtlinien findet sich auf dem blog.
  9. Kommentare zu den Einträgen werden anhand dieser Verhaltensrichtlinien beurteilt. Beleidigende, ehrverletzende oder werbliche Kommentare werden in jedem Fall gelöscht. Die Kommentare unterliegen den Lizenzbedingungen des blogs, bleiben urheberrechtlich Eigentum des Kommentators und werden von mir nicht ohne Angabe der Quelle weiterverwendet.
  10. Dieses blog verpflichtet sich, die juristischen Mindestanforderungen und anerkannten Kodizes, die für medizinische/gesundheitsbezogene Informationen existieren, einzuhalten oder zu übertreffen.
Version 1.2 - 15. Juni 2007


Änderungshistorie
1.1
Punkt 10: Ersetzung von "Daten" durch "Informationen".

1.2 (15.6.2007)
Punkt 9: "Creative Commons" gestrichen.


Bis 14.6.2007 habe ich meine Beiträge unter der CC-Lizenz 2.0 (by-nc-nd) veröffentlicht.
 
[heile Welt]
Autor: strappato   2006-12-31   Link   (7 KommentareIhr Kommentar  


meonly   2006-12-31  
Dazu fiel mir spontan das hier wieder ein:
http://www.blogdiplomatie.de/index.php/2006/04/18/sozialer_kiosk_2_0/#comment-231


strappato   2006-12-31  
Solche Grundsätze bedeuten für mich nicht, dass das blog "brav" ist. Es sind Grundsätze, die erst dafür sorgen, dass der Leser die Informationen bewerten kann. Dadurch erhält z.B. eine brisante Information überhaupt ihre Bedeutung. Wenn klar ist, dass es nicht nur so aufs Blaue hinein phantasiert ist, sondern auf ein Mindestmass an Validität beruht.

Blogs sind vielfältig und vielseitig. Passt nicht auf alle blogs, aber entspricht der Intention, mit der ich blogge.

Ansonsten sind da einige Dinge drin, die von allgemeiner Bedeutung sind. Beispielsweise der Umgang mit Kommentaren. Ich habe schon blogs gesehen, die auf dem Standpunkt stehen: "Mein blog - meine Kommentare. Kann ich mit machen, was ich will" - das sollte man wissen, wenn man kommentiert. Oder auch die Frage der Kennzeichnung von Zitaten und Material, das nicht auf den eigenen Mist gewachsen ist.

Das hat sicher auch etwas mit der eigenen Sozialisation zu tun. Ich komme aus der Wissenschaft. Auch in meinem jetzigen Job wird verlangt, dass die Quellen, auf die meine Analyse und Empfehlungen beruhen, genannt werden und seriös sind, bis hin zur Bewertung der Qualität der verwendeten Studiendaten.


gn8   2007-01-01  
Die sieben pixel und das eine pixelpixel finde ich lustig, das Jahr fängt in jeder Hinsicht humorvoll an. Der ganze Codex ist Asche bei Anonymität (ich habe zufällig auch die eigene Topten gelesen), ganz nett, voller Humor, mehr aber nicht. Besonders Punkt 4 würde jede PR-Agentur unterschreiben, die machen das auch immer nur als Information und Berichterstattung, jeder andere Hintergrund ist denen völlig fremd (deshalb brauchen die dann auch nix zu kennzeichnen). Lassen wir es einfach dabei: wie müssen uns selbst in jedem einzelnen Fall darum kümmern wem und was wir trauen wollen und können und wem oder was nicht. Das ist der Preis der Freiheit. In diesem Sinne: ein gutes neues Jahr und Fernbleiben von Magen- und sonstigen Geschwüren!


hockeystick   2007-01-02  
Ich bin bislang gut mit folgender Arbeitshypothese gefahren: Sei n die Gesamtzahl der Zeichen in allen Kodizes einer Organisation. Dann errechnet sich der Glaubwürdigkeitskoeffizient g als g=1/(1 + n) .


strappato   2007-01-02  
Ich sehe kodifizierte Verhaltensrichlinien gar nicht so negativ. Sie bieten einen Massstab, an dem man die Praxis messen kann. Wichtiger noch intern als extern. Sozusagen Leitplanken für das eigene bloggen. Dazu muss man sich auch über den Weg und das Ziel klar werden, dann kann man erst mit dem Leitplanken Bauen anfangen.

Einige Dinge erscheinen trivial oder selbstverständlich. Was die Vermutung nährt, das man es so ernst damit doch nicht nimmt. Jedoch haben die Diskussionen im letzten Jahr um die Ethik und Monetik von blogs und bloggern mir gezeigt, dass vieles doch nicht so selbstverständlich ist. Vielmehr scheint ein "blogger dürfen alles" zu überwiegen. Bei den Debatten über die Grenzen der blog-Vermarktung halten sich die meisten zurück. In meinen Augen, um sich keine Chancen auf Einnahmen zu verbauen.

Im übrigen stehen wir am Anfang. blogs werden auch als Einnahmequelle gesehen werden. Damit steigt der Druck zu veröffentlichen, Aufmerksamkeit zu erzeugen oder Kooperationen einzugehen.

Obwohl dies mich nicht betreffen wird, halte ich ein paar Entscheidunshilfen für den unwahrscheinlichen Fall überlegenswert.

Was die Anonymität angeht. Ich mache mir da keine Illusionen. Absolute Anonymität gibt es im Internet nicht, man kann nur die Suche erschweren. Insofern ist der Versuch der Formulierung meiner Verhaltensgrundsätze auch eine Art Versicherung für mich, trotz der Artikel im blog noch ernstgenommen zu werden, falls die Anonymität verlustig geht - ob gewollt oder ungewollt. Im nächsten Leben heisse ich Peter Müller (1 Million google-hits).


hockeystick   2007-01-02  
Die obige Formel habe ich anhand des "Kodex von Lissabon" und der "Verhaltensempfehlungen für die Zusammenarbeit der pharmazeutischen Industrie mit Ärzten" in nächtelanger Arbeit exakt kalibriert, möglicherweise ist sie aber nicht direkt auf Blogs übertragbar.

Bei Blogs ist es aus meiner Sicht eher so wie mit Bekanntschaften im richtigen Leben. Es gibt da draußen ein paar Leute, denen traue ich mehr, anderen eher weniger. Eine auffällige Korrelation des Faktors Glaubwürdigkeit mit dem Faktor Anonymität kann ich übrigens nicht feststellen, wenn ich meine kurze Liste so durchgehe.

Und wenn ein Bekannter von mir anfangen würde, mir abends beim Bier einen Bausparvertrag aufzuschwatzen, dann würde er in meiner Glaubwürdigkeitsskala ein gutes Stück abrutschen, mit oder ohne Kodex.


gn8   2007-01-02  
Mit den Codizes ist es aus meiner Sicht eher so, wie mit dem Annageln von Puddings an Wände. Ich bin zwar mathematisch eine Niete, aber g habe ich doch rausbekommen. Ich halte ein wenig Anonymität für völlig in Ordnung. Übrigens bremse ich mich selbst schon mal beim Nachforschen mit dem Gedanken "Was mache ich hier eigentlich?" und lasse es dann. Aus Respekt vor der Entscheidung eines anderen Bloggers.

Ein richtig gutes neues Jahr wünsche ich! Man liest sich.








Stationäre Aufnahme












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