Ende von Geschäftsmodellen

Von Verlagen wird behauptet, dass diese angesichts des Internets ziemlich ratlos sind und nach Strategien für neue Geschäftskonzepte suchen. Eine kurze Presseschau der letzten Tage zeigt, dass auch in der Pharmaindustrie alte Business-Modelle abgewirtschaftet haben, ohne dass ein Weg zu sehen ist, wie die Spitzengewinne auch in Zukunft gesichert werden können. Wobei hier das Internet ausnahmsweise mal keine Rolle spielt.

Die Konkurrenz durch patentfreie Generika, Preisdruck auf den Hauptmärkten und auslaufende Patente von Blockbustern in den nächsten 5 Jahren machen Big Pharma zu schaffen. Das Wall Street Journal Health Blog fasst die Lage der Pharmabranche zusammen.

Ein Ausweg: Biotech. Gentechnisch hergestellte Wirkstoffe, wie beispielsweise monoklonale Antikörper versprechen die zielgenaue Therapie von Erkrankungen wie Krebs oder Autoimmunerkrankungen. Diese Medikamente setzen neue Schmerzgrenzen bei den Kosten der Behandlung. Wie lange sich die Gesundheitssysteme diese nicht objektiv zu rechtfertigen Preise gefallen lassen, ist fraglich. Der Widerstand der Krankenkassen gegen die Gewinnmaximierung im Fall von Lucentis® lässt Grenzen erahnen.

Dabei ist der Markt für Krebstherapien der einzige wirklich lukrative. Analysten erwarten gegenüber dem Gesamtmarkt doppelt so hohe Steigerungsraten und einen weltweiten Umsatz von $92 Milliarden in 2011. Letztes Jahr waren über 650 biotechnisch hergestellte Wirkstoffe gegen Kreb in den letzten Phasen von klinischen Zulassungsstudien.

Die Berater der Boston Consulting Group haben die Situation auf einer "Landkarte" analysiert. Abhängig vom Preisdruck in den jweiligen Ländern halten sie den Bereich der Volkskrankheiten wie Diabetes, KHK, Asthma oder Antibiotika für "wasteland". Konkurrenz durch Generika und niedrige Preise lassen keine Gewinne zu. Wirtschaftlich attraktiv sind einzig neue Medikamente z.B. gegen Krebs, HIV, Autoimmunerkrankungen, Alzheimer und andere Leiden, bei denen die bisherigen Therapien unzureichend sind ("unmet need") - oder das Marketing diesen unmet need zeigen kann.

Die Entwicklung dieser Präparate gleicht jedoch einem Glücksspiel, so beschreibt es eine Reportage in der Business Week, in der die Anstrengungen des Biotechkonzerns Genentech bei der Entwicklung von Biologicals gegen Autoimmunerkrankungen geschildert werden. Als Hersteller von Lucentis® und Avastin® hat Genentech in den letzten Monaten die härtere Gangart bei der Erstattung am eigenen Leib erfahren.

Die Unternehmen können bei dem Spiel um hohe Einsätze auch verlieren. Genentech musste gestern einen Rückschlag bei der Zulassung von Avastin® zur Behandlung von Mammakarzinomen hinnehmen. Der Aktienkurs brach um 9% ein.

Keine guten Aussichten. Pharmapapiere lassen bei Aktienbesitzern schon seit einiger Zeit keine rechte Freude aufkommen. Ratlosigkeit - und so wird weiter cost-cutting als Ausweg betrieben. Mit Bristol-Myers Squibb hat ein weiterer Pharmakonzern Streichungen von 10% der Mitarbeiter angekündigt.
 
[Pharmaindustrie]
Autor: strappato   2007-12-06   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  








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