Champix®-Marketing (III) Die Kampagne Rauchfrei Durchstarten von Pfizer für die Rauchentwöhn-Pille Champix® (in den USA Chantix®) wird auch in Arztpraxen gefahren. Dazu gehören Plakate fürs Wartezimmer und eine 36-seitige Broschüre, die zum Rauchstopp motivieren soll, aber in grossen Teilen wie die Langversion der Warnhinweise auf den Zigarettenpackungen wirkt. Anbetracht der Werbeeinschränkungen für verschreibungspflichtige Arzneimittel wird darin relativ direkt für Champix® getrommelt:
Pfizer taucht nur auf der letzten Seite in kleinen Lettern, ohne Logo und kontrastarm mitten im Foto als Herausgeber auf. Dafür umso dominanter Organisationen, die mit Gastbeiträgen ihren Teil zum Champix®-Marketing beitragen und dem Werk den Anschein unabhängiger Information geben.
Immerhin haben es die Risiken der Champix®-Therapie bis in die Berliner Zeitung geschafft - wenn auch abgeschwächt. [Champix]
hockeystick 2008-06-02 "wenn auch abgeschwächt"
Auch Andreas Heinz, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Berliner Charité, Campus Mitte, hält die Antiraucherpillen für sinnvoll. "Natürlich sollte jeder Raucher zunächst versuchen, ohne Medikamente von der Zigarette wegzukommen", sagt er. Doch wenn man bedenke, dass in Deutschland jedes Jahr mehr als hunderttausend Menschen an den Folgen des Rauchens sterben, erscheine manche Nebenwirkung vielleicht weniger abschreckend. "Andreas Heinz has received research funding or speakers fees from AstraZeneca, Bristol-Myers Squibb, GlaxoSmithKline, Ely Lilly, Janssen-Cilag, Johnson & Johnson, Lundbeck, Novartis, Organon and Pfizer."
Wenn man die deutschen Medien zum Thema "Pharma & Medizin" sieht, wird man demütig und bescheiden.
Auch Andreas Heinz, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Berliner Charité, Campus Mitte, hält die Antiraucherpillen für sinnvoll. Heinz erhält Honorare und Forschungsgelder von zahlreichen Pharmakonzernen, darunter auch vom Champix-Hersteller Pfizer. "Natürlich sollte jeder Raucher zunächst versuchen, ohne Medikamente von der Zigarette wegzukommen", sagt er. Doch wenn man bedenke, dass in Deutschland jedes Jahr mehr als hunderttausend Menschen an den Folgen des Rauchens sterben, erscheine manche Nebenwirkung vielleicht weniger abschreckend.
Ein Sätzchen dazu, und der Artikel wäre ganz OK.
Ich muss mich korrigieren, es fehlt leider noch ein Satz:
Leider gibt es bisher keine Studien, die sagen, welches Medikament für welchen Raucher besser geeignet ist", sagt Anil Batra von der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Tübingen. Batra war von Beginn an in die PR-Kampagne für Champix involviert und erhält darüberhinaus Forschungsgelder von Pfizer. Der Suchtmediziner empfiehlt Champix oder Zyban all jenen Rauchern, die den Absprung auf andere Weise nicht geschafft haben. Ich würde die Autorin Anke Brodmerkel gerne fragen, wie sie ihre Gesprächspartner auswählt, aber ich finde keine Kontaktmöglichkeit. Das spricht auch für sich. Hier ist uns Batra schon einmal begegnet.
Nein, das spricht eher für die Berliner Zeitung. Haben die überhaupt Internet? Montgomerys und seine Firma Mecom presst den Verlag und die Mitarbeiter aus wie eine Zitrone.
Brodmerkel ist offenbar eine Freie, und sie weiß, welche Fähigkeiten man in dem Beruf braucht:
Anke Brodmerkel (33) studierte Biologie und Chemie auf Lehramt und ist als freie Journalistin für verschiedene Printmedien tätig. Sie wird erzählen was sie bewegt hat, sich für diesen Beruf zu entscheiden, welche Fähigkeiten wichtig sind und wie sich der Einstieg in den Wissenschaftsjournalismus gestalten kann. (Ich bin jetzt nicht so uncharmant und schreibe, wie alt das Zitat schon ist.)
Sie gehört schon zu den Kritischeren. Auch das Thema Interessenkonflikte ist ihr nicht völlig fremd.
Mein Verdacht ist ja, dass das irgendwie so läuft: Schickt man als Journalist kritische Fragen zu Pfizer, mit Bitte um Stellungnahme, dann erhält man die Telefonnummern ausgewählter universitärer Experten. >> Kommentieren |
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