Eltern sollen für den Alkoholkonsum ihrer Kinder haften Die FDP will die Eltern von Kindern und Jugendlichen, die mit eine Alkoholvergiftung behandelt werden müssen, an den Kosten beteiligen. Ist schon wieder Sommerpause? Dass gerade der FDP-Bundestagsabgeordnete Rainer Brüderle diese Forderung erhebt, hat etwas tragisch-komisches. Vielleicht hätte es anders geklungen, wenn es um den Konsum deutschen Weins gegangen wäre. Der ehemalige rheinland-pfälzische Weinbauminister hat einmal bei Harald Schmidt verraten, meist schon mittags anzufangen, Wein zu trinken. In der Sendung sah er beim deutschen Wein ein Imageproblem und meinte, die Produkterotik müsse ein bisschen vermittelt werden. Anscheinend stimmt die Produkterotik bei den Alkoholika, mit denen sich Jugendliche in die Akutbehandlung trinken. Mit der Bezahlung für die Entgiftungsbehandlung aus eigener Tasche, ist weder den Jugendlichen noch den Eltern geholfen. Mehr Mittel zur Präventionsangebote in den Schulen wäre nützlich, bei denen jungen Menschen deutlich gemacht wird, welche Folgen übermässiger und regelmässiger Alkoholkonsum haben kann. Aber dann würde ja die Produkterotik auch des deutschen Weins darunter leiden und die Sorgen und Nöte der deutschen Winzer, Brauer und Brenner, denen sich Brüderle besonders verpflichtet sieht, würden noch grösser werden. [Public Health]
mager 2008-06-18 Sinnvoll!
Also ich habe schon mehr als genug besoffene Teens nach einer Krankenhausnacht mit Überwachungsprogramm in die Hände ihrer oft desinteressiert wirkenden Eltern übergeben, dass ich das eine wirklich gute Idee finde.Das Saufen ausprobieren können die ja - aber es so weit zu treiben, dann (berechtigt oder unberechtigt) den Rettungsdienst zu rufen, statt von (vermeintlichen) Freunden nach Hause begleitet zu werden und den Rausch privat auszuschlafen, das geht nicht.
Das impliziert, dass das Interesse steigt, wenn es ums Bezahlen geht. Selbst wenn, müssten dann noch diese desinteressierten Eltern Einfluss auf ihre Kinder haben.
mager 2008-06-18 Wenn jeder Besoffene vom Rettungsdienst aufgegabelt würde und in einer Klinik mit Überwachung seinen Rausch ausschliefe, dann könnten wir neue Kliniken bauen... Der Unterschied von Koma-Saufen und Risikosportarten ist, dass es bei Risikosportarten ein statistisches Risiko gibt, dass dein Unfall eintritt oder eben nicht. Beim Saufen ist man aber nicht nach einem Glas überraschend krankenhausreif sondern es geht langsam - also Zeit genug, einfach nicht mehr zu Saufen wenn man nicht mehr gerade laufen kann. Wer sich dann noch in Krankenhau säuft soll zahlen!
"Bestrafung" ändert doch nichts am Verhalten.
Es gibt Modelle, die erfolgreich die Zahl der Jugendlichen mit Alkoholintoxikationen gesenkt haben. amelia 2008-06-18 Natürlich sind Kinder in der Regel noch keine Alkoholiker. Aber da wirken andere (zum Teil wohl auch gruppendynamische) Mechanismen, die sie zum Saufen bringen. Die Möglichkeiten von Eltern, das bei Teenagern zu kontrollieren, dürften sehr begrenzt sein. Wenn überhaupt, dann ist es immer noch sinnvoller, an den Stellen härter durchzugreifen, an denen der Alkohol verkauft wird. Aber ich denke, das größte Problem beim Umgang mit Alkohol ist die Schizophrenie, mit der das Thema in unserer Gesellschaft behandelt wird. Das hat Strappato mit dem Beispiel der Förderung der Weinwirtschaft ja schön herausgearbeitet - und es gibt zig andere Beispiele, seien es nur die vielen Liter Sekt und Wein, die bei den meisten offiziellen Feiern fließen. Die Grenzen zwischen dem "guten" und dem "bösen" Alkoholkonsum sind sehr fließend, auch wenn das die Wenigsten wahrhaben wollen. >> Kommentieren christian_s 2008-06-18 PS: In den SPIEGEL-Link hat sich ein "h" eingeschlichen. amelia 2008-06-18 Im Ernst, ich finde wenige Ideen der Politik grässlicher als diese Versuche, mit mehr oder weniger stichhaltigen Begründungen bestimmte Gruppen von Leuten für ihre gesundheitlichen Probleme selbst haftbar zu machen. Wer krank ist, ist in aller Regel schon genügend bestraft. Und es ist kaum möglich, zwischen Schuld oder Unschuld zu unterscheiden. Das öffnet Populismus Tür und Tor. Je nachdem, ob ein bestimmtes Freizeitverhalten oder ein bestimmter Lebensstil gesellschaftlich akzeptiert sind oder nicht, zahlt entweder die Allgemeinheit oder aber der Betroffene selbst. Da stellen sich mir die Fußnägel auf. Ich finde es schon grenzwertig, dass Krankenkassen Fitnessstudio-Besuche subventionieren. Wer zahlt mir dagegen meine abgelaufenen Schuhsohlen, wenn ich meine täglichen Wege alle zu Fuß zurücklege - obwohl das ebenfalls der Gesundheit zuträglich sein dürfte? mager 2008-06-18 Besoffen ist nicht gleich krank!
Beim Komasaufen ist das ausnahmsweise (!) ganz einfach: der Vollrausch ist keine Krankheit und ist (idR) folgenlos wieder weg. Vor dem Vollrausch gibt es genug Gelegenheit aufzuhören, damit es nicht dazu kommt.amelia 2008-06-18 mager 2008-06-20 amelia 2008-06-20 Überdies würde ich arg bezweifeln, dass jedem Suizidversuch eine Depression vorausgeht (auch wenn es, statistisch gesehen, in der Mehrheit der Fälle so sein mag). >> Kommentieren elisa-k. 2008-06-18 FDP Koma - Mut haben
"In Deutschland bekommen die Falschen die Kinder!" hetzte bereits vor 3 Jahren der (kinderlose) FDP-"Gesundheitsexperte" Daniel Bahr;und so vermag wohl niemand einzuschätzen, ob die Population der Assihorden und ihrer Nachkommen heute "die gleiche" ist. Weil sich aber Zwangssterilisationen selbst für die FDP nicht ziemen, so könnte sich dieses "finanzielle Instrument" Brüderles immerhin als recht effizientes erweisen. (... wo ja schließlich jeder Biertisch weiß, dass es die Nicht-AkademikerInnen sind, die es treiben wie die Karnickel.) Um letztlich der Gesundheitsagenda aber wirklich beikommen zu können, so bedarf es effizienterer Maßmahmen - und somit "wirklichen Mut zu wirklichen Reformen"! >> Kommentieren |
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