Report Mainz berichtet kritisch über FSME-Impfung Kein TV-Politmagazin ohne ein Beitrag über die Pharmaindustrie. Am Montag berichtete das ARD-Magazin "Report Mainz" unter dem Titel "Panikmache bei Zeckenschutzimpfungen - Die verantwortungslosen Kampagnen der Pharmaindustrie" (Video). Als Aufhänger für den Beitrag dient ein Kind, das vermutlich einen Impfschaden durch eine FSME-Impfung erlitten hat und nun ein Pflegefall ist. Das wird im Beitrag nicht weiter belegt, erscheint aber nach der aktuellen Einschätzung des Arzneitelegramms auch nicht unplausibel (a-t Juli 2007): Bleibende neurologische Schäden sind bei Kindern eine "Rarität" (a-t 2002; 33: 27), Impfstoff-Unverträglichkeiten jedoch sehr häufig: 28% der Ein- bis Zweijährigen bzw. 7% der Drei- bis Fünfjährigen reagieren auf FSME-IMMUN JUNIOR mit Fieber von 38-39° Celsius, 3% bzw. 0,6% mit Temperaturen von 39,1-40° Celsius.6 Kopfschmerzen sind sehr häufig. Nervenentzündungen, Enzephalitis u.a. kommen vor. Hauptthema des ARD-Berichts ist die Diskrepanz zwschen den tatsächlichen Risiken der FSME und den von den Impfstoffherstellern getragenen öffentlichen Kampagnen. Für Leser dieses Blogs nichts fundamental Neues. Überraschend allerdings, dass sich ausgerechnet das Robert-Koch-Institut (RKI) im Beitrag von den Kampagnen der Industrie distanziert. Hatte doch gerade das RKI mit einer Neudefinition der "FSME-Risikogebiete" die entscheidende Munition für die Impfkampagnen der letzten Jahre geliefert. Dazu noch einmal das Arzneitelegramm 7/2007: Die Idee könnte aus den Marketingabteilungen der Hersteller von FSME-Impfstoffen stammen: Seit einigen Wochen verzichtet das Robert Koch-Institut (RKI) auf die früher übliche Unterscheidung zwischen Hochrisiko- und Risikogebiet sowie Regionen mit geringer FSME-Endemizität.1 Jetzt gibt es nur noch "Risikogebiete". Das sind nach neuer Definition Land- (LK) und Stadtkreise (SK), in denen die Inzidenz der gemeldeten FSME-Erkrankungen im Zeitraum 2002 bis 2006 höher als 1 pro 100.000 Einwohner war. Tatsächlich wird diese - bereits sehr niedrig angesetzte - Inzidenzgrenze aber lediglich in 80 (62%) der 129 jetzt als Risikogebiet bezeichneten Kreise erreicht.* Außerdem werden Kreise mit geringerer FSME-Inzidenz definitionsgemäß zum Risikogebiet, wenn alle angrenzenden Kreise signifikant erhöhte Erkrankungsraten aufweisen. 33 Stadt- und Landkreise erhalten allein durch diese Neudefinition den Status eines Risikogebietes.1 Dabei wurden in sieben dieser "Risikogebiete" bislang "niemals FSME-Erkrankungen erworben": SK Ansbach, LK Germersheim, LK Hohenlohekreis, SK Mannheim, LK Rhein-Pfalz-Kreis, SK Speyer und SK Worms.1 In Artikeln der Tagespresse und auch der Ärztezeitung2 wird all dies nicht erläutert, sondern die größere Zahl der Risikogebiete mit zunehmender Ausbreitung des FSME-Risikos gleichgesetzt. Der Run auf die Impfung und die damit verbundenen Lieferengpässe sind somit hausgemacht. [TV-Magazine]
hockeystick 2009-05-06 plazebo 2009-05-06
Schwimmen ohne nass zu werden. Ich verstehe es nicht, ehrlich.
Mit dem Filmchen, ein wenig im Netz verbreitet, könnten sie das Geschäft mit FSME-Impfungen bei Kindern komplett zum Erliegen bringen. Und mein Bedauern hielte sich in diesem Fall in Grenzen. Ich habe schon an anderer Stelle vorgerechnet, dass schon allein das Risiko, auf der Fahrt zum Impftermin schwer zu verunglücken, etwa in der gleichen Größenordnung liegt, wie das Risiko, durch eine FSME-Erkrankung bleibende Schäden davon zu tragen. >> Kommentieren sfinxx 2009-05-09 Risiko ist nicht gleich Risiko
Na ja - das mit dem Risiko ist so eine Sache.Ich weiß ja nicht, wie das bei Ihnen ist. Also mir passiert in meinem Alltag Einiges, was so selten vorkommt, daß man mir oft gar nicht glauben will, wenn ich davon berichte. Fingerfraktur beim Nasenbohren - das gerade nicht. Aber so ähnlich. Klar ist ziemlich unwahrscheinlich, daß ich eine FSME bekomme, wenn ich nur zweimal im Jahr im Wald einen kurzen Spaziergang mache. Um so ärgerlicher, wenn ausgerechnet ich der eine, extrem seltene Fall bin, wenn ausgerechnet ich mir bei einem von diesen seltenen Spaziergängen eine FSME geholt habe und für den Rest meines Lebens auf den Rollstuhl angewiesen bin. Da werde ich mir jeden Tag wieder Vorwürfe machen, warum ich nicht auf den Vorschlag meines Arztes eingegangen bin, mich impfen zu lassen. Muskelschmerzen im Oberarm oder grippeähnliche Beschwerden für ein paar Tage - das hätte ich liebend gern in Kauf genommen, um jetzt nicht im Rollstuhl sitzen zu müssen. Will sagen: wer hier nur Risiko bzw. Wahrscheinlichkeit verschiedener Ereignisse gegenüberstellt, greift zu kurz. Mag sein, daß das Risiko extrem gering ist. Aber wenn's mich trifft - dann hab ich's zu 100%. Das Risiko hat ja noch eine andere Dimension, die bei dieser Betrachtung völlig untergeht: und zwar die Schwere der Komplikationen bzw. Erkrankungen - also die einer FSME Impfung vs. die einer FSME. Ein Beitrag zur Diskussion über Vorsorge-Untersuchungen bei Scienceblogs bringt m.E. das Problem so genau auf den Punkt wie ich es gern getan hätte aber nicht hingekriegt habe. Leider weiß ich weder, wie hier ein Zitatformat ginge, noch wie man auf einen einzelnen Kommentar verlinkt. Ich find's so wichtig, ich würd's gern separat posten - wäre das OK? Für den Fall, daß nicht: http://www.scienceblogs.de/medlog/2009/04/vorsorge-nein-danke.php (Kommentar von Jürgen Schönstein· 21.04.09 · 20:16 Uhr, die letzten beiden Absätze). Anders gesagt: was sind Fieber, Kopfschmerzen (bei Kindern), ein paar Tage Muskelkater und Grippebeschwerden gegen ein Leben im Rollstuhl? Da glaube ich muß man jedem Einzelnen überlassen für sich selbst zu entscheiden, was ihm wichtiger ist oder was ihn mehr belastet. Das Problem ist nur, daß eben das den meisten Menschen nicht möglich ist, weil sie nicht das Wissen haben für eine solche "informierte" Entscheidung. Da wären wir also wieder mal bei den Ärzten, deren genuine Aufgabe es wäre, Patienten über das Für und Wider korrekt aufzuklären. Wenn die aber doch an der Impfung verdienen ... ? Es gibt nicht viele Ärzte, wirklich neutral über Alternativen beraten, wenn sie von einer ganz bestimmten Entscheidung profitieren. Aber selbst das ist noch nicht die ganze Miete. Kürzlich kam ein Patient mit einer kleinen offenen Verletzung in die Bereitschaftspraxis, weil er keinen Tetanusschutz hatte - als Notfall. Sein Impfpaß wies in der Abteilung keinen einzigen Eintrag aus. Was er allerdings schon hatte war eine vollständige FSME Impfung. Er gehe vielleicht zweimal im Jahr im Wald spazieren, meinte er. Daß für ihn eine FSME ein geringes, der fehlende Tetanusschutz dagegen ein großes Risiko darstellt, hatte sein Arzt im nicht gesagt. Dabei hätte der die Tetanusimpfung doch auch – wie FSME - außerhalb des Budgets abrechnen können (was nebenbei auch den Notfall verhindert hätte). Preisfrage: warum hat er’s trotzdem nicht gemacht?
"Das Risiko hat ja noch eine andere Dimension, die bei dieser Betrachtung völlig untergeht: und zwar die Schwere der Komplikationen bzw. Erkrankungen - also die einer FSME Impfung vs. die einer FSME."
Wenn man den Report-Beitrag gesehen hat, spricht ja gerade dies nicht unbedingt für eine FSME-Impfung. Pro Jahr ist das Risiko, von einer FSME bleibende Schäden davon zu tragen, nach meiner groben Schätzung (s.o.) bundesweit kleiner als 1:10.000.000 p.a., bei Kindern vermutlich noch weitaus geringer. Wenn jemand bessere Zahlen hat, nehme ich die gerne zur Kenntnis. Wie groß ist das Risiko, durch die Impfung einen Schaden davon zu tragen, der dem im Beitrag gezeigten entspricht? Also Pflegefall, Rollstuhl, geistige Behinderung? Größer oder kleiner als 1:10.000.000? Weiß das jemand? Es gibt mehrere hundert gemeldete FSME-Impfkomplikationen p.a., darunter nicht nur Fieber. Und wie fühlen sich die Eltern, wenn so etwas dann ausgerechnet bei ihrem Kind passiert? sfinxx 2009-05-09 Ich will doch nur sagen, daß man den Leuten überlassen soll, was sie schlimmer finden: ein sehr geringes Risiko – und sei es meinetwegen auch nur 1:10.000.000 – für das schwere Schicksal im Rollstuhl zu landen oder die zwar deutlich häufigeren, aber im Vergleich dazu harmlosen Impfkomplikationen. Sie könnten es anders sehen als Sie. Sie müssen nur wissen, über was sie entscheiden. Der Grundgedanke wird vielleicht doch besser verständlich gemacht in dem genannten Blog. Da ist allerdings Krebsfrüherkennung das Thema. Aber da geht es ja genauso darum, verschiedene Risiken für Ereignisse unterschiedlichen Ausmaßes gegeneinander abzuwägen. Drum hier nun doch das Zitat: "Wenn eine bestimmte Bevölkerungsgruppe eine 5-prozentige Chance hätte, an Darmkrebs zu erkranken (die Zahl hab' ich mir jetzt einfach mal aus den Fingern gesaugt), dann heißt das ja nicht, dass jeder zu 5 Prozent Darmkrebs bekommt, sondern wer immer erkrankt, der erkrankt zu 100 Prozent - und wer nicht, der hat Null Prozent. Mit anderen Worten: Wen's trifft, der kann sich nicht damit trösten, dass es ja so viele mehr gibt, denen dieses Schicksal nicht widerfährt. Der gesellschaftliche Nutzen der Voruntersuchung ist nicht identisch mit dem individuellen Nutzen - und umgedreht lässt sich auch der potenzielle Schaden der Nicht-Untersuchung nicht vergesellschaften, sondern er muss von Individuum zu 100 Prozent verkraftet werden. Und da gibt es schon Gewichtungs-Unterschiede: Wenn ich ein falsches positives Ergebnis erhalte, riskiere ich zwar die Unannehmlichkeiten und Beschwerden einer Therapie (die aber meist dadurch in Grenzen gehalten werden können, dass dieser Behandlung typischer Weise weitere Untersuchungen vorausgehen oder parallel dazu gemacht werden) - wenn ich ein echtes positives Ergebnis verpasse, weil ich auf die Früherkennung verzichtet habe, dann bin ich mit großer Wahrscheinlichkeit entweder bald tot oder muss mich einer weitaus drastischeren Therapie unterziehen. Zumindest nach meinen Maßstäben sind diese beiden Alternativen nicht wirklich gleichwertig."
Ich habe das schon verstanden. Ich halte das aber für einen Denkfehler, weil ja bei manchen dieser Untersuchungen der Nachweis einer Lebensverlängerung nicht nur aussteht, sondern sogar das Gegenteil wahrscheinlich erscheint. Und wenn die Population, die zur Vorsorge geht (oder zur FSME-Impfung), im Schnitt sogar früher sterben sollte als die, die zu Hause bleibt, sei es etwa durch die Nebenwirkungen von ansonsten nicht durchgeführter Therapiemaßnahmen (oder durch Impfkomplikationen oder durch Verkehrsunfälle auf dem Weg zur Impfung oder durch im Vertrauen auf die "Zeckenimpfung" zusätzlich eingefangene Borreliose-Infektionen), dann würde ich auch als informiertes und rational handelndes Individuum die Entscheidung treffen, zu Hause zu bleiben.
Mir ging es aber darum, zu betonen, dass im Fall FSME die schweren Impfkomplikationen - wie in dem Beispiel im Report-Beitrag gezeigt - eben nicht "vergleichsweise harmlos" sind. Dass die von Ihnen genannte mögliche Konsequenz der Nichtimpfung, für den Rest seines Lebens auf den Rollstuhl angewiesen zu sein, ganz offenbar eben auch eine direkte Folge der Impfung sein kann. Bei einem durch die Impfung zu vermeidenden Risiko in der Größenordnung von 10^-7 ist es ausgeschlossen, dass eine positive Nutzen-Schadensbilanz durch eine Studie mit einer Population von 1000 oder 10000 Patienten nachgewiesen werden könnte. Das bleibt notwendigerweise eine reine Glaubensfrage, weil der Nachweis eines überwiegenden Nutzens schlicht nicht mit bezahlbarem Aufwand möglich ist. Ein einziger plausibler schwerwiegender Impfschaden genügt mir persönlich, das Gegenteil anzunehmen. sfinxx 2009-05-10 Mea culpa!
Stimmt – ich habe einen Fehler gemacht. Keinen Denkfehler - einen andern, viel schlimmeren. Ich habe die Reportsendung nicht gesehen und auch den Bericht dazu nicht genau gelesen und habe angenommen, die Komplikation über die da berichtet wird, sei die einer FSME gewesen, nicht die einer Impfung. Mir war in der Tat bis jetzt von dem Fall nichts bekannt. Das ist ja schon wie eine FSME - da kann man nun wirklich nicht mehr aufrechterhalten, daß das harmloser sei als eine FSME selber. Ich nehme das zurück. Folgen hat diese Wissenslücke bisher Gottseidank keine gehabt. Ist mir trotzdem sehr unangenehm - ich bin normalerweise ziemlich pingelig mit sowas. Kommt nicht wieder vor. Aber die Argumentation mit dem individuellen Risiko halte ich trotzdem nicht für falsch. Das Risiko - die Wahrscheinlichkeit - für den Einzelnen ist eben doch was anderes und das soll auch der Einzelne für sich selber entscheiden können. auch ich hatte massive Nebenwirkungen von der FSME Impfung!
Ich hatte von dieser Impfung fast 4 Jahre langmassive neurologische Beschwerden. Vor ein paar Jahren berichteten die Medien noch überhaupt nicht über mögliche Nebenwirkungen dieser Impfung. Ich begrüsse diese mutige Berichterstattung! Hier meine Geschichte:http://www.geocities.com/zeckenimpfung >> Kommentieren |
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