Trauerspiel um Vertrauen in die HPV-Impfung

In der ZEIT macht sich ein Wissenschaftsjournalist Gedanken warum in Deutschland über die HPV-Impfung so gestritten wird, obwohl sie ein grosser Erfolg der Wissenschaft sei und nachweislich einen Grossteil von Krebsvorstufen verhindern helfe. Für ihn ein Trauerspiel.

Zur Beantwortung der Frage genügt ein Blick in den SPIEGEL. SPON berichtet über eine Studie bei der bei Mädchen lange vor dem ersten Geschlechtsverkehr mit einem DNA-Test eine HPV-Infektion festgestellt worden ist. Die Wissenschaftlerin schlägt vor, Mädchen bereits im Kleinkindalter gegen Humane Papillomviren (HPV) zu impfen.

Der Artikel im American Journal of Obstetrics & Gynecology schweigt sich über mögliche Interessenskonflikte der Autorinnen aus. Diese sind aber nicht von der Hand zu weisen, ist die Befürworterin der frühen Impfung doch beispielsweise 2007 auf der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde als Referentin bei einem Satellitensymposium von Sanofi-Pasteur aufgetreten.

Die schwer zu durchschaubare Mischung aus Marketing und Wissenschaft, bei denen die beiden Impfstoffhersteller mit hohem PR-Einsatz dabei sind, macht eine rationale Bewertung auf Basis von Evidenz so schwer. Das wahre Trauerspiel wird von Sanofi-Pasteur MSD und GlaxoSmithKline aufgeführt. Mit allen negativen Konsequenzen für das Vertrauen der Bürger in die Pharmaindustrie.
 
[HPV]
Autor: strappato   2009-05-20   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  


mindthegap   2009-05-27  
Ein Blick in SPON reicht nicht...
als Autor des ZEIT-Artikels eine kleine Anmerkung. Zur Beantwortung Ihrer Frage hilft ein Blick auf SPON und in andere Presseerzeugnisse leider nicht. Denn der zitierte und die überall verbreitete Erkenntnis früher HPV Infektionen sagt leider überhaupt nichts aus über dauerhafter HPV Infektionen am Gebärmutterhals, die sich von Infektionen in den äußeren Schleimhäuten unterscheiden. Mit der Frage der Impfwirkung hat diese Studie daher nix zu tun, Interessenkonflikte hin oder her. Es hilft leider nicht. In Fragen der wissenschaftlichen Evidenz ist der Nachweis von Interessenkonflikten notwendiges, aber kein hinreichendes Kriterium, ob es sich bei einer Information um gesichertes Wissen oder Propaganda handelt. Es ist hart aber leider wahr. Für mich ist es ein Zeichen mangelnder Sorgfalt im Medizinjournalismus, wenn viele Printmedien diese Studie einfach als Beleg für die Unsinnigkeit der Impfempfehlung an pubertierende Mädchen rahmt. Ich sehe bisher kein stichhaltiges Argument, warum die Impfung nicht einen Großteil von Krebsvorstufen verhindern sollte, wenn Mädchen vor der Impfung nicht dauerhaft mit onkogenen HPV infiziert sind. Das nur am Rande.
Ansonsten lese sich Ihre Stationäre Aufnahme manchmal mit Genuss, weil auch ich der Meinung bin, dass ich im Pharmamarketing so ziemlich alles ändern muss.


strappato   2009-05-27  
Diese epidemiologische Beobachtungsstudie ist interessant, zeigt aber nur einen ersten Hinweis und muss noch an grösseren Populationen und anderen Ländern bzw. repräsentativen Samples verifiziert werden. Soweit die Wissenschaft. Die Vermischung mit dem Marketing fängt bei den Schlussfolgerungen an, wenn eine Impfung bereits im Kleinkindalter in den Raum gestellt wird. Zu den strategischen Zielen der HPV-Impfstoffhersteller gehört eine Ausweitung der Altersgruppen. Und ein Statement zu den Conflict of Interests gehört in jedem Fall dazu.

Ich bin nicht gegen die HPV-Impfung. Das aggressive Marketing und Lobbying war nach meiner Meinung kontraproduktiv für die Akzeptanz und hat eine rationale Bewertung eher erschwert.








Stationäre Aufnahme












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