USA: Ärzte bekommen Preisschilder

Die US-Gesundheitsreform könnte auch das Aus für die beliebten Pharmakugelschreiber dort markieren. Im verabschiedeten Gesetz findet sich eine Passage zur Offenlegung von Geschenken und Zuwendungen der Pharma- und Medizintechnikunternehmen an Ärzte.

Die Physician Payment Sunshine Provisions, Seiten 1542-1563 des Gesetzes, verpflichten die Unternehmen ab 2012 alle Abgaben, die den Wert von 10 Dollar überschreiten, zu dokumentieren und mit Namensangabe zu veröffentlichen. Wenn der Arzt mehr als 100 Dollar im Jahr von der Firma kassiert hat, müssen sogar jegliche Zuwendungen, bis hin zum Kugelschreiber für wenige Cents, öffentlich gemacht werden.

Angesichts dieses Dokumentationsaufwandes werden die Unternehmen wohl auf Kleinkram wie Kugelschreiber und Post-It-Blöcke verzichten sich auf grössere Dinge konzentrieren, um den Arzt zu motivieren. Ob sich die Ärzte äberhaupt weiterhin gerne beschenken lassen, wenn Patienten die finanziellen Beziehungen zu Pharmaunternehmen im Internet nachlesen können, ist zu bezweifeln. In jedem Fall werden die Ärzte bei der Art der Beziehungen zur Industrie sehr genau auswählen.

Ein weiterer Schritt zur Transparenz, die hierzulande fehlt.
 
[Pharmakugelschreiber]
Autor: strappato   2010-03-27   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  


strappato   2010-03-27  
Nebenbei: Noch eine Regelung, die mit dem Gesetz in Kraft tritt:

Restaurantketten wie McDonalds müssen die Menütafeln mit Kalorienangaben der Produkte versehen. Dann wird für jeden Kunden klar, dass ein Big Mac in den USA 500 Kalorien enthält und zusammen mit Fritten und Cola mehr als die Hälfte des empfohlenen Tagesbedarfs an Energie liefert. Das Gesetz gilt auch für Süsswarenautomaten.


mager   2010-04-02  
Gab es da nicht kürzlich eine Studie zu: mit Kalorienangaben kaufen Eltern ihrem Nachwuchs bei MC&Co. weniger Kalorienbomben, essen selber aber das gleiche wie wenn man die Kalorien verschweigt... (Link leider verloren)


strappato   2010-04-02  
Zu viel erwarten sollte man sich von der Massnahme nicht. Es ist sicher gut, wenn der Brennwert deutlich kommuniziert wird und nicht als kleingedrucktes auf der Rückseite des Tablettpapiers landet, wie in Deutschland. Zumindest ist eine klar ersichtliche Kennzeichnung die Voraussetzung für verhaltenspräventive Ansätze, die auf eine gesündere Ernährung zielen. Dabei sollte man im Auge behalten, dass in den USA gesundheitlich problematiisches Übergewicht einen erheblich höheren Anteil der Bevölkerung betrifft, als in europäischen Ländern. Auch hat Systemgastronomie in den USA einen grösseren Anteil. Ob in Deutschland Kalorienangeben gleich neben dem Preis sinnvoll sind, kann man diskutieren. Aber die Nährwertangeben in der jetzigen versteckten Form mit Minischrift sind sicher unzureichend.








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