Overweight reloaded

Die Plattform Ernährung und Bewegung (peb) hat gemeinsam mit dem Kindersender Super RTL ein neues TV-Format für Kinder ins Leben gerufen: Die täglichen Fernseh-Clips mit den Puppen „Peb und Pebber – Helden privat“ sollen bei Kindern im Vorschulalter spielerisch Einstellungen zu ausgewogener Ernährung und Bewegung prägen. link.

Ein eigenes TV-Programm? Was ist peb?

peb ist das Feigenblatt der Ernährungsindustrie, die unter Beschuss geraten ist und die ihre süssen und fetten Produkte weiterhin ans Kind bringen will. Mit dabei alles, was dick macht: McDonalds, Ferrero, Kraft, Danone, Masterfoods (Mars), Pepsi, Coca Cola, Nestlé, Katjes, Dr. Oetker, usw. Aber auch so illustere Verbände wie der Deutscher Verband der Aromenindustrie, Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke, Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie. Gleichzeitig repräsentatieren die Unternehmen ein Werbebudget von sicherlich 70% der Gesamtwerbeausgaben im TV-Kinderprogramm. Ein Unternehmen mit Milliardenumsatz kann für 25.000 Euro jährlich als Mitglied teilnehmen. Ein Betrag, den Ferrero oder Danone im Kinderprogramm für Werbeminuten an schlechten Tagen verbraten.

Trotzdem scheuen sich Politik, Ärzte, Krankenkassen, Sport- und Gesundheitsverbände nicht, dieser Alibi-Veranstaltung die höheren Weihen zu geben. Zum Vergleich: Das wäre etwa so, als wenn das Krebsforschungszentrum zusammen mit der Tabakindustrie eine Nikotin-Stopp-Kampagne starten würde.

Während Wissenschaftler wegen ihrer Nähe zur Tabakindustrie in Kritik geraten sind, leistet sich peb einen honorigen Expertenbeirat.

Ein Paradebeispiel der deutschen Konsensgesellschaft. Bei ausländischen Kollegen wird die Zusammenarbeit von Gesundheitswissenschaftlern mit Coca Cola & Co. mit Verwunderung gesehen.
 
[Public Health]
Autor: strappato   2006-06-28   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  


hockeystick   2006-06-28  
Das wäre doch auf jeden Fall einen Boo wert, das ist für mich sogar ein Insider. Urkomisch bis zynisch finde ich ja alleine schon den Grundgedanken, ausgerechnet per Kinder-TV-Sendung gegen Übergewicht bei Kindern anzukämpfen.

Es fehlt in diesem Land bei Journalisten wie Politikern generell jedes Gespür für die meist doch recht simplen Mechanismen des Lobbyismus. Die Worte "Qui bono?" sollte man diesen Typen vor die Brille tackern.

Es gibt Ausnahmen: http://www.sueddeutsche.de/wissen/artikel/19/30988/


hockeystick   2006-06-29  
Ich hab mir die Veranstaltung 'peb' gerade ein wenig genauer angesehen. Feigenblatt ist ja noch freundlich ausgedrückt. Ulkig ist z.B. die Rubrik "Mitgliederprojekte". Da gibt es dann das Projekt "Trinken macht Spaß" mit Link zu den Seiten der Deutschen SiSi-Werke GmbH & Co. (Hersteller des mir nicht als kalorienarm bekannten "Fruchtsaftgetränks" Capri-Sonne). Die Rubrik "Mein Körper, der Schatz" führt einen, logisch, direkt auf die Homepage von McDonalds. Die Rubrik "1000 Schulen in Bewegung" verlinkt direkt auf, na klar, www.cocacola.de . Die Informationsbroschüre "Das übergewichtige Kind" kommt - von wem wohl - von der Kellog Deutschland GmbH (man erinnert sich, das sind die mit den zuckerummantelten und aromatisierten Cerealien). Mit Link auf www.kellog.de. So hat jeder Sponsor gleich noch seine individuelle Werbekampagne untergebracht. Jetzt frage ich mich natürlich ganz naiv, ob die Herren im Expertenbeirat da nur einen süß-fettigen Fresskorb für ihre Kinder als Entschädigung erhalten haben, oder ob da noch anderweitig geschmiert wurde.








Stationäre Aufnahme












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