Alt werden

Die Netzeitung hat ein Interview mit der Bachmann-Preisträgerin Kathrin Passig geführt:

Was ich mit Technik verbinde, ist Weltverbesserung. Ich glaube sehr fest und gerne daran, dass es für jedes soziale Problem eine technische Lösung gibt. Und die Suche nach diesen Lösungen interessiert mich.

So kann man auch den massenhaften Stellenabbau begründen.
Das Phänomen gibt es. Aber man muss auch sehen, dass dadurch wiederum andere Leute einen Job bekommen.

Ich glaube, dass die Zeit des Faktenwissens vorbei ist. Das menschliche Gehirn ist nicht dazu da, sich Faktenwissen zu merken. Das kann Google für uns erledigen.

Ich finde Halbwissen interessanter als Ganzwissen.

Ich bin ein wenig fassungslos, angesichts dieser kindlich-naiv anmutenden Weltsicht. Aber bevor ich mich da lange mit aufhalte, buche ich es einfach unter: "Ich werde alt" ab.
 
[heile Welt]
Autor: strappato   2006-07-16   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  


chat atkins   2006-07-19  
Der aktuelle Titelgeschichte im Spiegel ist in vieler Hinsicht kritisierenswert. Aber die Ausführungen des Kulturwissenschaftlers Norbert Bolz über die Kategorie der "idiotae", der halbwissenden Laien also, die sind schon sehr bemerkenswert. Die Passig vollführt da geradezu eine Punktlandung.


drake   2006-07-19  
Weltsicht...aber doch ganz im Trend! :-) >>"Katrin Passig konnte Jury und Publikum von ihrem Können überzeugen. Ihr Text "Sie befinden sich hier", die introspektivisch erzählte Geschichte einer Frau, die den Erfrierungstod stirbt, erhielt sowohl den mit 25.000 Euro dotierten Bachmannpreis, als auch den kelag Publikumspreis mit 5.000 Euro."Quelle: http://bachmannpreis.orf.at


strappato   2006-07-20  
Trotz oder gerade wegen der hochsommerlichen Hitze stimme ich für eine verbale Schneefräse, die sich umso zielstrebiger durch die Anhäufungen an Wissen und Halbwissen, Lebensweisheiten und Mutmaßungen vorarbeitet, je aussichtsloser die Lage wird.
Begründung von Juror Klaus Nüchtern

Einen Verbergungs - und Enthüllungstext, bei dem der Leser am Ende so klug ist wie zuvor und zugleich enorm bereichert."
Begründung von Juror Martin Ebel

Was lernen wir draus?

Halbwissen, Lebensweisheiten und Mutmassungen passen zu einer Gesellschaft in einer aussichtslosen Lage? Oder nur zu einer Generation, die sich der Prekarisierung ihres Lebensentwurfs stellen muss.

Oder: Angesichts des Informationsoverkills ist man schon zufrieden, am Ende nicht dümmer als am Anfang zu sein - Hauptsache man fühlt sich bereichert. Das "Blog-Prinzip".








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