Therapiebegleitung

Die Werbung für rezeptpflichtige Medikamente unterliegt in Deutschland einigen Einschränkungen. Speziell der Patient darf nicht Ziel des Marketings sein. Eine Folge davon ist, dass täglich 15.000 Damen und Herren des Pharmaaussendienstes ausschwärmen und emsig Ärzte, Kliniken und Apotheken besuchen, um diese über die Vorteile des jeweiligen Präparats zu informieren. Leider bleibt es oft nicht bei der Information, sondern es wird mit Motivationshilfen versucht, die Verschreibungen des Arztes zu beeinflussen. Eine typische Aussendiensttätigkeit, inkl. der am Verkaufserfolg orientierten Bonuszahlungen an die Pharmaberater. Die Kritiker sind sich einig, dass dies den Krankenkassen viel Geld kostet, abgesehen davon, dass es zu einem schlechten Image der Pharmaberater sowohl in der Öffentlichkeit als auch bei den Ärzten geführt hat. So versucht die Gesundheitsministerin Ulla Schmidt nun zögerlich dem Treiben ein Ende zu setzen.

Zukünftig wird es im Arzneimittelbereich mehr Verhandlungen zwischen Ärzten, Apotheken, Krankenkassen und den Herstellern geben. Die Kliniken werden ab 2009 mit einem einheitlichen DRG-Satz wirtschaften müssen, was den Druck auf die klinikinternen Arzneimittellisten weiter erhöht. Keine guten Aussichten für den Pharmaaussendienst, da der Erfolg am Markt immer weniger von den Überzeugungskünsten der Pharmaberater abhängig ist.

Das trifft besonders Dienstleister, die ihre Truppen an die Pharmaindustrie zum Dienst an der Ärztefront vermieten. Reihenweise kündigen schon heute die Pharmaunternehmen die Verträge. Daher wird zur Zeit fieberhaft an neuen Konzepten und Serviceangeboten gearbeitet.

In welche Richtung das geht, sieht man an der Pressemitteilung des Dienstleisters Marvecs. Qualifizierte Fachkräfte unterstützen Ärzte und Kliniken gezielt bei bestimmten Aufgabenstellungen, etwa bei der direkten Betreuung einzelner Patientengruppen mit chronischen Indikationen wie Herz-/Kreislauferkrankungen, ZNS, Onkologie oder Diabetes.

Die Pharmakonzerne sollen einen direkten Einfluss bei der Therapie bekommen. Man will sicher gehen, dass die mit Rabatten und Verhandlungen teuer erkauften Marktanteile wenigstens zuverlässig an den Patienten kommen. Gleichzeitig nimmt man den überforderten Ärzten ein Stück Arbeit ab. Und im Hintergrund ist die Hoffnung, dass man mit solchen Dienstleistungen der drohenden Rabattschlacht entrinnt. Denn die Preise für Arzneimittel sind in den einzelnen Märkten nicht unabhängig. Für ein Medikament, dass in einen grossen Markt wie Deutschland mit Rabatt verkauft wird, werden sich schwerlich Argumente für einen höheren Preis in anderen Ländern finden lassen.
 
[Pharmaindustrie]
Autor: strappato   2006-11-06   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  








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