Kartellrecht und Kliniken

Der deutsche Krankenhausbereich ist im Umbruch. Es gibt Studien, wie die von McKinsey, die - trotz aller Bemühungen die der Kliniken die Wirtschaftlichkeit zu verbessern - für ein Drittel der Kliniken wirtschaftliche Probleme prognostizieren. Die Internetseite kliniksterben.de dokumentiert den Umbau der deutschen Krankenhauslandschaft.

Vor diesem Hintergrund muss man die Meldung in der heutigen FTD sehen: Kartellamt durchsucht Asklepios-Tochter.

Immer mehr Kliniken setzen auf Verbundstrukturen um die Verhandlungsposition bei Vertragsverhandlungen zu stärken. Verbünde und Kooperationen sind gut, aber die privaten Klinikkonzerne drängen auf Übernahmen, um die Bilanz und den Aktienkurs zu verbessern. Fraglich ist, ob das Kartellrecht geeignet ist, die Krankenhausversorgung im Sinne des Bürgers zu beeinflussen. Für die Patienten bedeutet die Untersagung einer Übernahme das Ende der wohnortnahen Krankenhaushausversorgung.
 
[Klinik]
Autor: strappato   2006-11-09   Link   (4 KommentareIhr Kommentar  


gn8   2006-11-09  
… aber nicht das Ende guter Krankenhausversorgung
In Deutschland gehen zuviel Menschen zu oft zum Arzt, zu oft ins Krankenhaus, werden zu oft operiert und bekommen zuviele Pillen verschrieben (und nehmen sie zu oft dann nicht einmal). Machen wir uns nichts vor: jedes existierende Bett wird auch vollbelegt. Die Strategie für diese Leistungen weniger zu bezahlen hat nicht zum wirtschaftlicheren Umgang mit dem Geld der Versicherten geführt. Also muss es neue Methoden geben die gewünschten (und vernünftig begründbaren!) Ziele zu erreichen. Das sind: weniger Krankenhaustage. Wichtig ist vor allem: nicht die besseren Krankenhäuser zuerst zu schließen! Wichtig ist auch: nicht Rhön, Asklepios usw. marktbeherrschende Stellungen zu ermöglichen.


strappato   2006-11-09  
Wie sieht eine optimale Krankenhausversorgung aus? Im Fall des Verbots der Übernahme durch das Rhön-Klinikum war geplant, die Bettenzahl um 35% zu reduzieren und die Versorgung durch Telemedizin zu optimieren. Also eine kleine Klinik mit Anbindung an die Ressourcen eines grossen Hauses. Das scheint mir ein guter Weg zu sein. Auch um die Qualität der Versorgung zu verbessern.

Die Gesellschaft altert. Eine wohnortnahe stationäre Versorgung mit den Basisabteilungen ist wünschenswert. Ich wohne auf dem Land. Wenn bei uns das Kreiskrankenhaus (kommunal) dicht gemacht wird, sind es zum nächsten Krankenhaus 40 km. Ungünstige Bedingungen für die gewünschte Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung.

Klar ist Marktbeherrschung schlecht. Aber zum einen sind wir noch lange nicht soweit, dass private Klinikkonzerne die Krankenhauslandschaft dominieren und zum anderen sitzen als Vetragspartner die Krankenkassen am Tisch. Ulla Schmidt bereitet alles vor, diese zu stärken und mit mehr Einfluss auf Verträge auszustatten. Nicht gerade David gegen Goliath.


gn8   2006-11-09  
zu 1.) mit xx% weniger Betten. Nur mal als Anfang. Alle anderen Versuche sind ja bereits gescheitert.

zu 2.) Wohnortnah ist so ein altbekanntes Argument, vor allem in meinen Kreisen. Taugt aber nicht viel. Denn manch kleine Klinik kann einfach die zu recht gestellten Ansprüche nicht erfüllen. Und "nah aber schlecht" ist schlechter als "ein wenig fahren", denn ich kenne Länder, in denen die Fahrt problemlos (!) xxx km dauert. Also 40 km sind, bei allem Respekt, absolut akzeptabel für eine gesellschaftsfinanzierte Krankenhausversorgung.

zu 3.) Hinsichtlich Marktbeherrschung geht es klein-klein los. Ich biete zum Beispiel an: Versorgung für Koronarerkrankungen in Sachsen zu betrachten. Ab wann darf ich von Marktbehrrschung sprechen?

Ach ja, die Krankenkassen, das ist ein weites Feld.


strappato   2006-11-09  
Die Klinikkonzerne erscheinen mir als das geringere Übel im Vergleich zu dem, was bei den Pharma- und besonders Medizintechnikunternehmen als Konzept kursiert. Selbst gesehen: Wenn die Krankenkassen Einzelverträge und machen dürfen, warum dann nicht mit dem Hersteller? Natürlich nicht direkt. Der gründet eine Management-Gesellschaft, die bestimmte Eingriffe optimiert in eigenen Privatkliniken anbietet. So wird umgangen, dass lukrative Eingriffe andere Bereiche in der Klinik subventionieren müssen, Kosten für Aus-/Weiterbildung von Ärzten oder gar für Krankenpflegeschulen hat man auch nicht und man kann sicher sein, dass das eigene Produkt eingesetzt wird. Rosinenpicken oder auf gut Management-deutsch "cream-skimming".








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