Patientenverbände als PR-Truppen

Die Beziehungen von Pharmakonzernen zu Patientenverbänden sind auch ein Thema in UK. The Sunday Times zeigt, welche Beträge dort fliessen.

Sir Michael Rawlins, chairman des National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE), das in Grossbritannien über die Erstattung von Medikamenten und Therapien durch das staatliche Gesundheitssystem entscheidet, warnte davor, dass dieses Sponsoring zu einem übertriebenden Druck und ungerechten Entscheidungen über die Medikamente, die erstattet werden, führen könnte.

Eine sehr lautstarker Verband Cancerbackup hat umgerechnet 43.000 Euro von Roche erhalten. Was ein erfolgreiches Investment war. Roches Medikament Herceptin® erhielt überraschend schnell nach einer erweiterten Zulassung die Zustimmung für die Erstattung. Onkologen haben NICE vorgeworfen, dass die Entscheidung durch eine Medienkampagne des Herstellers Roche beeinflusst worden ist, bei der die Patientenverbände grossen Anteil hatten.

Rawlings statement klingt sehr ernst:
In the long term it will do the patient organisations an immense amount of damage and the confidence in their neutrality will dissipate. . . It certainly is distasteful.

 
[Ausland]
Autor: strappato   2006-12-06   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  


gn8   2006-12-07  
Lassen wir mal außen vor, ob die beschwerten Onkologen es besser gemacht hätten, ob es besser wäre, wenn Mietmäuler aus Onkologenkreisen Zulassungsbehörden beeinflussten, ob die Entscheidung für Herceptin richtig oder falsch war: nach meiner Meinung müssten Patientenverbände transparent sein, ihre Buchhaltung müsste offenliegen. Das würde vielleicht auch Angriffsmöglichkeiten für Bestechung aufzeigen, aber es wäre doch auch ein Schutz. Und insgesamt verkaufen sich die Patientenverbände einfach zu billig, da sollte professorengleich abkassiert werden, besser noch erheblich mehr.


strappato   2006-12-07  
Die Kritik richtet sich auch eher an dem Prinzip: Wer am lautesten schreit, erhält am meisten. Das NICE hat die Aufgabe nach wissenschaftlichen Evidenzkriterien und Kosten-Nutzen-Analysen zu entscheiden. Jeglicher PR-Druck, ob von Patientenverbänden, Ärzten oder der Pharmaindustrie direkt erschwert die Arbeit und führt zu ungerechten Entscheidungen. Denn UK hat erkannt, dass Leistungsausweitungen im Gesundheitssystem nur mit Einsparungen an anderer Stelle auszugleichen sind.








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