Pharmaindustrie verantwortlich für Luxus-Hotel Pleiten

Die FAZ sorgt sich im Reiseteil um Luxus-Hotels. Eine aussterbende Spezies. Begründet wird dies mit dem Verzicht der Pharmaindustrie, Veranstaltungen in 5-Sterne Hotels durchzuführen.

Oder ist eine Journalistin besorgt, in Zukunft mit 4-Sterne-Herbergen an der Autobahnausfahrt vorlieb nehmen zu müssen, wenn Unternehmen zu Präsentationen und Hintergrundgesprächen einladen?
 
[heile Welt]
Autor: strappato   2007-02-04   Link   (6 KommentareIhr Kommentar  


hockeystick   2007-02-04  
Für eine 4-Sterne-Übernachtung in Bonn, bei der die Gattin noch 50 oder 100 Euro dazubezahlen darf, gekrönt mit einem Nullachtfünfzehnhotelabendessenbuffet aus dem lauwarmen Edelstahlspeisenwärmer im Kreise der lieben, meist älteren Kollegen aus der jeweiligen Vertriebsregion und ihrer ebenso reich wie vergeblich mit Schmuck behängten Gattinnen von zumeist eher reduziertem intellektuellen Anspruch, überlegt es sich so mancher Weißkittel dem Vernehmen nach tatächlich, ob ihm dieses Angebot das Mühsal der Anreise noch wert ist. Auch wenn ihm das Geld natürlich kurzfristig per AWB zurückerstattet wird.


strappato   2007-02-04  
Warum soll ein Arzt sich 2 Tage in Brenners Parkhotel rumtreiben? Es gibt genug andere Sachen in der knappen Freizeit, die angenehmer sind. Und für ein paar Euro kann man mit dem Flieger ein Wochenende in Barcelona, Florenz, Lissabon oder einer anderen europäischen Stadt verbringen. Ich denke, dieses "Geschäftsgebahren" hat sich überholt und hat wenig mit der Anzahl der Sterne zu tun. Das gilt auch für andere Branchen. Um 2 Tage die "Zeit" von jemanden zu kaufen, muss es schon ein echtes Mega-Event sein.


hockeystick   2007-02-04  
Die ausrichtenden Pharmareferenten müssen heute mit einer erheblichen Zahl von kurzfristigen Absagen leben und warten am Anreiseabend mit Sorgenfalten im Gesicht darauf, ob die Umworbenen denn auch tatsächlich eintreffen, hört man.

Die Sachleistungen (zunehmend getarnt als Preisausschreiben, bei denen der Pharmareferent höchst selbst mit unverbundenen Augen die Ziehung vornimmt) werden auch immer dürftiger. Geschenke mit einem Wert von über 30 Euro sind für den Niedergelassenen schon die Ausnahme.

Früher war alles besser.


strappato   2007-02-05  
Das Geld wird an anderer Stelle ausgegeben. Professorale Experten und Mietmäuler profitieren davon. Die "Aufwandsentschädigung" für die Mitgliedschaft in Expertenboards, Vorträge, Experteninterviews ist nach meinen Erfahrungen in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Die wissen um ihren Wert als "key opinion leader". Das wird noch zunehmen, wenn die Verschreibungsentscheidung statt von den Ärzten immer mehr von Verträgen mit Krankenkassen, Nutzen-Bewertungen und Leitlinien abhängig ist.


hockeystick   2007-02-05  
Was ist denn nach Deiner Einschätzung über den Daumen gepeilt so drin für einen Professor und Vorstand einer der einschlägigen Ligen, der sagen wir mal zwei oder drei größeren Konzernen beratend zur Seite steht, hier und da einen kleinen Vortrag hält und ein wenig an irgendwelchen Leitlinien mitdichtet? Manche von denen wohnen ja sehr feudal.


strappato   2007-02-05  
Versuchen wir es einmal so: Die Stunden-/Tagessätze brauchen sich nicht vor den Honoraren grosser Unternehmensberatungen zu verstecken. Nur haben die ihren overhead davon zu finanzieren, die Sekretärin des Professors wird von der Uni bezahlt.








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