Pharmalobbyisten Thema in "60 minutes"

Die CBS-Sendung "60 minutes" hat sich mit einem dunklen Kapitel der US-Pharmapolitik beschäftigt: Die Rolle der Lobbyisten beim Medicare Prescription Drug, Improvement, and Modernization Act. Video-Stream hier.

Im November 2003 verabschiedete der amerikanische Kongress den Medicare Modernization Act – eine der weitreichendsten Gesundheitsreformen seit der Einführung von Medicare im Jahre 1965. Erstmals gewährt die staatliche Krankenversicherung Medicare rund 40 Millionen Senioren Zuschüsse zu verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. Medicare hatte bis dahin nur Kosten bei Arztbesuch und Behandlung im Krankenhaus übernommen. Kosten für Medikamente mussten privat getragen werden. Nach der Neuregelung haben Medicare-Versicherte eine eigenständige Arzneimittelversicherung für einen monatlichen Beitrag von $ 35 Dollar.

Ein Fest für die Pharmaindustrie, die sich das Gesetz mehrere hundert Millionen US-Dollar für Lobbyisten-Aufwendungen kosten liess und dafür praktisch das Gesetz selber schreiben konnte. Peanuts, wenn man die sieht, dass das Gesetz in den nächsten 10 Jahren den Steuerzahlern bis zu $ 1,2 Billionen (echte Billionen, nicht "amerikanische" Milliarden) kosten könnte. Eine der ersten Amsthandlungen der neuen, demokratische Mehrheit im US-Kongress war daher im Januar, Medicare zu verpflichten, Preise mit den Herstellern zu verhandeln.

Morgens ging das 1000-Seiten Schriftstück den Abgeordneten zu und um 3 Uhr nachts, unbemerkt von den schlafenden Wählern und unter Beobachtung von hunderten Pharma-Lobbyisten, wurde abgestimmt. Die Abstimmung war eine Farce. Als nach der geplanten Abstimmungszeit von 15 Minuten keine Mehrheit zustande kam, blieben die elektronischen Urnen noch 2 Stunden und 45 Minuten offen, währendessen die Befürworter versuchten, Abgeordnete mit Druck, Versprechungen und guten Worten zur Änderung ihres Abstimmungsverhaltens zu bewegen.

Was wurde aus den Einpeitschern?
John McManus, the staff director of the Ways and Means subcommittee on Health. Within a few months, he left Congress and started his own lobbying firm. Among his new clients was PhRMA, Pfizer, Eli Lilly and Merck.

Linda Fishman, from the majority side of the Finance Committee, left to become a lobbyist with the drug manufacturer Amgen.

Pat Morrisey, chief of staff of the Energy and Commerce Committee, took a job lobbying for drug companies Novartis and Hoffman-La Roche.

Jeremy Allen went to Johnson and Johnson.

Kathleen Weldon went to lobby for Biogen, a Bio-tech company.

Jim Barnette left to lobby for Hoffman-La Roche.

Insgesamt wechselten 15 Kongressabgeordnete, Mitarbeiter und Bundesbedienstete in die Pharmaindustrie.
 
[Ausland]
Autor: strappato   2007-04-03   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  








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