Pharmaindustrie investiert erfolgreich in Politiker

Der US-Senat hat diese Woche ein Gesetz verabschiedet, das Bemühungen, den Import von Medikamenten zu erleichtern, zunichte macht.

Wie die Zeitung USA today enthüllt, haben die 49 Senatoren, die dem Gesetz zustimmten, seit 2001 $ 5 Millionen Spenden der Pharmaindustrie erhalten. Das sind fast dreiviertel aller Pharmagelder an derzeitige Senatoren.
The pharmaceutical companies spend more money on lobbying than any other single industry — $855 million from 1998 to 2006, according to the non-partisan Center for Public Integrity.

The biggest drug trade group, Pharmaceutical Research and Manufacturers of America, praised the bill after it passed. The group's spokesman, Ken Johnson, said its critics "never point out that a great deal of this money is spent trying to defeat bills … that are designed to cripple this industry."

Hat sich ja gelohnt.
 
[Pharmaindustrie]
Autor: strappato   2007-05-18   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  


gn8   2007-05-19  
Verstehe ich das richtig: unsere Kanzlerin fährt weg um den Import von Medikamenten nach Deutschland zu erleichtern, speziell von den USA, und verkauft uns das als Segen für unseren Wirtschaftsstandort? Und die Amis machen genau das Gegenteil? Nicht weil die Senatoren ihr Land fördern möchten wie Angela Merkel, sondern weil sie von BigPharma «gesponsored» sind? Da werden wir die USA ja bald an Wirtschaftskraft überholen. Oder ist unsere Regierung depperter als der US-Senat?


strappato   2007-05-19  
Es geht ja genauer um den Re- und Parallelimport. Nicht alle Pillen, die die Amis fressen werden dort hergestellt. Aber nur die Pharmakonzerne dürfen sie auf den Markt schmeissen. Importeure, als pharmazeutischer Unternehmer auftreten, sind dort undenkbar. Selbst der private Import aus Kanada ist eigentlich verboten. Das geht soweit, dass die Pharmakonzerne die kanadischen Apotheken in Grenznähe nur beschränkt beliefern, um Senioren, die auf "Butterfahrt" sind, den Erwerb preiswerterer Medikamente in Kanada so schwer wie möglich zu machen. Deswegen lösen Marktanteile von 8% (in Deutschland) oder 20% (in UK) für Re- oder Parallelimporte bei den Big Pharmachefs immer wieder Panik aus und sie versuchen auch in Europa, die Distributionskanäle unter Kontrolle zu bringen. Etwa durch Kampagnen zur Gefahr durch gefälschte Arzneimittel.

In Europa hat das EuGH alle Versuche, den freien Warenverkehr von Medikamenten zu beschränken, abgeschmettert. Die Urteilsliste liest sich wie ein Reihung von Desastern. Von der Weigerung Unterlagen zu liefern (20.5.1976 - RS C-104/75), über Zulassungshürden (12.11.1996 - RS C-201/94), Ursprungsidentität (1.4.2004 - C-112/02), Trickereien bei den Hilfstoffen (16.12.1999 - C-94/98), Rücknahme der Zulassung (10.9.2002 - C-172-00) bis Lizenzen und Markenerschöpfung (9.7.1985 - C-10/84). Nationale Gerichte, ob BGH oder OLG entschieden ebenso gegen Beschränkungen des Imports.

In Europa gilt die Warenverkehrsfreiheit gemäss Art. 29 EG-Vetrag. Dazu kommen ja noch Preis- und Erstattungsauflagen der EU-Länder - was den Import erst lukrativ macht. Die Pharmaunternehmen argumentieren immer wieder, dass dieses System in Europa dazu führt, dass die amerikanischen Patienten mit hohen Medikamentenpreisen die Forschung und Entwicklung für die Europäer mitbezahlen.








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