Pharma-Enthüllungen In Teenie-Socialmedia Netzwerken wird der jeweilige Gemütszutand angezeigt. Sowas würde ich mir ausnahmsweise auch wünschen. Heute: Eine Mischung aus mürrisch und angewidert. Um beim Thema zu bleiben. In meinem RSS-Reader laufen Meldungen über die verdeckten Marketingmethoden der Pharmaindustrie ein. John Mack hat die Knebelbedingungen von Novartis beim Youtube-Video-Contest entdeckt und wirbt für seine Veranstaltung, auf der er web2.0-Maketingtricks enthüllen will. Markus Grill bloggt Teile seines Buches und deckt auf, dass Medizin-Beilagen in Zeitungen von der Pharmaindustrie gekauft werden. Slate hat einen Artikel zum Einfluss der Pharmakonzerne auf wissenschaftliche Journals und fordert die Offenlegung von Interessenskonflikten. Ed Silverman berichtet von der Weigerung der Pharmaindustrie die Empfänger von Spenden und Förderungen weltweit offenzulegen. Das britische "Pharmaceutical Journal dokumentiert die Verstösse des Pharmakonzerns AstraZeneca gegen die einschlägigen Verhaltensregeln. Vielleicht bin ich zu lange im Geschäft. Das sind alles Meldungen und Methoden, die abgewandelt seit Jahren immer wieder öffentlich werden und die jeder in Pharmaindustrie und Medizin täglich sieht, wenn er nicht in irgendeiner Form aktiv daran beteiligt ist. Darüber kann ich mich nicht mehr aufregen. Da passiert sicher eine Art Abstumpfung. Das trifft jedoch ebenfalls auf die Leser, der immer wieder neu auf den Markt geworfenen Enthüllungsbücher zu, mit Titeln wie: "Wie die Pharmaindustrie uns manipuliert", "Das grosse Geschäft mit unserer Gesundheit", "Die sieben Todsünden der Gesundheitsindustrie", "Das Ärztehasserbuch", "Die Krankmacher", "Die Krankheitserfinder", "Die Cholesterin-Lüge.", "Die organisierte Kriminalität im Gesundheitswesen", "Heillose Medizin", "Die Gesundheitsmafia" usw. Mürrisch, weil die Kritik auf einer Ebene bleibt, mit der die Pharmaindustrie gut leben kann. Whistleblower sind selten und Journalisten fällt die komplexe Materie sichtbar schwer. Angewidert, weil jeder seinen Kopf retten will - bis hin zu willfährigen Medizinjournalisten und den Talk-Show gestählten Autoren der Enthüllungsbücher. Ein Zitat aus dem Roman von Peter Rost: "Killer Drug" (Besprechung folgt, sehr spannend und sehr "unique"): "Sophie shook her head. "If I hadn't spent my own life in the pharma business I wouldn't have believed you. And this is crazy even for that business! [...]" Bei diesen Sätzen musste ich laut lachen, da die Verrücktheit und Unverfrorenheit auf den Punkt gebracht wird, die jeder in der Branche kennt. Es gäbe eine Menge Interessantes aufzudecken. Nur hätte dies das Potential, das Vertrauen in den medizinisch-industriellen Komplex (was mittlerweile kein negativer besetzter Begriff mehr ist) nachhaltig zu schädigen. Daran hat niemand ein echtes Interesse. [heile Welt]
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