SiCKO in den Feuilletons Am nächsten Donnerstag läuft Michael Moores Film SiCKO über das US-amerikanische Gesundheitswesen in Deutschland an. In Österreich einen Tag später. Weiter geht es mit Reaktionen aus deutschsprachigen Fäuletons, die sich schwer mit dem Streifen tun. Hier war der erste Schwung. Im Tagesspiegel geht Christiane Peitz nur in einem Absatz am Ende auf den Film ein. Die restlichen 90% widmen sich der Person Michael Moore und der Kritik an ihn. "Sicko" kommt weit weniger egomanisch daher als „Fahrenheit 9/11“. Moore wirbt für die schlichte Wahrheit, dass ein staatliches Gesundheitssystem besser ist als ein privates, nennt marode Verhältnisse beim Namen und setzt auf das Staunen als erste Bürgerpflicht. Und auf Einmischung als Konsequenz dieses Staunens. Ähnlich auch Birgit Glombitza in Spiegel Online. Der Filmemacher nimmt viel Raum ein, einzelne Szenen des Films werden geschildert, aber zu einer Wertung mag sich die Autorin nicht durchringen. Am ehesten entspricht noch der Guantanamos-Coup der Erwartungshaltung. Das ist unfassbar, empörend, berührend - aber polarisierend ist es diesmal nicht. Anders als sonst begleitet keine Kontroverse den Film, kein Verleih bekommt hier kalte Füße. Und der Wind, der Moore ins Gesicht bläst, ist nur jener vor der Küste Guantanamos, wo er mit einem Trupp Kranker um kostenlose Behandlung bittet. Der Journalistin der Sächsischen Zeitung ist SiCKO dagegen zu sehr polarisiernd. Valeria Heintges sieht in dem Kuba-Trip mit 9/11-Veteranen eine reine PR-Aktion. Nach viel diskutiertem Start in den USA und einem Gastauftritt in Cannes, kommt „Sicko“ jetzt in die deutschen Kinos. Der Streifen ist handwerklich ordentlich gemacht. Aber die allzu deutliche Schwarz-Weiss-Zeichnung fällt auch wohlmeinenden Zuschauern bald arg auf den Geduldsnerv. Im Ö1 Inforadio hebt Arnold Schnötzinger auf das Gesamtwerk Michael Moores ab. Michael Moores Dokumentationen sind polemische, unterhaltsame, berührende aber vor allem kompromisslose Standpunktpredigten, die Objektivität gar nicht anstreben. Die Gegenseite wurde diesmal also erst gar nicht befragt. Der Zweck ist, die Menschen aufzurütteln, und dann, so Moore, sei alles einfach: nämlich die besten Ideen stehlen und die schlechten vermeiden. Bisher die für mich beste Besprechung kommt von Nona Schulte-Röme in n-tv. Deutlich wird, dass es um echte Schicksale geht und im Vergleich selbst das viel kritisierte deutsche Gesundheitswesen paradiesisch wirken würde. "Sicko" ist Dokutainment vom Feinsten und hat das Potenzial, auch ein deutsches Publikum zum Lachen und zum Weinen zu bringen. Gezeigt wird echtes US-amerikanisches Leid, Polemik und Schwarz-Weiss-Malerei à la Michael Moore. Nebenbei erklärt "Sicko" im Rundumschlag die Welt. Moore scheint zwischen all den Leidensgeschichten absichtlich den Clown zu spielen. [SiCKO]
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