Allergan beim faltenfreien Astroturfing

Die Deutsche Gesellschaft für Ästhetische Botulinumtoxin-Therapie (DGBT) hat sich der Information von Patienten und Ärzte und der Kommunikation der Grundlagen und Neuentwicklungen zu den Aspekten der Botulinumtoxin-Therapie verschrieben. Bei näherem Hinsehen zeigt sich, dass die Fachgesellschaft ein Kommunikationsmedium des Unternehmens Allergan ist, dem Hersteller von Botox®, in Deutschland für die Faltenglättung unter dem Handelsnamen Vistabel® auf dem Markt.

Die DGBT gibt an, dass Schätzungen zufolge in Deutschland bislang erst rund 1000 Ärzte die Faltenglättung mit Botulinumtoxin anbieten. Das soll sich ändern, denn zur "Kommunikation" gehören Fortbildungskurse, die sich an Ärzte aller Fachrichtungen richten. Nur Zahnärzte müssen leider draussen bleiben. Sie müssen sich in Deutschland auf die Mundhöhle als Therapieobjekt beschränken. In den USA spritzen auch Dentisten Botox. Nach zwei Tagen darf sich der Arzt "Zertifizierter Anwender für ästhetische Botulinumtoxin-Therapie" nennen.

Ein paar Indizien für das Astroturfing:
  • Die Kurse des DGBT werden von der Agentur "Logi-Vent" organisiert, die auch für Allergan die Fortbildung zu " Injektionstechniken mit Vistabel®" managed.
  • Für die Pressearbeit der DGBT ist die Agentur "Haas & Health Partner" zuständig. Wie auch für die PR von Allergan.
  • Der Vorsitzende des DGTB, Boris Sommer, ist Mitglied des European Advisory Board von Allergan.
  • Sommer hat mit der Schatzmeisterin des DGBT, Dorothee Bergfeld, gemeinsam Konsensusempfehlungen zum Gebrauch von Botulinumtoxin A in der ästhetischen Medizin verfasst. Das Advisory Board Mitglied sieht als einzigen Interessenskonflikt die Unterstützung von Frau Dr. Bergfeld durch Allergan.
  • Der zweite Vorsitzende, Prof. Raulin, arbeitet mit Dr. Sommer in einer gemeinsamen Praxis.
  • Dementspechend findet das Produkt von Allergan eine besonders positive Erwähnung in den Pressemeldungen des DGBT.
Die Internetseite der Gesellschaft wäre als Auftritt von Allergan nicht mit den Heilmittelwerbegesetz vereinbar. Neben unkritischen Patienteninformationen über die Behandlung gibt es eine Ärzteliste mit den zertifizierten Behandlern. Es überrascht nicht, dass die Finanzierung des Verbands nicht kommuniziert wird. Ziel scheint, die Anwendung zu pushen. Die Presseresonanz ist gut und das Schlagwort "Botox-TÜV" wird gerne von den Medien aufgenommen.

Von den Medien in Deutschland dagegen kaum beachtet: Die Ergebnisse einer vor wenigen Tagen veröffentlichten Studie an Ratten lassen vermuten, dass das Neurotoxin Botulinum Type A nicht nur an den Stellen des Körpers bleibt, in die es injiziert wird, sondern sich im Gehirn und im Körper ausbreiten kann. In den USA fordert die Verbraucherorganisation "Public Citizen" schärfere Warnhinweise für Botox. Nach den Angaben der Organisation sind zwischen 1997 und 2006 den Behörden 658 zum Teil lebensbedrohende Zwischenfälle und 16 Todesfälle nach Botox-Injektionen gemeldet worden. Public Citizen zitiert auch Zahlen aus Europa, wo ebenfalls mehr als 600 Zwischenfälle, darunter einige tödlich, aktenkundig geworden sind.
 
[Botox]
Autor: strappato   2008-04-29   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  


hockeystick   2008-04-29  
Zu Todesfällen durch Botulinumtoxin Type A hatte das Arzneitelegramm erst jüngst einen weiteren Artikel.


franz.brandtwein   2008-04-30  
... wurden in diesem Zusammenhang schon Darwin Award Nominierungen ausgesprochen?

(meine ja nur ... Botox ... tssss)


hockeystick   2008-04-30  
Wenn Botox auch beim Menschen ins Gehirn dringen sollte, dann hätten wir es womöglich mit einem klassischen Teufelskreis zu tun.








Stationäre Aufnahme












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