Qualitätsjournalismus

Fast täglich versuchen Zeitungsverlage ihr Existenzrecht gegenüber dem Internet zu begründen. Heute wird in der FAZ Mirjam Meckel an die Front geschickt.

Wenn ich alleine schon den Begriff "Qualitätsjournalismus" lese, den Meckel intensiv bemüht. Gehört zu dem Qualitätsjournalismus, Mirjam Meckel als "Professorin für Kommunikationsmanagement an der Universität St. Gallen" vorzustellen? Quasi als neutrale Expertin?

Dabei ist Meckel zutiefst im journalistischen Establishment verstrickt, inkl. dem Einfluss der Parteien auf die Medienlandschaft und Partnerin einer Top-PR-Agentur, die u.a. "internationale Medien, Musik-, Buch- und Zeitschriftenverlage, Nachrichtenagenturen, Informationsdienste, Internet-Medien und Filmstudios" als Kunden auf ihrer Internetseite nennt.

Wie hätte es geklungen, wenn stattdessen unter dem Artikel gestanden hätte:
Miriam Meckel ist Partnerin der Brunswick Group, eines international tätigen Unternehmens für Strategieberatung.

Wäre ehrlicher gewesen, da ich mal einfach annehme, dass hier die Haupteinkommensquelle der Autorin ist.
 
[Journalismus]
Autor: strappato   2009-05-12   Link   (7 KommentareIhr Kommentar  


strappato   2009-05-12  
Eine der realsatirischen Verstrickungen der Medienwelt ist, dass Brunswick u.a. David Montgomery, den Medien-Finanzinvestor, berät, der als knallharter Kostenminimierer auftritt. Aus Sicht der Journalisten sind gerade Montgomery & Co. die Totengräber des Qualitätsjournalismus. Was der Investor in Deutschland bei seinen Engagement bei der BV Deutsche Zeitungsholding (u.a. Hamburger Morgenpost und Berliner Zeitung) bewies. Dem Schrecken setzte erst M. DuMont Schauberg durch die Übernahme Anfang des Jahres ein Ende.

Aus einem pdf-DateiFAZ-Artikel:
Hunderte von Experten, darunter etliche ehemalige Journalisten, verdienen heute ihr Gehalt mit dem, was man als Finanzkommunikation im weitesten Sinn bezeichnet. Oft treten sie im Gefolge von Investmentbanken auf - was die Gagen der PR-Strategen weniger horrend erscheinen lässt: Die Tagessätze von Spitzenleuten erreichen gut und gern 5000 Euro. Zu den führenden Anbietern zählen die Unternehmen „Hering Schuppener“, „Brunswick“ oder „Publicis“.



plazebo   2009-05-12  
schade, ich hatte in den Kommentaren des FAZ-Artikels auf deinen Hinweis verwiesen, das scheint den Redakteuren aber peinlich zu sein. Veröffentlicht haben Sie ihn nicht, neun weitere Kommentare schon...


strappato   2009-05-12  
Diese verlogene Diskussion um die Zukunft des Journalismus widert mich an.


fabianfuchs   2009-05-12  
Jup, die Diskussion ist verlogen, durch und durch. Schau Dir an, wie Zeitungen und deren Online-Angebote gemacht werden. Gerade Letzteres hat für meine Begriffe mit Journalismus oft nicht mehr viel zu tun. Und die Chef-Macher wollen es genau so und nicht anders.


hwester   2009-05-12  
Qualitäs-PR der FAZ?
Der Qualitätsanspruch der FAZ ist gerade heute ein wichtiges Thema

http://www.medienhandbuch.de/news/koppelgeschaeft-redaktionanzeigen-bei-der-faz-24611.html


siyani   2009-05-12  
also im pharmaqualitätsfachjournalismus sind koppelgeschäfte ja der alltag, das sollte sich die faz mal nen beispiel nehmen ;-)


plazebo   2009-05-12  
ich kann das Wort auch nicht mehr hören ...








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