Werberelevante Zielgruppe

Gestern abend bei Kerner: Tokio Hotel. Was eine gute Quote bei 10-15-jährigen Mädchen garantierte.

Passend, dass als weiterer Gast der Schönheitschirurg Prof. Werner Mang auftrat. Der Auftritt war eine Werbung für die Erfolge der Schönheitschirurgie. War auch nicht anders möglich, nachdem die Person Werner Mang schon in der zuvor ausgestrahlten Sendung 37° ausgiebig präsentiert wurde.

Ein paar Auszüge aus dem Heilmittelwerbegesetz:
§ 3
[Irreführung]

Unzulässig ist eine irreführende Werbung. Eine Irreführung liegt insbesondere dann vor,
2. wenn fälschlich der Eindruck erweckt wird, daß
a) ein Erfolg mit Sicherheit erwartet werden kann,
c) die Werbung nicht zu Zwecken des Wettbewerbs veranstaltet wird

§ 11
[Werbung außerhalb der Fachkreise]

(1) Außerhalb der Fachkreise darf für Arzneimittel, Verfahren, Behandlungen, Gegenstände oder andere Mittel nicht geworben werden
3. mit der Wiedergabe von Krankengeschichten sowie mit Hinweisen darauf,
5. mit der bildlichen Darstellung
b) der Wirkung eines Arzneimittels, eines Verfahren einer Behandlung, eines Gegenstandes oder eines anderen Mittels durch vergleichende Darstellung des Körperzustandes oder des Aussehens vor und nach der Anwendung,
11. mit Äußerungen Dritter, insbesondere mit Dank-, Anerkennungs- oder Empfehlungsschreiben, oder mit Hinweisen auf solche Äußerungen,
12. mit Werbemaßnahmen, die sich ausschließlich oder überwiegend an Kinder unter 14 Jahren richten.

Natürlich wurden Vorher-Nacher-Darstellungen präsentiert, von idealen Nasen geschwärmt, Prof. Mang verkündete, dass man ab 16 Jahre Nasenkorrekturen und Fettabsaugung machen könne und er verwies darauf, dass es um das "Wohlfühlen" ginge.

Vor dem Bildschirm eine grosse Gruppe pubertierender verunsicherter Teenager, deren Selbstwertgefühl durch Werbung und Modeindustrie angeknackst ist und die sie in Depressionen, Essstörungen und unter das Messer von Schönheitschirurgen treiben.

Diese Dauerwerbesendung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, mit bester Zielgruppe hätte selbst Prof. Mang nie bezahlen können.
 
[Ethik & Monetik]
Autor: strappato   2006-09-06   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  


truthcomeslast   2006-09-06  
Einstein, Hoeneß, Mang
Am Freitag (1. Sept.) in der FAZ der lesenswerte Artikel über Mang: "Der Professor aus Lindau".
Dort heißt es am Ende:

Wie ein kleiner Junge aus der süddeutschen Provinz so etwas geschafft hat. Menschenhelfer, Mulitmillionär, Medienstar. Mang ist in Ulm geboren. "Einstein, Hoeneß, Mang", sagt er, mit einem Schmunzeln. Die großen Söhne der Stadt. (...) Er kennt sie alle. Aus dem OP, von den Promipartys. Mittlerweile wird er dort von denen, die er zuvor operiert hat, auch gegrüßt.

Apropos Selbstwertgefühl der Teenager: Siehe auch meinen Beitrag hier.


strappato   2006-09-06  
Wie heisst es in dem Lied vom Dr. Eisenbarth:

In Ulm kuriert' ich einen Mann,
Daß ihm das Blut vom Beine rann,
Er wollte gern gekuhpockt sein,
Ich impft's ihm mit dem Bratspieß ein.



hockeystick   2006-09-06  
Das ist doch ein astreiner Boo für die Gebührenabsauger vom ZDF.








Stationäre Aufnahme












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