Sponsoring-Aufwendungen

Nach Roche hat auch GlaxoSmithKline (GSK) die Zusammenarbeit mit Patientenorganisationen öffentlich gemacht. Wobei Roche erst ab 3000 Euro veröffentlicht, GSK alle Beträge und Verwendungszweck.

GSK hat im Jahre 2006 35 deutsche Patientenorganisationen mit einer Gesamtsumme von rund 326.000 Euro unterstützt.

Ein paar Beispiele:
  • Die Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen (ACHSE), ein Netzwerk von Patientenorganisationen mit Seltenen Erkrankungen, hat 1.480 Euro für die jährliche Konferenz zur Bekanntheitssteigerung erhalten.
  • 10.600 Euro gingen an die MigräneLiga für die Unterstützung eines Migräne Symposiums, für Seminare mit den Leitern regionaler Patientengruppen und für die Mitgliederzeitschrift.
  • An die Deutsche Restless Legs Vereingung gingen 19.454 Euro für die Unterstützung einer Fortbildungsreihe für Patienten und deren Angehörige und ein zweitägiges Seminar für 27 Leiter der regionalen Gruppen.
In Österreich fliessen erheblich geringere Beträge. Dort hat GSK 2006 mit insgesamt 20.600 Euro 8 Selbsthilfeverbände unterstützt.

Die grossen Summen werden auf europäischer Ebene verteilt. Das European Institute of Women's Health erhielt im Jahr 2006 fast 21.000 Euro, was 13% des Budgets der Organisation war. Das European Patients' Forum (EPF) hat von GSK 71.750 Euro erhalten, 17% des Jahresbudgets. Den Rest holte man sich von Pharmaverbänden und anderen Pharmakonzernen. An die European Cervical Cancer Association (ECCA) wurden 100.000 Euro zur freien Verwendung gezahlt, 18,9% des Jahresbudgets von ECCA und angesichts der für 2007 erwarteten Markteinführung des HPV-Impfstoffes Cervarix® sicher eine gute Investition.

So eine Liste würde ich gerne mal für Pfizer sehen.
 
[Ethik & Monetik]
Autor: strappato   2007-03-09   Link   (6 KommentareIhr Kommentar  


hockeystick   2007-03-09  
Der Auftritt der Migräneliga wirkt im Vergleich zu den verschiedenen anderen und hochprofessionellen industrienahen Veranstaltungen mit dem verräterischen Suffix "Liga" geradezu rührend unbeholfen. Zwar legt sie ihre Finanzierung nicht offen und verlinkt eine Seite des Sponsors GlaxoSmithKline, auch zeichnet die bekannte Medical Consulting Group (die ja u.a. auch als Ansprechpartner für Bettnässer fungiert) für die Pressearbeit verantwortlich. Nach einer Durchsicht der Seiten vor einiger Zeit habe ich trotzdem beschlossen, die ins Wasser zurückzuwerfen. ;-)

PS: Die Deutsche Parkinson-Vereinigung gibt ja an, ein weit beeindruckenderes Budget zu haben: "Die von GSK zur Verfügung gestellte Geldsumme von 4.400 Euro entspricht 0,01 % des gesamten Budgets der Organisation." Also 44 Mio. So viel nun wohl eher auch nicht.


strappato   2007-03-09  
Ich würde mal tippen auf eine 0 zuviel: 0,1% = 4,4 Millionen. Aber wenn man die GSK-Liste durchgeht, merkt man, wie wenig Patientenorganisationen ihr Budget und den Anteil von Zuwendungen der Pharmaindustrie nennen.


gn8   2007-03-10  
Wenn es um die Finanzierung der Selbsthilfe geht wundere ich mich eher über die etwas einseitige Fixierung auf Pharma&Co. Denn den Löwenanteil macht der Steuerzahler. Dabei werden erhebliche Anteile vor allem der politisch meinungsbildenden Strukturen der Selbsthilfe in einem Umfang (nie unter 50%, eher bei 80-90%) finanziert, dass man auch von Regierungs-PR auf Bundes- und Landesebenen sprechen kann. Hinweise auf mangelnde Effizienz führen weder zur Aktivität der Rechnungshöfe noch der Ministerien. Die Effizienz so mancher Struktur für die Betroffenen darf getrost als "grottenschlecht" oder "unterirdisch" bezeichnet werden. So darf man sich nicht wundern, wenn der Altersdurchschnitt der Vorstände dem Prozentanteil der Staatsfinanzierung sehr nahe kommt.

Also dagegen, Freunde, ist der Pharmaanteil geradezu Homöopathie.


strappato   2007-03-10  
Die Quellen und Anteile an der Finanzierung sind bei den Selbsthilfeverbände für Aussenstehende nicht sehr transparent.


gn8   2007-03-10  
Das haben wir gemeinsam mit dem Staat, von dem haben wir das gelernt. Wir verwenden die Bundesreisekostenordnung, Haushaltsordnungen, die Verdingungsordnung usw. usf. Die tun alle transparent, sind aber von Finanzjuristen (das ist die verschärfende Steigerung von Juristen) ersonnen, damit (wenn überhaupt) nur noch sie durchblicken.


strappato   2007-03-10  
Von den Finanzjuristen a.D. sitzen wohl auch eine Reihe in den Selbstverwaltungsgremien und Vorständen.








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