Der Weg in die Gesundheitsvolkswirtschaft

Zahl des Tages: 2,472 Billionen Dollar.

Das entspricht in etwa dem Bruttoinlandsprodukt Italiens, der siebtgrössten Volkswirtschaft der Welt. Ist aber nur die Summe, die in den USA in 2009 voraussichtlich für Gesundheit ausgegeben worden ist. Der Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt der USA, ein Massstab, der zum Vergleich von Ländern herangezogen wird, stieg von 16,2% auf 17,3%.

Der Anteil der staatlichen Ausgaben an dieser Summe, z.B. durch Programm wie Medicaid oder Medicare, wird 2011 erstmals die 50%-Marke überschreiten. Alleine die vom US-amerikanischen Steuerzahler finanzierten Gesundheitsausgaben machten 8,4% des Bruttoinlandsprodukts aus, fast soviel, wie die Bürger in einigen europäischen Ländern mit anerkannt guter Gesundheitsversorgung wie Italien oder Grossbritannien, von ihrer wirtschaftlichen Leistung insgesamt, staatlich wie privat, für die Gesundheitsversorgung benötigen.
 
[Ausland]
Autor: strappato   2010-02-05   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

"Money-Driven Medicine" als Stream im Internet

Die komplette Dokumentation "Money-Driven Medicine" ist während des Novembers als Stream im Internet zu sehen. Der Film basiert auf einem Buch von Maggie Mahar und wurde vom Dokumentarfilmmacher und Academy-Award-Gewinner Alex Gibney produziert.

Hier der Trailer:


 
[Ausland]
Autor: strappato   2009-11-11   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Pfizer muss in den USA Rekordstrafe zahlen



Das US-Justizministerium gab am Mittwoch bekannt, dass es sich mit Pfizer auf eine Rekordstrafe von 2,3 Milliarden Dollar wegen irreführender und illegaler Werbung geeinigt hat. In dem Fall geht es um das Schmerzmittel Bextra®, das von Pharmacia & Upjohn vor der Übernahme durch Pfizer entwickelt und vermarktet worden war. Bextra gehört wie Vioxx zur Klasse der COX-2-Hemmer. Nach Aufforderung der FDA hatte Pfizer Februar 2005 das Medikament wegen fehlende Langzeit-Daten zu der kardiovaskulären Sicherheit vom Markt genommen.
 
[Ausland]
Autor: strappato   2009-09-03   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Lobbyistenrätsel im Internet

Lobbyisten bleiben gerne im Hintergrund. Das will in den USA das National Public Radio (NRP) mit Unterstützung des Internets ändern. Die Nutzer sind aufgerufen, auf einem Panoramafoto Interessensvertreter zu identifizieren, die an der Sitzung des Senatsausschuss für Gesundheit, Bildung, Arbeit und Pensionen zum Start der Beratung über die US-Gesundheitsreform teilgenommen haben.

Präsident Barack Obama hat versprochen, bis Ende 2009 das entsprechende Gesetzpaket durch den Kongress zu bringen. Für die grosse und wegen der Finanzkrise derzeit wachsende Zahl der Unversicherten soll es neben den privaten Versicherungen auch eine staatliche Krankenversicherung geben. Als Kosten werden in den nächsten 10 Jahren dafür 1 Billion Dollar veranschlagt, die möglichst in anderen Bereichen des ineffizienten Gesundheitswesens eingespart werden sollen.

Das ist die Stunde der Lobbyisten. Pharmaindustrie, private Krankenversicherungen, Krankenhäuser, Ärzte, die gesamte Gesundheitsindustrie stemmt sich gegen zu erwartende Gewinneinbussen. Nach Informationen der Washington Post haben die grössten Versicherungen, Kliniken und Interessensgruppen alleine mehr als 350 frühere Mitarbeiter der US-Regierung und ehemalige Abgeordnete des US-Kongresses angeworben. Drei Viertel der bedeutenden Gesundheits- Pharnakonzerne hätten mindestens einen Insider auf ihrer Gehaltsliste. Dazu kommen noch Lobbyisten, die ihre frühere Regierungstätigkeit nicht offen gelegt haben, wie der Präsident des Pharmaindustrieverbandes PhRMA, W.J. "Billy" Tauzin, ein Ex-Kongressabgeordneter.

Mächtig Gegenwind, der Obama entgegenschlägt. Die Medizinindustrie könnten Erfolg haben. Uwe Reinhard, Professor für Gesundheitsökonomie in Princeton, skizziert ein pdf-DateiSzenario, das angesichts der titanischen Aufgabe nicht unwahrscheinlich ist:
The whole thing dies in conference and a seemingly bitter President Obama uses the defeat as a rationale why, next year, the American people must vote in place a Congress that will pass health reform.

Dank des NPR sehen die Bürger dann wenigstens, wer in Washington Tag und Nacht gegen ihre Interessen gearbeitet hat.
 
[Ausland]
Autor: strappato   2009-07-07   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Bewerbungsvideos um eHealth Milliarden

Die USA setzt bei der Gesundheitsreform massiv auf IT. Vernetzung, elektronische Patientenakten und Computer sollen Ausgaben sparen, die dringend an anderer Stelle im Gesundheitssystem gebraucht werden. Alleine in die elektronische Patientenakten sollen 19 Milliarden Dollar investiert werden.

Nun beginnt der Kampf um die Milliarden. Ein paar Splitter: IBM will mit dabei sein, und verspricht eine Welt, in der ich nicht gerne leben würde:


Auf deutsch gibt es denn Clip hier.

Ein Mitarbeiter im Bereich Health IT bei der Beratungsfirme Deloitte geht es mit Charme an und erklärt "Everything you need to know about the Health Information Technology for Clinical and Economic Recovery (HITECH) Act" in vier Minuten.


Wie er das gemacht hat, erklärt er hier
 
[Ausland]
Autor: strappato   2009-06-11   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Guttenberg & US-Krankenversicherte

Opel, GM und die Bundesregierung - ein Trauerspiel, aber kein Thema für ein Blog über Gesundheitsthemen? Die Bundesregierung hat sich beim eigentlichen Eigentümer von GM, der US-Regierung, die die Fäden in der Hand hält, eine blutige Nase geholt. Neben den USA und Kanada, die nach einem Konkurs 72% von GM kontrollieren würden, wäre der gewerkschaftliche "GM retiree health trust" mit 17,5% und Optionen auf bis zu 20% grösster Anteilseigner.

Der Fonds ist Teil einer Vereinbarung von 2007, mit der GM die drückenden Krankenversicherungszusagen an ihre Pensionäre aus der Bilanz bringen wollte. Der Fonds ist aber selbst ein Fall für den Arzt: Von den zugesagten 35 Milliarden Dollar ist nur ein Teil bisher in den Fonds geflossen und der Wert der Anteile hat sich durch die Krise auf 10 Milliarden um ein Drittel reduziert. Zu wenig, um die Krankenversicherung für die ausgeschiedenen Mitarbeiter weiter zu garantieren.

An GM hängt die Krankenversicherung von einer Million Mitarbeitern, Pensionären und ihren Angehörigen. Harte Einschnitte bei den Leistungen drohen, aber ein Konkurs wäre für sie die bessere Option, als ein Verkauf oder gar Verschleudern der Juwelen, wie GM Europe.
 
[Ausland]
Autor: strappato   2009-05-29   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

50-50

I would say the odds are about 50-50, which is where I thought it was for some time.
Tom Daschle, ehemaliger U.S. Senator und Ex-Kandidat für den Gesundheitsminister-Posten in Obamas Regierung, schätzt in einem Interview die Chancen für die Verabschiedung einer umfassenden Gesundheitsreform in diesem Jahr.
 
[Ausland]
Autor: strappato   2009-05-05   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Obama muss weiteren Gesundheitsposten neu besetzen

US-Präsident Obama muss einen weiteren Rückschlag bei der Besetzung wichtiger Posten in seiner Verwaltung hinnehmen. Sanya Gupta, der derzeit als Chef-Medizinkorrespondent bei CBS und CNN tätig ist, hat seinen Verzicht auf das Amt als "Surgeon General", eine Art oberster Amtsarzt erklärt.

Er begründet den Schritt damit, dass er mehr Zeit seiner Familie widmen und weiter als Arzt und CNN-Korrespondent arbeiten will. Nach seiner Nominierung Anfang des Jahres waren kritische Stimmen laut geworden, die Gupta eine zu grosse Nähe zur Pharmaindustrie vorwarfen. Nicht zuletzt könnte eine Rolle gespielt haben, dass Gupta als Beamter erhebliche Einkommenseinbussen gegenüber seinen derzeitigen Jobs gehabt hätte, wie die Washington Post berichtete.

Ausser der Absage Guptas hatte Obama gestern noch ein Treffen zur Zukunft des US-Gesundheitswesens zu verdauen, zu der er 150 Vertreter von Stakeholdern, wie Kongressabgeordnete, Ärzte, Gewerkschafter, Vertreter von Unternehmen, Kliniken, Krankenversicherungen und Verbraucherorganisationen eingeladen hatte. Schon die Tatsache, dass alle sich versammelt hatte, wurde als Erfolg gewertet. Der US-Präsident wies wiederholt auf die steigenden Kosten für das US-Gesundheitssystem hin.
If people think we can simply take everybody who is not insured and load them up in a system where costs are not under control, it’s not going to happen.
Beim Weg zu Reform zeigte er sich zu Zugeständnissen bereit, die eine Abkehr von seinen Plänen bedeuten könnten, eine staatliche Krankenversicherung im Wettbewerb mit privaten Anbietern zu etablieren.
During the campaign I put forward a plan for health care reform. I thought it was an excellent plan. But I don’t presume that it was a perfect plan or that it was the best possible plan.

Schon der sich selbst gesetzte Zeitdruck, bis Ende des Jahres eine Reform auf den Weg gebracht zu haben, wird ihn zu Kompromissen mit der Pharmaindustrie, Versicherern und Kliniken zwingen.

Ein Teil der Kostenexplosion wird den horrenden Schadensersatzklagen in den USA zugeschrieben. Dazu hat der oberste Gerichtshof am Mittwoch entschieden, dass Pharmakonzerne in den USA weiter für Gesundheitsschäden haftbar gemacht werden können, die durch Verabreichung ihrer Medikamente hervorgerufen worden sind. In einer von vielen unerwarteten Entscheidung votierten die Richter mit sechs gegen drei Stimmen dafür, dass die Klägerin Diana Levine das Pharmaunternehmen Wyeth auf Schadenersatz für die Nebenwirkungen durch die falsche Anwendung des Medikaments Phenergan® (Wirkstoff Promethazin) verklagen darf.

Durch das Grundsatzurteil stellte das Gericht klar, dass auch die Zulassung durch die Arzneimittelbehörde FDA die Hersteller nicht vor Schadensersatzansprüchen schützt. Auf die Anerkennung dieses Preemption hatten die Pharmakonzerne gesetzt. Nun steht ein Gesetz, dass Medizinproduktehersteller vor Klagen bewahren sollte, auf dem Prüfstand.

--
Und wenn dies nicht genug wäre: Die NY Times berichtet über die Schwierigkeiten Kick-Back-Zahlungen von Pharmaunternehmen und Medizinprodukteherstellern zu unterbinden.

Fazit: Kostensenkung im US-Gesundheitswesen ist genauso aufreibend wie in Deutschland.
 
[Ausland]
Autor: strappato   2009-03-06   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Jeff Kindler zur US-Gesundheitsversorgung

At this critical moment for our nation--with jobs eroding month by month--we can no longer afford a system that costs way too much, excludes too many people, and fails to meet the most essential need of American families--staying healthy.
Pfizer-Chef Jeff Kindler drückt im "Blog" Huffington Post auf die Tränendrüse.

Leider fehlt jeder Hinweis, ob die Pharmaindustrie bereit ist, ihren Beitrag zur Kostensenkung zu leisten - nicht nur in den USA.


Sources of Growth in Projected Federal Spending
on Medicare and Medicaid (Percentage of GDP)

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Erstmal spart Pfizer bei den Abfindungen für Manager. Statt das 2,99-fache des Jahresgehalts sollen entlassene Top-Manager nur nur das 2-fache erhalten und nur noch den Zielbonus und nicht die Erfolgsprämien vom Jahr davor.
 
[Ausland]
Autor: strappato   2009-02-25   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

USA steigt in Nutzenbewertungen ein

Die USA hat zwar noch keinen Gesundheitsminister, als heisse Kandidaten werden derzeit die Gouverneurin von Kansas, Kathleen Sebelius, und Howard Dean, Gouverneur von Vermont, gehandelt, trotzdem stellt US-Präsident Barack Obama die Weichen für die angekündigte Gesundheitsreform. Unbemerkt von den deutschen Fachmedien steigt der weltgrösste Pharmamarkt mit dem verabschiedeten Konjunkturpaket in die Nutzenbewertung von Therapien und Medikamenten ein.

1,1 Milliarden Dollar sind in dem 780 Milliarden-Konjunkturprogramm für die Bewertung von Medikamenten, Medizinprodukten und Therapien reserviert. Die Summe teilen sich die National Institutes of Health, das Gesundheitsministerium und die Agency for Healthcare Research and Quality. Das Gesetz legt fest, dass ein noch zu bildendes Gremium, "Federal Coordinating Council for Comparative Clinical Effectiveness Research", die Forschung und Aktivitäten steuern soll. Anders als bei vergleichbaren Einrichtungen in anderen Ländern, beispielsweise dem deutschen IQWiG, soll dies nicht nur evidenzbasierte Literaturreviews sondern auch unabhängige klinische Studien umfassen.

Das 15-köpfiges Gremium soll dann entsprechend den Ergebnissen Empfehlungen abgeben, welche Medikamente und Behandlungen von den staatlichen Gesundheitsprogrammen finanziert und erstattet werden.

Allein die Tatsache, dass 150 Milliarden Dollar in dem Konjunkurprogramm für das Flicken der nötigsten Löcher bei den Gesundheitsausgaben vorgesehen sind, verdeutlicht die Dringlichkeit einer Reform des US-Gesundheitswesens nachdrücklich.
 
[Ausland]
Autor: strappato   2009-02-21   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 



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