Neues von Pfizer

Pfizer hat in den USA eine TV-Kampagne für das Schmerzmittel Celebrex® gestartet, den einzigen auf dem Markt verbliebenen Cox-2-Inhibitor (Vioxx® und so, you remember?). Hier gibt es den Clip. Nach der Marktrücknahme von Vioxx® und Bextra® war auch Celebrex® in die Diskussion gekommen. Zusätzlich gab es in den letzten Monaten Kritik an den TV-Commercials der Pharmaindustrie für verschreibungspflichtige Medikamente, die zu oft die Nebenwirkungen und Risiken nicht angemessen thematisierten. Der Celebrex-Clip geht über 2,5 Minuten und ist überraschend vorsichtig. Das ist sonst nicht Pfizers Art.

Wie offensiv Pfizer sonst seine Produkte vermarktet, zeigt sich an dem wichtigsten Umsatzbringer Lipitor® (Atorvastatin) (in Deutschland Sortis®). Für den Konkurrenten, Zocor® (Simvastatin) von Merck & Co., (in Deutschland MSD) ist auch in den USA der Patentschutz ausgelaufen und die Ärzte verschreiben vermehrt das preiswerte generische Simvastatin anstatt Pfizers teuren Mega-Blockbuster. Nun versorgt Pfizer die Ärzte mit Formbriefen, mit denen sie die Verschreibung von Lipitor® gegenüber Apothekern und Krankenversicherern verteidigen können.

Die beste Verteidigung hat jedoch Pfizer beim Verfahren um das unerlaubte off-label Marketing des Wachstumshormons Genotropin - inkl. Bestechung von Ärzten - nichts geholfen. Die Altlast von Pharmacia kostet Pfizer $ 35 Millionen. Ein Triumph für den ehemaligen Pharmacia- und Pfizer Vize-Präsidenten Peter Rost, der als Whistleblower frühzeitig Pfizer auf die Genotropin-Leichen im Pharmacia-Keller hingewiesen hatte. Aus der Vermarktung von Genotropin als leistungssteigerndes Medikament und Anti-Aging-Wirkstoff resultierte eine Grossteil des Umsatzes. Die Folgen sind noch heute sichtbar: Sowohl Sylvester Stallone als auch Anna Nicole Smith sind mit Wachstumshormonen in den letzten Wochen negativ aufgefallen.

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Update: Peter Rost setzt die $ 35 Millionen in Beziehung zum Pfizer Jahresgewinn und kommt zum Schluss, dass Pfizer gerade einmal eine Tageseinnahme verloren hat.
Let's put that in perspective: If you make $50,000 a year, that means you earn $137 every day. That is equivalent to a regular speeding ticket. Did a speeding ticket ever stop you from speeding again?

 
[Pharmaindustrie]
Autor: strappato   2007-04-04   Link   (6 KommentareIhr Kommentar  



 

Pharma-Autofabrik

Ein interessanter Artikel in der Businessweek über GlaxoSmithKlines (GSK) Bemühungen, bei der Entwicklung eines Impfstoffes gegen das Human Papilloma Virus (HPV) den Rückstand zum Konkurrenten Merck & Co. wettzumachen. Die Lösung hat sich GSK beim Autobauer Renault abgeschaut.

Alle mit dem Projekt befassten Mitarbeiter - von der Forschung bis zur Zulassung - sind unter einem Dach an einem Standort zusammengefasst worden. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der Entwicklungsrückstand von 2 Jahren wurde auf 6 Monate verkürzt und der Impfstoff soll gegen mehr Genotypen wirken.
 
[Pharmaindustrie]
Autor: strappato   2007-04-04   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Roches Mietmäuler

Tamiflu® ist in Japan in Verdacht geraten, zu neuropsychiatrischen Komplikationen zu führen. Auch in Europa müssen die Fachinformationen einen entsprechenden Warnhinweis enthalten.

In Japan ist dies ein heisses Thema, da die Japaner weltweit am häufigsten Tamiflu® einnehmen. Klar gibt es Wissenschaftler, die einen Zusammenhang bestreiten. Nun ist bekannt geworden, dass ein zweiter Professor, der sich in Anhörungen für das Präparat eingesetzt hat, Zuwendungen von dem Importeur, einer Tochterfirma des Herstellers Roche erhalten hat. Der erste Fall wurde vor 3 Wochen publik.

Mietmäuler.
 
[Pharmaindustrie]
Autor: strappato   2007-04-04   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Pharmakugelschreiber-Test (II)


Diesmal ein echter head-to-head trial. Concerta® gegen Medikinet®. Beides Präparate mit dem Wirkstoff Methylphenidat - bekannt unter dem Handelsnamen Ritalin®. Zwei Retard-Präparate, mit unterschiedlicher Galenik, aber hier geht es ja um die Kugelschreiber und nicht um Pharmakologie - wenn man gehässig sein wollte, würde man sagen: wie im richtigen Pharmaberaterleben.

Farbe: Transluzent ist spätestens seit dem Ende der NewEconomy out. Beide sind durchsichtig, aber das orange von "C" erinnert eher an die Jahrtausendwende. Punkt für "M".

Haptik: Mit der Metallspitze hat "M" den besseren Druckpunkt auf dem BTM-Rezept.

Mechanik: "C" klingt knackiger.

Schreiben: Mit "M" geht die Unterschrift leichter von der Hand. Spart wertvolle Zeit, um noch einen Pharmaberater zwischen zwei Patienten zu schieben.

Fazit: Klarer Sieg für "Medikinet".
 
[Pharmakugelschreiber]
Autor: strappato   2007-04-03   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 

Rechnungsverweigerer

Gestern erlebt: Niedergelassenen Ärzte, die nicht in der Lage sind, für das Studienhonorar eine formell richtige Rechnung zu verfassen.

Freiberufler, die von Kassenärztlichen Vereinigungen und privatärztlichen Verrechnungsstellen abhängig sind.

Das sagt viel über den Zustand unserer ambulanten Versorgung aus.
 
[Ambulante Versorgung]
Autor: strappato   2007-04-03   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 

Pharmalobbyisten Thema in "60 minutes"

Die CBS-Sendung "60 minutes" hat sich mit einem dunklen Kapitel der US-Pharmapolitik beschäftigt: Die Rolle der Lobbyisten beim Medicare Prescription Drug, Improvement, and Modernization Act. Video-Stream hier.

Im November 2003 verabschiedete der amerikanische Kongress den Medicare Modernization Act – eine der weitreichendsten Gesundheitsreformen seit der Einführung von Medicare im Jahre 1965. Erstmals gewährt die staatliche Krankenversicherung Medicare rund 40 Millionen Senioren Zuschüsse zu verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. Medicare hatte bis dahin nur Kosten bei Arztbesuch und Behandlung im Krankenhaus übernommen. Kosten für Medikamente mussten privat getragen werden. Nach der Neuregelung haben Medicare-Versicherte eine eigenständige Arzneimittelversicherung für einen monatlichen Beitrag von $ 35 Dollar.

Ein Fest für die Pharmaindustrie, die sich das Gesetz mehrere hundert Millionen US-Dollar für Lobbyisten-Aufwendungen kosten liess und dafür praktisch das Gesetz selber schreiben konnte. Peanuts, wenn man die sieht, dass das Gesetz in den nächsten 10 Jahren den Steuerzahlern bis zu $ 1,2 Billionen (echte Billionen, nicht "amerikanische" Milliarden) kosten könnte. Eine der ersten Amsthandlungen der neuen, demokratische Mehrheit im US-Kongress war daher im Januar, Medicare zu verpflichten, Preise mit den Herstellern zu verhandeln.

Morgens ging das 1000-Seiten Schriftstück den Abgeordneten zu und um 3 Uhr nachts, unbemerkt von den schlafenden Wählern und unter Beobachtung von hunderten Pharma-Lobbyisten, wurde abgestimmt. Die Abstimmung war eine Farce. Als nach der geplanten Abstimmungszeit von 15 Minuten keine Mehrheit zustande kam, blieben die elektronischen Urnen noch 2 Stunden und 45 Minuten offen, währendessen die Befürworter versuchten, Abgeordnete mit Druck, Versprechungen und guten Worten zur Änderung ihres Abstimmungsverhaltens zu bewegen.

Was wurde aus den Einpeitschern?
John McManus, the staff director of the Ways and Means subcommittee on Health. Within a few months, he left Congress and started his own lobbying firm. Among his new clients was PhRMA, Pfizer, Eli Lilly and Merck.

Linda Fishman, from the majority side of the Finance Committee, left to become a lobbyist with the drug manufacturer Amgen.

Pat Morrisey, chief of staff of the Energy and Commerce Committee, took a job lobbying for drug companies Novartis and Hoffman-La Roche.

Jeremy Allen went to Johnson and Johnson.

Kathleen Weldon went to lobby for Biogen, a Bio-tech company.

Jim Barnette left to lobby for Hoffman-La Roche.

Insgesamt wechselten 15 Kongressabgeordnete, Mitarbeiter und Bundesbedienstete in die Pharmaindustrie.
 
[Ausland]
Autor: strappato   2007-04-03   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  



 

Austro-Astroturfing


Mr. Gesundheit, der TV-Gesundheitsexperte Hademar Bankhofer lächelt in einigen Apotheken in Österreich immer noch vom Plakat und will zur Pneumokokken-Schutzimpfung motivieren, obwohl die Aktion "Sicher ab 60" schon am 31. Dezember 2006 endete.

Für die Kampagne zeichnen sich die von Ärzte- und Apothekerkammer und die "Gesellschaft für Moderne Medizin" verantwortlich. Die Gesellschaft gibt sich verschlossen. Der Internetseite ist ausser einer E-mail-Adresse und den Namen der Vorstandsmitglieder wenig zu entlocken. Nebenbei: Nach §5 des österreichischen E-Commerce-Gesetzes ist das zuwenig.

Die domain hat die Anschrift: "Prof.Dr.Stephan Korenstrasse 10, Wiener Neustadt". Wo auch schon der Verlag für Moderne Medizin GesmbH und die Public Health PR-Projektgesellschaft mbH residieren. Letztere hat die PR-Arbeit für die Aktion übernommen.

Die Impfkampagne ist nicht neu. Auch 2005 hat es Sicher ab 60 Jahren gegeben. Wie auch 2004 und 2003. In den Vorjahren war der Impstoffhersteller "Sanofi Pasteur MSD" (SPMSD), bzw. der Vorgänger Aventis Pasteur MSD, mit von der Partie. Stattdessen trat 2006 die "unabhängige Gesellschaft für Moderne Medizin" an. Klingt besser. Macht aber kein Unterschied. Die Public Health PR Projektgesellschaft gehört zum Netzwerk des PR-Unternehmens PBK Ideenreich. Und dort finden wir als Kunden SPMSD mit der Kampagne "Sicher ab 60" und dem lächelnden Mr. Gesundheit.

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Nachtrag: Ich bin kein Impfgegner. Aber Impfkampagnen kann man auch ohne Beteiligung der Pharmaindustrie machen, wie es Sachsen zeigt.
 
[Oesterreich]
Autor: strappato   2007-04-03   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  



 

Pharmakugelschreiber-Test (I)


Letzte Woche habe ich mal wieder einen der berühmt-brüchtigten Pharmakugelschreiber bekommen. Sie gehören zur Basisausstattung des Pharmaaussendienstes.

Der Aufdruck wirbt für Acomplia®, der Diät-Pille des Herstellers Sanofi-Aventis. Das Medikament ist nicht unumstritten. In den USA kämpft Sanofi-Aventis noch um die Zulassung. Eine sehr lesenswerte Analyse der Hintergründe im Wall Street Journal.

Zurück zum Kugelschreiber. Grossraummine, gummierter Griff, stabile Mechanik. Für eine Diät-Pille ein wenig zuviel Bauchumfang. Eine schlankere Silhouette hätte dem Produkt besser gestanden.
 
[Pharmakugelschreiber]
Autor: strappato   2007-04-02   Link   (1 KommentarIhr Kommentar  



 



Stationäre Aufnahme












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