|
Ministerielle Unterstützung In diesem blog geht es ja oft um österreichische Themen. Jedoch bisher nicht um die Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky. Was einige Leser aus dem Nachbarland irritieren mag, denn dort kann man der Dame medial nicht entgehen. Ein Grund: Eigentlich bräuchte es ein eigenes blog dafür, das wahrscheinlich überaus lesenswert wäre. Wenn die Ministerin mal nicht die Öffentlichkeit an ihrer Vorliebe für Schweinsbraten und ihrer nun aufgegeben Neigung zum Genussrauchen teilnehmen lässst, verteilt sie Kondome, gibt Schulklassen Sexualkundeunterricht, will Verkehrsführerscheine ausgeben ("aber bitte nie ohne") oder lässt sich in einer begehbaren Prostata ablichten. Übergewicht ist auch in Österreich ein Thema - nicht nur bei Ministern. So wirbt sie für eine Kampagne des Lebensmittelkonzern billa: Forum Besser Leben. Die Aktion war so plump, dass es sogar der BZÖ, einer Absplitterung der Haider-Partei FPÖ, aufgefallen ist. Fraglich, ob eine Gesundheitsministerin den Umsatz steigert. Da hat selbst Österreich andere Promis, die geeigneter wären. Viel wichtiger war der Rewe Group, zu der billa gehört, wohl die Lobbyarbeit und die Unterstützung durch Andrea Kdolsky. Auf europäischer Ebene kämpft Rewe zuammen mit anderen Handelskonzernen gegen Pläne der EU-Kommission, die Kennzeichnung von Lebensmitteln zu verschärfen. Im März hatten 13 Handelskonzerne, darunter Rewe, in Brüssel zu einer Lobbyveranstaltung geladen, um ihre Bemühungen für die gesunde Ernährung vorzustellen. Ein wenig eleganter ist da das "Forum Urologie" - eine Aktion der Pharmakonzerne AstraZeneca, Bayer Schering, Eli Lilly, Novartis und Pfizer - für das Andrea Gdolsky in die Prostata gestiegen ist. [Oesterreich]
Pharmakugelschreiber-Test (III) ![]() Diesmal im Test: Gardasil® von Sanofi Pasteur MSD (in den USA Merck & Co.). Ein unschuldiger bunter Stift, dem man nicht ansieht, dass beim Marketing für das Produkt auch vor Astroturfing nicht halt gemacht wird. Obwohl man hier wieder einmal von Austroturfing sprechen kann. Gardasil® ist ein Impfstoff gegen Humane Papillomviren (HPV). Einige Virustypen wurden als Auslöser für Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) identifiziert. Der Impfstoff hat internationales Aufsehen erregt, weil zum ersten Mal eine Impfung gegen Krebs möglich ist. Die Kosten des Impfstoffes betragen 159,06 Euro (Deutschland) bzw. 208 Euro (Österreich) für die Einzeldosis. Bei drei "shots" und dem Arzthonorar sind dies über 500 Euro (Deutschland) oder gar über 600 Euro (Österreich) für die Impfung. Da der Impfstoff nicht gegen alle Genotypen schützt, ist weiterhin die normale Früherkennung mit Abstrich notwendig. Eine Impfung ist auch kein Freibrief zum ungeschützten Poppen, da das Risiko für andere sexuell übertragbare Erkrankungen weiterhin bleibt. Fazit: Teuer, grundsätzlich positiv, aber keine Panazee. Spätestens Ende des Jahres droht Sanofi Pasteur MSD Konkurrenz durch einen Impfstoff von GlaxoSmith Kline (GSK). Was sicher auf den Preis drücken wird. Kein Wunder, dass beim Marketing und beim Lobbying für die Erstattung durch die Krankenkassen schwere Geschütze aufgefahren werden, solange Monopolgewinne einzufahren sind.. Schon früher war Astroturfing eine Methode um die Öffentlichkeit für das Thema Gebärmutterhalskrebs und Früherkennung zu gewinnen. In dem In Österreich präsentiert sich die Koalition unter http://www.gebaermutterhalskrebs.or.at. Die Schauspielerin Katharina Stemberger wird als Initiatorin und Vorsitzende der Österreichischen Initiative genannt. Die Unesco ist Schirmherrin. Es gibt Informationen, eine Unterschriftenliste für die kostenlose Impfung und eine Expertenhotline. Im Impressum wird die Werbeagentur "eXakt PR" angegeben, der auch die domain gehört. An sich kein Problem, Frau Stemberger kann das auch auch nicht alleine machen. Nur: Wer bezahlt die PR Agentur? Beim näheren Hinsehen erscheint die Koaliton eine gezielte Marketinginitiative von Sanofi Aventis MSD, aber gut versteckt. Das Unternehmen gibt eine Pressemitteilung zur Gründung heraus. In dieser Pressemittelung, die auch auf den Internetseiten der Österreichischen Koalition zu finden ist, werden interne Daten von Merck zitiert (Endnote 7). Der Vater von Katharina Stemberger, Heinrich Stemberger, Ärztlicher Leiter des Instituts für Reise- und Tropenmedizin ist auch in der Initiative aktiv und reist als Referent für Sanofi Pasteur MSD in Sachen Rota Virus (ein weiterer neuer Impfstoff des Unternehmens) und HPV durch die österreichische Provinz. In der Medical Tribune wir klar als Hauptziel die Kostenübernahme genannt - was sich mit dem Ziel des Unternehmens deckt. Interessant ist, das in dem Artikel die "Number Needed to Vaccinate" (NNV) positiv herausgehoben wird. Um ein Zervixkarzinom zu verhindern, müssen 276 Frauen geimpft werden. Eine NNV von 276 ist ein eher erbärmlicher Wert. Zurück zum Kugelschreiber. Das Farbenfrohe spricht die Zielgruppe des Impfstoffs, Teenager und junge Mädchen an. Der Stift selber - Mechanik, Miene - ist eher billig. Im Gegensatz zu dem Produkt, das die teuerste Impfung ist, die jemals angeboten wurde. [HPV]
Fördermittel-Skandal: Unlust bei der Aufklärung Jeder Woche ein neuer Höhepunkt im Fördermittelskandal. Wie es aussieht, hat die Verhaftung des Ministerialbeamten Rainer D. neue Erlenntnisse gebracht. Nach einer Meldung des Kölner Stadt-Anzeigers soll auch die Universität Münster in den Skandal verwickelt sein. Das überrascht im Nachhinein nicht, da das "Institut für Chemo- und Biosensorik" (ICB), wo der Beamte im Beirat sass, in Münster neben dem ein Inkubator Zentrum Emscher-Lippe in Gelsenkirchen eine zentrale Rolle im Fall spielt. Sch., Gründer eines Werkarztzentrums übernahm 2004 die Geschäftsführung der Biotechnologiefirma "Ogham" nach einer Insolvenz. Unter dem neuen Namen "Ogham diagnostics GmbH" zog er ins ICB, dessen Trägerverein kurz zuvor pleite gegangen war. Obwohl Schermer 2006 die Geschäftsführung abgab, war er immer noch involviert gewesen. Ogham gehört heute zu einer Holding der Fachhochschule Gelsenkirchen und gleicher Adresse wie das Werksarzt-Zentrum. Das verzwickte an der Sache. Alle vier Parteien im NRW-Landtag sind verwickelt. Unter der rot-grünen Landesregierung begann die Selbstbedienung, unter der schwarz-gelben ging es nahtlos weiter. Während sich die CDU bei ihrer Beteilungung in der Zeit in der Landesregierung weniger Sorgen machen muss, war es jedoch die CDU-geführte Bezirksregierung Münster, die als Aufsichtsbehörde ihren Aufgaben nicht nachgekommen ist. Der heutige NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke sass als Christdemokrat im Aufsichtsrat des Inkubator-Zentrums Emscher-Lippe. Daher hält sich die Lust an einem Untersuchungsausschuss auch in Grenzen. Statt Öffentlich im Untersuchungsausschuss sich die Fehler gegenseitig um de Ohren zu hauen, wird weiterhin der nicht-öffentliche Haushaltskontrollausschuss als geeignetes Instrument zu Aufklärung angesehen. Noch ein paar Schmankerl rund im das mittlerweile insolvente Inkubator Zentrum, niedergelegt im Prüfbericht des Landesrechnungshofes und gefunden im Focus vom 24.3.2007. P.S. Langsam wird es unübersichtlich. Ich versuche mal als erstes die Personen zusammenzufassen, die in U-Haft sitzen bzw. sassen:
[FH Gelsenkirchen]
USA news Hersteller von künstlichen Hüft- und Kniegelenken haben kick-back Zahlungen an Ärzte geleistet, schreibt der NJ Star-Ledger. Der Boston Globe hat einen Artikel über Zahlungen von Psychopharmaka-Hersteller an Ärzte, getarnt als Vorträge und Fortbildungen. Das Pharmaunternehmen Purdue (in Deutschland Mundipharma) hat als Ausgleich für off-label Marketing von OxiContin (Oxycodon) $ 19,5 Millionen an 27 US-Staaten gezahlt. Ein weiterer Vorwurf: Der Hersteller hat zuwenig getan, um Missbrauch der hochpotenten Opioids zu verhindern, das seit einigen Jahren als "Hillbilly Heroin" in diversen Szenen bekannt ist. Schon 2001 war das aggressive Marketing von Purdue Thema bei einer Anhörung eines US-Kongress-Ausschusses. [Ausland]
Journalistenhasserbuch Vorab: Ich verlinke das jetzt nicht, kann jeder auch selber finden. Die Bild pusht das neue Buch des Redakteurs der Süddeutschen Zeitung, Werner Bartens. Diese Vorwürfe tun richtig weh: Deutschlands Ärzte sind geldgierig, unfähig und skrupellos! Das sagt einer, der selbst jahrelang als Arzt praktiziert hat: Dr. Werner Bartens (40), Autor des neuen Bestsellers „Das Ärztehasserbuch“.
Bis 1996 hat also Dr. Bartens das als Assistenzarzt selber erlebt. Im zarten Alter von 29 Jahren hat er den Dienst quittiert. Mehr als 2-3 Jahre kommen da nicht zusammen, inklusive AiP. Wie wäre es mit einem "Journalistenhasserbuch"? Die Zustände in deutschen Redaktionen, mit gekauften Artikeln, schlampig recherchierten Stories, Nebenjobs als Moderator bei Unternehmensveranstaltungen oder die fragwürdige Professonalität von Ärzte-Journalisten. Am Rande noch ein Zitat aus der Welt Zu guter Letzt gesellte sich Buchautor Dr. Werner Bartens zur Runde dazu. Im Gegensatz zu Richling und Schöneberger hatte der Mediziner sein neuestes Werk direkt im Gepäck („Das Ärztehasserbuch. Ein Insider packt aus“). Darin zieht Bartens gegen die Ignoranz und die Arroganz von Ärzten zu Felde und fordert den würdevollen Umgang mit Patienten. Nach den beiden kurzweiligen Talkgästen aus der Showbranche geriet der Auftritt des Arztes ein wenig dröge und nicht nur Beckmann schien das Ende der Sendung herbeizusehnen. [Aerzte]
Alli® Marketing Die NY Times mit einem Bericht über das Marketing der freiverkäuflichen Diätpille Alli® in den USA [Pharmamarketing]
|
br> |
|
Letzte Beiträge und Kommentare / Frohe Weihnachten
(strappato) / OH!!!
(kelef) / Frohe Weihnachten
(strappato) / Subjektive Wahrnehmung
(casadelmar) / Sehr interessante Sichtweise,...
(akademischer ghostwriter)
Zum Kommentieren bitte einloggen. |