Champix® weiter nebenwirkungsreichstes Medikament in den USA Im ersten Quartal 2008 wurden in den USA 1001 ernste Zwischenfälle im Zusammenhang mit der Einnahme der Raucherentwöhnungspille Champix® (in den USA Chantix®) gemeldet. Das ergab eine Auswertung des Institute for Safe Medication Practices auf Basis der Daten der Arzneimittelbehörde FDA. Damit ist Champix® weiterhin das Medikament mit den meisten Meldungen, wie schon 2007. Pfizer weist in einer Stellungnahme darauf hin, dass diese Meldungen oft nicht verifiziert seien und ausreichende medizinische Informationen fehlten, um daraus Schlüsse zu ziehen. Die Ärzte und Patienten in den USA ziehen ihre eigenen Konsequenzen: Im dritten Quartal ging der Umsatz mit dem Medikament um 49% gegenüber dem Vorjahr zurück, auf 96 Millionen Dollar von noch 186 Millionen Dollar zwischen Juli und September 2007. [Champix]
Mangelhafte Beratung in Österreichs Apotheken In Österreich sind die Apotheken auf ihre fachliche Beratung stolz und versuchen alle Änderungen im Apothekenwesen mit diesem Argument abzuwehren. Erfolgreicher als ihre deutschen Kollegen. Versandapotheken gibt es gar nicht und Filialapotheken sind nur sehr beschränkt möglich. Dass es mit der viel gerühmten Beratung nicht weit her ist, hat das Magazin "Konsument" in der aktuellen Ausgabe gezeigt. "Statt fachkundig zu beraten, greifen die Apotheker lieber schnell in die Medikamenten-Lade", kritisiert "Konsument"-Gesundheitsexpertin Bärbel Klepp. Ähnliche schlechte Bewertungen der Qualität von Beratungen in Apotheken kennt man von Deutschland. [Oesterreich]
Stellenkürzungen bei Merck & Co. Merck & Co. (in Deutschland MSD Sharp & Dohme) hat heute weitere Stellenstreichungen verkündet. Nachdem gerade erst über 10000 Jobs eingespart worden sind, sollen nochmals 7200 Stellen, mehr als 10% der Mitarbeiter, reduziert werden. Betroffen sind 6800 Mitarbeiter (+ 400 Vakanzen, die nicht besetzt werden). 60% davon ausserhalb der USA. 25% der Managements auf Senior and Mid-Level sollen eingespart werden. Damit würde Merck & Co, zwischen 2005 and 2011 rund 25% der Belegschaft verlieren. Ähnliche Restrukturierungsprogramm laufen bei fast allen Pharmakonzernen. "The industry is in trouble" hört man allerorts. Es bieten sich Vergleiche zur Bankenkrise an. Auch bei der Pharmaindustrie war schon seit einigen Jahren klar, dass das Businessmodell gegen die Wand fährt und die Unternehmen eine unglaubliche Bürokratie mit sich schleppen. Wie es ein Bericht Anfang des Jahres beschrieb: However, two CEOs interviewed believe that “an entire generation” of upper-middle and senior-level executives will be displaced. -- Hinzu kommt die Finanz- und Wirtschaftskrise. In den USA wird die kommende Regierung an harten Kostendämpfungsmassnahmen im Gesundheitswesen nicht vorbeikommen. Und die US-Bürger sparen an Ausgaben für Medikamente. Zum Thema Entlassungen: Schering Makes Cuts To Beat The Street [Pharmaindustrie]
Abkassiert in der Klinik Das NDR Magazin "Markt" hat sich die Telefontarife für Patienten im Krankenhaus angesehen. Um die im Krankenzimmer bereitgestellten Telefone nutzen zu können, benötigt der Patient meist eine sogenannte hausinterne Telefon-Karte mit aufgebuchtem Gesprächsguthaben, von dem auch die Tagesnutzungsgebühr zwischen 50 Cent und 3 Euro abgezogen wird. Zusätzlich langen viele Klinikbetreiber bei den Gesprächskosten zu: 10 Cent pro Minute sind schon ein günstiger Tarif, bei Verbindungen in Mobilfunknetzen fand die Redaktion sogar Kosten von 2,26 Euro für die Telefonminute aus der Asklepios Nordseeklinik auf Sylt. Die Angehörigen kommen nicht ungeschoren davon. Wer mit im Krankenhaus liegenden Familienmitgliedern oder Freunden sprechen möchte, wird von einigen Krankenhäusern zur Kasse gebeten. Diese Häuser schalten ihren Patienten Telefonanschlüsse mit 01805-Rufnummern, unter denen diese ereichbar sind. Ein Anruf aus dem Festnetz der Deutschen Telekom auf eine 01805-Nummer kostet dann 14 Cent pro Minute, vom Handy aus ein Mehrfaches. Fazit: Es hat sich wenig geändert, seit dem Posting vom Januar 2007. [TV-Magazine]
Verhaltensauffällig und ruhig gestellt Report Mainz hat mit Dr. Gerhard Libal einen bemerkenswert offenen Kinder- und Jugendpsychiater vor die Kamera bekommen. Nach eigener Aussage verschreibt er zahlreichen Kindern Neuroleptika außerhalb der zugelassenen Indikation, darunter auch Kindern im Kindergartenalter. Kein Einzelfall. In Deutschland werden immer mehr Kinder und Jugendliche mit Neuroleptika behandelt. Das belegen Zahlen einer bisher unveröffentlichten Studie der Uni Köln. Die Wissenschaftler verglichen Daten der AOK Hessen aus den Jahren 2000 und 2006. Ergebnis: Die Zahlen sind alarmierend.
Seine Fachkollegin Charlotte Köttgen sieht das kritisch:Hochgerechnet auf ganz Deutschland erhielten im Jahr 2000 6.864 Kinder und Jugendliche ein neuartiges Neuroleptikum. 2006 sind es bereits 28.100. Viermal so viele wie vor sechs Jahren. Neuroleptika haben sehr schwerwiegende Nebenerscheinungen. Sie haben vermehrt Folgeerscheinungen wie Diabetes, Gewichtszunahmen mit den Folgen von Kreislaufstörungen, Herz-Kreislaufstörungen, mit der Folge von unwillkürlichen Bewegungszwängen, die oft anhaltend bleiben, die also nicht wieder zurückgehen. Das Transkript des Beitrages hier, der Filmbeitrag selbst ist offenbar noch nicht online. [TV-Magazine]
Gedrängel auf dem Siegertreppchen II Die industrienahe Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) vermeldete (bereits Anfang Oktober) im Focus einen dramatischen Anstieg der von ihren Mitgliedern behandelten Krankheitsbilder. Zum internationalen Tag der seelischen Gesundheit am Freitag sagte Gaebel dem Nachrichtenmagazin FOCUS, schon jetzt gingen „zehn Prozent aller Arbeitsunfähigkeitstage in der Bundesrepublik auf psychische Störungen zurück“. Bis zum Jahr 2020 stünden seelische Erkrankungen wie Depressionen weltweit an zweiter Stelle der Krankheitslast. „Wir sehen hier dramatische Entwicklungen, über die wir uns Gedanken machen müssen“, so Gaebel zu FOCUS.
Platz zwei erscheint als Ziel durchaus ehrgeizig, nehmen doch zahlreiche andere Krankheitsbilder - glaubt man den zuständigen Fachverbänden - bis zu diesem Zeitpunkt ebenfalls epidemisch zu.[Gesundheitswirtschaft]
Pharmalobbyisten für Worst EU Lobbying Award nominiert Die erfolgreiche Lobbyarbeit der Pharmaindustrie zur Einschränkung des Wettbewerbs und freien Warenverkehrs durch die Erzeugung von Panik vor gefälschten Medikamenten wird möglicherweise gebührend geehrt werden. Heisser Anwärter auf den Worst EU Lobbying Award ist diesem Jahr die "European Alliance for Access to Safe Medicine (EAASM)", die nominiert ist, weil sie die Beteiligung grosser Pharmakonzerne in ihren Kampagnen verschweigt. Der Preis für das schlimmste Lobbying in der EU geht an diejenige Lobby-Kampagne, die am meisten auf Täuschung, irreführende Informationen oder andere unsaubere Lobbytaktiken zurückgegriffen hat, um die Entscheidungen innerhalb der EU zu beeinflussen. Aus dem Nominierungstext: Als Sekretariat für EAASM fungiert die in London ansässige PR-Agentur Medicom. Die Pressemitteilung zu dem Bericht wurde von Medicom veröffentlicht; Medicom ist im Bericht als einzige Kontaktadresse aufgeführt und von ihr werden auch Anfragen an EAASM beantwortet. Bis Januar 2008 war Martin Ellis, Direktor der Medicom Group, auch gleichzeitig der Direktor der EAASM. Weder Medicom noch EAASM haben sich bisher im freiwilligen Lobby-Register der Europäischen Kommission eingetragen. Die Online-Abstimmung für die Worst EU Lobbying Awards endet am 30. November. Die Gewinner werden im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung am 9. Dezember in Brüssel verkündet. Also wählen gehen: worstlobby.eu--Update Der EAASM könnte ein Preisregen drohen: Die EAASM zählt zu den Anwärtern auf den Pharmaceutical Marketing Effectiveness Award (PMEA) für die herausragende Arbeit im Bereich Patientenkommunikation. Einreicher ist Medicom. Die Preisverleihung findet am 2. Dezember statt. [Counterfeit drugs]
Behörden in den Niederlanden untersuchen Einflussnaheme von GSK und SP MSD Wegen Einflussnahme auf Experten, die an der Empfehlung zur HPV-Impfung beteiligt sind, sind in den Niederlanden die Büroräume von Sanofi Pasteur MSD (SP MSD) und GlaxoSmithKline (GSK) durchsucht worden. Die Mitglieder des "Gezondheidsraad" sollen, ähnlich wie die Ständige Impfkommission (STIKO) beim Robert-Koch-Institut (RKI) in Deutschland, als unabhängige Experten über die Empfehlung und Aufnahme von Schutzimpfungen in den Impfkatalog entscheiden. Das berichtet das niederländische Fernsehen im Magazin Zembla. Danach hätten die Inspektoren interne Dokumente beschlagnahmt (übersetzte Version), wie z. B. E-Mail-Austausch mit Ärzten, Informations-, Marketing-Pläne, Verträge mit Ärzten und Wissenschaftlern und Anweisungen für Ärzte beim Umgang mit Patienten. So wie ich es verstanden habe, wird in den Niederlanden die HPV-Impfung von den Krankenkassen oder den Behörden nicht bezahlt und die beiden Impfstoffhersteller haben in den letzten Monaten das Lobbying und Marketing intensiviert, um eine positive Entscheidung zu beeinflussen. GSK hat eine "Razzia" bestritten und verweist auf einen angemeldeten Besuch und die volle Zusammenarbeit des Unternehmens mit den Behörden. In Deutschland sind nur fünf von 16 Mitgliedern der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert-Koch-Institut (RKI) ganz oder weitgehend frei von finanziellen Verbindungen zu den Herstellern von Impfstoffen. Was niemanden bisher gestört hat. [Hat tip: Pharmalot] [HPV]
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