Schmerzfreie Schmerzforscher (Update 3) In dem heutigen Artikel der Süddeutschen Zeitung über den Fälschungsskandal um den Schmerzforscher Scott Reuben relativiert Prof. Edmund Neugebauer die Bedeutung der Fälschungen und der entsprechenden Leitlinien. Die von Neugebauer mitverfasste Leitlinie zur Akuttherapie von Schmerzen, die von Pfizer mitfinanziert wurde, nimmt an einigen Stellen Bezug auf "Studien" Reubens. Diese waren wiederum häufig von Pfizer finanziert und präsentierten die einschlägigen Produkte des Geldgebers - Celebrex® (Celecoxib) und Lyrica® (Pregabalin) - stets in positivem Licht. Für Neugebauer genügt es nun, wenn die entsprechenden Passagen "aus dem Text entfernt" werden. Nicht Gegenstand des Artikels der Süddeutschen Zeitung sind Neugebauers eigene Interessenkonflikte in der Angelegenheit: Potential Conflicts of Interest: Professor Neugebauer is a consultant for Pfizer for the Pain Free Clinic Initiative project and has received honoraria for lecturing at Pfizer Symposia.
--Update: Auch der "Spiegel" scheint in Winfried Meißner einen Ansprechpartner gefunden zu haben, der nicht frei ist von finanziellen Verbindungen zu Pfizer. Update 2: Und zu Mundipharma. Oxycodon war ja auch ein beliebtes Forschungsthema von Reuben. Update 3: Die "Zeit" hat unter der treffenden Überschrift "Schmerzforscher im Pharmasumpf" neben Neugebauer auch noch Marcus Schiltenwolf gefragt: Die Kernaussagen der Leitlinien müssten jedoch nicht geändert werden. Zwar verliert ihre Bedeutung etwas, wenn man die sechs, sieben zitierten Studien Reubens wegstreicht. Doch kaum ein Patient wurde deswegen grundsätzlich falsch behandelt oder hat falsche Medikamente verschrieben bekommen", sagt Marcus Schiltenwolf, Vizepräsident der DIVS. Auch Schiltenwolf ist, wie die Zeit zu erwähnen vergisst, als Pfizer-Berater unterwegs: Dr. Schiltenwolf received consulting fees by Pfizer [Ethik & Monetik]
hockeystick 2009-03-24 >> Kommentieren strappato 2009-03-24
Der Vollständigkeit halber könnte man noch anmerken, dass Mundipharma natürlich auch an der Finanzierung dieser Leitlinien beteiligt war.
>> Kommentieren chat atkins 2009-03-25
Gute Frage.
Zur postoperativen Gabe von Cox-2-Hemmern gibt es immerhin klare Aussagen von Experten, die nicht auf dem Pfizer-Ticket fahren: In Deutschland sind derzeit vier Cox-2-Hemmer im Handel: Celecoxib (CELEBREX), Valdecoxib (BEXTRA) und Parecoxib (DYNASTAT) vom Pfizer-Konzern sowie neuerdings Etoricoxib (ARCOXIA; a-t 2004; 35: 103-4) von MSD. Bei Parecoxib handelt es sich um ein nur parenteral angebotenes Prodrug von Valdecoxib, das ausschließlich zur kurzfristigen Behandlung postoperativer Schmerzen dienen soll. Wegen der Gefahr des akuten Nierenversagens sehen wir hier jedoch sowohl für herkömmliche nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) als auch für Cox-2-Hemmer eine strikte Kontraindikation. In diesen Situationen sind Opioide angezeigt (a-t 2002; 33: 62-3). (Hervorhebungen von mir)
Was Oxicodon (Purdue, in Deutschland Mundipharma) anbelangt, sehe ich in diesen Fällen auch keinen Zusatznutzen für den Einsatz des teuren Medikaments gegenüber mittelpotenten Opioiden der Stufe II (WHO-Schmerzleiter).
>> Kommentieren mager 2009-03-29 Leitlinie und Interessenkonflikte
"Alle Teilnehmer der Konsensuskonferenz legten potenzielle Interessenkonflikte schriftlich offen (Formblatt in der Internetversion unter http://leitlinien.net), um der Gefahr von Verzerrungen entgegenzutreten." - so transparent, diese dann tatsächlich öffentlich offenzulegen war man dann doch nicht.>> Kommentieren |
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