Jetzt fällt's mir wieder ein: solche Dinger zum Aufblasen gab es damals auch.

Interessant finde ich übrigens, daß es sowas gibt: Fortbildung im Luxushotel zum Thema Pilzinfektionen. Das Mißverhältnis zum Anlaß - ein neues Antimykotikum - ist bemerkenswert. Ich hätte gedacht, daß alles, was es dazu zu sagen gibt, in längstens 20 Minuten auch gesagt ist. Daß man dafür eine "Fortbildung" braucht, eine im Hotel zumal, in einem Luxushotel noch dazu? Womöglich mit Ausflug und Damenprogram?

Na ja - sie müssen ja was für die Umsatzzahlen tun. Wo sonst soll das Geld herkommen für die Forschung und Entwicklung von neuen innovativen Produkten? Ist doch eh schon gefährdet - der Forschungsstandort Deutschland. Man stelle sich vor, was da erst los ist, wenn die Preise wirklich sinken sollten ....

Es gibt Antimykotika, da kosten 30 Tabletten 2000 Euro im Apothekenverkaufspreis. Ist ein interessanter Markt.

Offenbar.

Gibt es das eigentlich überhaupt - uninteressante Märkte? Die machen sie doch zu interessanten, sollten sie es von Haus aus nicht sein - oder? Wenn's sein muß erfinden sie ja sogar welche.

Heute gibt es Märkte - das hätte man sich vor zehn oder zwanzig Jahren gar nicht träumen lassen, Krankheiten, von denen bis dahin keiner jemals was gehört, geschweige denn dran gelitten hätte. Ich glaube man nennt das auch "Medizinischer Fortschritt."

Drum ist sie ja nützlich - die Pharmaindustrie. Sie hilft uns, uns und unseren Körper besser zu verstehen. Jetzt wissen wir wenigstens, was mit uns los ist wenn's mal zwickt und zwackt. Und diese fortschrittliche innovationskräftige Branche hat - immer auf der Höhe der Zeit - doch glatt für alles genau das richtige Mittel schon parat, noch bevor wir das mit dem Zwicken so richtig gemerkt haben. Als ob sie's geahnt hätten.

Jedenfalls ist mir jetzt etwas klarer, wie das kommt - daß so ein Mykotikum so teuer sein kann.

Man macht aus Fußpilz 'nen interessanten Markt u.a. indem man Ärzte - die besten Mietmäuler des Landes, Multiplikatoren und Vielverschreiber - ins Luxushotel einlädt und ihnen abends Hauspuschen mit einschlägigem Logo drauf vors Bett stellt.

Darf's - nach dem Drei-Sterne-Pilzmenu - vielleicht noch ein Pilzlein auf's Kopfkissen sein? Oh nein - das könnte mißverstanden werden. Bleiben wir doch lieber konservativ - mit einem Täfelchen exklusivster Schokolade mit allerfeinstem Kakao von aufgepfropften und zehnmal nach einem ausgeklügelten Schema bei Vollmond umgepflanzten und nur mit reinstem Gletscherwasser aus Island begossenen Kakaopflanzen aus dem Regenwald von Mittel-Ober-Dingsbumsda.

Mietmäulern mal 'ne Kernseife hinzulegen - darauf ist wohl noch keiner gekommen?

Wo ich grad so in Fahrt bin - wollt Ihr nicht mal eine Abstimmung machen, oder besser: eine Preisverleihung - die goldene Kernseife für das Mietmaul des Jahres? Erst nominieren und dann - großer Auftritt, Tusch: "Und die Kernseife geht an... "?

Oder würde Schmierseife nicht vielleicht sogar besser passen? Schaum vorm Mund von Mietmäulern - wäre das nicht mal ein lustiger Anblick?

Irgendwelche Vorschläge für Nominierungen?

Dank guten Kontakten hatte ich seinerzeits eine Küchenuhr und einen Gesundheitsball mit jenem eindeutigen Logo geschenkt bekommen.

Das sitzen auf dem Ball hatte aber nicht die erhoffte Wirkung...

gab auch t-shirts in weiss mit logo. die waren ein riesenhit: bei meinen 14-jährigen zwillingsneffen damals in der neuen schule. die shirts haben den status der jungs unglaublich gehoben, die waren nicht zu toppen. gute tante, und lieber guter product manager.

immer noch in verwendung: ein flaschenöffner-weinthermometer-was weiss ich - set, im edlen holzetui.

papierene gläseruntersetzer hatte man auch, die waren ganz nett als geschenk für herrenabende.

Die Streichholzschachteln wurden auch gerne genommen. (So etwas ging in der Vor-Champix-Ära noch.)

Eiswürfelbereiter, Küchenuhr, Gesundheitsball, T-Shirts, Flaschenöffner-Weinthermometer im edlen Holzetui ... Offenbar machen andere doch mehr Umsatz mit Pfizer-Produkten. Mehr als der (Billig-)Eiskratzer war bei mir nicht drin.

Dafür habe ich das abgebrochene Teil spaßeshalber den Patienten gezeigt, wenn die Sprache auf Viagra kam.

Hat aber nicht wirklich was geändert. Die dachten sowieso nicht, daß sie Viagra brauchen, um sie stark zu machen. Da sieht man doch, daß Aufklärung auch was bringen kann - wenn auch kein Weinthermometer.