Wissenschaftsjournalismus paradox

Journalistenschule. Liebe Wissenschaftsjournalisten-Schüler, heute schreiben wir mal eine Textinterpretation. Also Notebooks aufgeklappt, ich verteile derweil die Aufgabe. Ihr habt eine Stunde Zeit, um 1.200 Zeichen abzuliefern.

Nun wollen wir uns mal das Ergebnis ansehen. Als erstes ABCs Werk: Statins could cause Parkinson's, study shows. Na, ABC das geht doch auch etwas länger, nicht mal die Hälfte der vorgegeben Zeichenanzahl, Schätzchen. Immerhin erkannt, dass es eine kleine Studie war, aber das muss sich ja nicht auf den journalistischen Text niederschlagen. Wohl noch nicht mal den Original-Abstract der Studie im Internet gelesen? Denn: Interestingly, use of either cholesterol-lowering drugs, or statins alone, was related to lower PD occurrence.

Jetzt kommt unsere Schülerin Medindia dran: Cholesterol Lowering Statins may Prevent Parkinson’s Disease. Den Abstract im Internet gefunden, sehr gut. Und sogar einen einheimischen Arzt aufgegabelt, der sich nicht zu fein war, zu der fragwürdigen Studie seine ebenso kühne Interpretation hinzuzufügen: Cardiologist M. E., assistant director of M. B. Heart Research Institute, said it was too small a study and Parkinson's patients probably develop low cholesterol as a result of having Parkinson's because the disease made it harder for them to feed and look after themselves. Den Aufhänger hast du wahrscheinlich auch von dem Experten. Ist wohl mit den Statin-Herstellern gut im Geschäft. Hoffentlich hast du ihm nicht zu viel bezahlt. Den solltest du dir für die Zukunft ins Outlook-Adressbuch nehmen, der scheint für alles gut zu sein.

Wollen wir mal Ivenhoes Werk uns betrachten: Statins Linked to Alzheimer's?. Junger Mann, du darfst nicht immer aus der Perspektive des Betroffenen schreiben. Alzheimer, oder was? ... results of a recent study has scientists concerned ... Da warst du während der Stunde draussen und hast mit den Mitarbeiterinnen des Instituts für Kommunikationswissenschaften nebenan einen Kaffee getrunken? Mit low-fat Milch. Kein Wunder, dass die besorgt waren.

Ziehen wir mal ein Fazit. Ihr habt eure Aufgabe sehr praxisnah gelöst. Die Meldung wird gelesen und vergessen und wenn doch Nachfragen kommen könnt ihr auf das Statement der Autorin der Studie verweisen:
Parkinson's is a disease full of paradoxes.

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Danke an hockeystick für den Hinweis in den Kommentaren.

Disclaimer. Alle Personen, sowie die Handlung in der sie agieren, sind fiktiv - aber nicht phantastisch. Übereinstimmungen mit real lebenden Personen sind zufällig.
 
[Klinische Studien]
Autor: strappato   2007-01-19   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  








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