Einfluss der Pharmaindustrie

Zufällig gefunden.

Eine Sendung des Magazins Kontraste vom 4. Dezember 2003.

Medikamente auf Empfehlung - wie die Pharmaindustrie Ärzte beeinflusst.

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Zufällig, ehrlich. Eigentlich habe für ein Projekt ich nach etwas ganz anderem gesucht.
 
[Ethik & Monetik]
Autor: strappato   2007-10-19   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  


hockeystick   2007-10-19  
Schöner Beitrag.

(Wenn du übrigens irgendwann die Pharmakugelschreiber-Serie mehr in Richtung "Elektronische Gadgets von MSD, als Praxisutensilien getarnt" erweitern willst, dann hätte ich was für Dich.)


plazebo   2007-10-19  
... und schon 2003 war Sawicki derjenige Experte, der sagt, was falsch läuft. Heute ist er IQWIG-Chef ...


hockeystick   2007-10-19  
"Es wird häufig versucht, ganz massiv Druck auszuüben. Das geschieht natürlich dadurch, dass der Pharmareferent erst einmal kommt, dann zwei-, drei-, viermal und beim nächsten Mal nachfragt: "Haben Sie denn jetzt Patienten auf dieses Medikament eingestellt?". Wenn er dann nochmal kommt und wieder fragt, dann ist es einem natürlich peinlich, unangenehm zu sagen, ich habe keinen Patienten darauf eingestellt, weil ich das aus diesen oder jenen Gründen nicht will."

Das geht in der Praxis durchaus noch weiter. Tatsächlich gibt es den einen oder anderen Pharmavertreter, der im Gespräch offen anspricht, wenn ein Produkt aufgrund der ihm vorliegenden Zahlen von seinem Gesprächspartner augenscheinlich nicht so häufig verschrieben wurde, wie er das von ihm erwartet hätte. Es bringt deshalb auch nichts, wenn der Arzt das Thema dadurch beenden will, dass er einfach behauptet, das Präparat schon verschrieben zu haben. Da wird dann relativ unverblümt und kaum verklausuliert mit Liebesentzug gedroht (sprich AWBs, Einladungen, gut vergütete Teilnahme an Befragungen etc.). Das ganze wird dann mit der Mitleidmasche kombinert (Ärger mit dem Chef, Angst um die eigene Stelle).

Solche Offenheit findet man übrigens auch beim Thema AWBs, wenn diese z.B. wie üblich dafür eingesetzt werden, bestimmte gesetzlich geforderte Kostenbeteiligungen des Arztes an Fortbildungsveranstaltungen wieder rückzuerstatten, etwa für die Teilnahme der Ehefrau an einem Kongress (Arzt: "Ich habe das Präparat X aber noch nicht so oft verschrieben". Pharmavertreter: "Schreiben Sie einfach irgendwas rein, das ist schon OK").

Nachtrag:
Wer das Verfahren nicht kennt: Der Pharmavertreter lädt den Arzt auf einen Kongress in ein 4+ bis 5-Sterne-Hotel in reizvoller Landschaft mit ebensolcher Wellness-Landschaft ein, einschließlich Erstattung der Fahrtkosten oder wahlweise Anreise mit der Lufthansa. Der Arzt möchte wie immer gerne seine Gattin mitnehmen (fast alle anderen haben ja auch ihre Gattin dabei). Natürlich lässt sich das einrichten, allerdings muss der Arzt eine Pauschale von 150 Euro für die Ehefrau beisteuern, "wegen diesem Antikorruptionsgesetz. Wir machen dann eine Anwendungsbeobachtung, da kriegen Sie das natürlich wieder." In den Kontoauszügen des Arztes findet man dann zunächst eine Überweisung von 150 Euro an die Pharmafirma (bzw. an eine Veranstaltungsagentur wie etwa die Intercom GmbH, Eigendarstellung: Die primäre Zielsetzung einer Veranstaltung, sei es ein Event, ein Incentive oder eine Tagung, ist die Umsatzgenerierung unserer Kunden.) und dann, im zeitlichen Abstand von vielleicht 6 Wochen, einen Geldeingang in mindestens der gleichen Höhe als Aufwandsentschädigung für die Teilnahme an einer AWB, die von dieser Pharmafirma durchgeführt wurde. Drei bis fünf AWB-Bögen für 150 Euro sind mit ein wenig Fantasie und Übung in 5 Minuten ausgefüllt.








Stationäre Aufnahme












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