Ausgaben für Marketing höher als für Forschung

Die US-amerikanische Pharmaindustrie gibt für Marketing und Werbung doppelt so viel aus, wie für die Entwicklung neuer Wirkstoffe. Das wurde immer wieder kolportiert und beruhte meist auf den Interpretationen der Bilanzzahlen einzelner Unternehmen. Nun haben die kanadischen Wissenschaftler Marc-André Gagnon und Joel Lexchin dies in einer Analyse bestätigt, die im Open-Access Journal "PLoS Medicine" veröffentlicht worden ist.

Dazu verglichen die Autoren die Daten der beiden Marktforschungsinstitute IMS Health und CAM (Cegedim Group). Im Gegensatz zu IMS erhebt CAM nicht nur Zahlen zu Ausgaben für Werbung (Anzeigen, Spots,. Aussendienst) sondern auch für gesponserte Meetings, E-Promotion, Mailings und Marketing in Form klinischer Studien.

Ergebnis: Im Jahr 2004 flossen insgesamt $57,5 Milliarden in Werbemaßnahmen, während sich die Forschungs- und Entwicklungsausgaben auf $31,5 Milliarden beliefen. Die beiden Autoren merken an, dass die Summe die realen Ausgaben noch unterschätzt, da Aktivitäten wie Ghostwriting von Fachartikeln, illegales off-labels Marketing oder gesponserte Forschungspreise nicht enthalten wären.

Gagnon MA, Lexchin J. The Cost of Pushing Pills: A New Estimate of Pharmaceutical Promotion Expenditures in the United States. PLoS Medicine 2008, Vol. 5, No. 1, e1 doi:10.1371/journal.pmed.0050001
 
[Pharmamarketing]
Autor: strappato   2008-01-03   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  


hockeystick   2008-01-03  
Das Paper ist gut, aber es wird der Thematik m.E. noch nicht ganz gerecht. Nach der Lesart der Autoren zählen etwa die Kosten einer Vergleichstudie eines neuen Medikaments mit einem alten, in der die Dosierung des alten Medikaments bewusst ein wenig zu gering gewählt ist, zu 100% als Forschungsausgaben. Man könnte diese Kosten aber realistischerweise auch zu 100% dem Marketingbudget zuschlagen.

Wenn man das zuende denkt, bleibt nicht viel Forschung übrig, die den Namen verdient.


strappato   2008-01-03  
Von den 1540 deutschen Medikamentenstudien im Jahr 2006 wurden nach Berechnungen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) rund 80 Prozent von Medikamentenherstellern initiiert.
FTD.
Alles nur zum Wohle der Forschung.








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