Zitationshäufigkeit als Umsatzindikator

Die Universität Mainz freut sich heute darüber, dass ein 2001 erschienener Artikel des Instituts für Biochemie über Cholesterin und Alzheimer der meistzitierte Artikel der Klinischen Chemie sei. Das habe ein Zitationsvergleich der Fachzeitschrift Laborjournal ergeben. In dem Beitrag wurde ein biochemischer Prozess beschrieben, der dazu beitragen könnte, dass ein niedriger Cholesterinspiegel die Alzheimer-typischen Eiweiß-Ablagerungen im Gehirn reduzieren könnte.

Die Forscher sehen darin einer Bestätigung für das "hohe Niveau der Alzheimer-Forschung an der Uni Mainz".

Möglich ist auch, dass das Paper vor allem deshalb so häufig zitiert wurde, weil die These "wenig Cholesterin, wenig Alzheimer" ausgezeichnet in die Vermarktungsstrategie der weltweit umsatzstärksten Medikamentenklasse, der cholesterinsenkenden Statine, gepasst hat.

Die Hypothese, durch Cholesterinsenker ließe sich das Alzheimerrisiko reduzieren, wurde außerhalb der wissenschaftlichen Literatur auch vielfach in den Medien als Tatsache verbreitet. Der Heidelberger Forscher Tobias Hartmann, der ähnliche Fragen untersucht und auch öfter in der Tagespresse zu Wort kommt, erhielt für sein Wirken gar eine von Pfizer finanzierte Stiftungsprofessur. Pfizer ist der Hersteller des mit deutlich über 10 Milliarden Dollar Jahresumsatz weltweit einträglichsten Medikaments, des Cholesterinsenkers Sortis® (in den USA: Lipitor®).

Außerhalb des Labors hat sich die werbewirksame Hypothese allerdings nicht bestätigt.
 
[Wissenschaft]
Autor: hockeystick   2008-02-27   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  


hockeystick   2008-02-27  
Dass häufiger zitiert wird, was kommerziell hilfreich ist, ist natürlich ein alter Hut. Auch und besonders im Zusammenhang mit Cholesterin. Vgl. auch diese neuere Studie.


frosstrubin   2009-06-25  
Kontinuität der Zitationshäufigkeit
In einem jährlichen Ranking wird die Häufigkeit von Zitaten wechseln. Eine Spitzenposition einer Arbeit mit zunehmendem Abstand von anderen Zitationshäufigkeiten läßt nach Lancierung fragen. Um methodische Arbeiten kommen klinische Untersucher nicht herum. Begründet also die zitierte Arbeit ein Verfahren, das zwingend bei folgenden Untersuchungen eingesetzt worden war?








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