STIKO noch industrienäher als befürchtet

Nur fünf von 16 Mitgliedern der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert-Koch-Institut (RKI) sind ganz oder weitgehend frei von finanziellen Verbindungen zu den Herstellern von Impfstoffen. Die Empfehlungen der STIKO entscheiden darüber, welche Impfungen von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet werden.

Dieses Bild ergibt sich aus einer Durchsicht der Selbstauskünfte der STIKO-Mitglieder, die - gut zwei Monate später als von der Bundesregierung angekündigt - am Donnerstag auf der Website des RKI veröffentlicht wurden.

Die Verflechtungen der anderen 11 STIKO-Mitglieder mit den Impfstoffherstellern sind unterschiedlicher Natur. Gemeinsam ist den Damen und Herren jedoch, dass sie sich Auftritte auf Veranstaltungen direkt oder indirekt von Impfstoffherstellern finanziell honorieren lassen.

In den vom RKI veröffentlichten Angaben finden sich für diese Art von Auftritt stets Variationen der folgenden Formulierung (Bsp: Prof. Wahle):
Fortbildungsveranstaltungen/Kongresse/Vorträge: Vorträge zu Impfthemen ohne Produktbezug (Honorare zum Teil durch Impfstoffhersteller (re)finanziert)

"Ohne Produktbezug", "(re)finanziert", das klingt relativ unverdächtig. In der Praxis verbergen sich hinter solchen Formulierungen jedoch häufig Auftritte auf Pharma-Werbeveranstaltungen, deren angeblich fehlender Produktbezug sich dem Betrachter nicht unmittelbar erschließt.

Typisches Beispiel:
"Die Zoster-Impfung ergänzt die jährliche Influenza-Impfung und die alle sechs Jahre empfohlene Pneumokokken-Impfung in idealer Weise und sollte deswegen zügig als Standardimpfung empfohlen werden", so Wahle auf einer Veranstaltung von Sanofi Pasteur MSD, dem Hersteller des Zoster-Impfstoffs (Zostavax®).

Das RKI macht keine Angaben über die Höhe der so erzielten Nebeneinkünfte. Honorare im deutlich vierstelligen Bereich sind jedoch für einen solchen Auftritt nicht unüblich. Als kleine Ergänzung zum kargen Professorengehalt, versteht sich.

Die vermeintlich unabhängige Verbraucheranwältin Dr. Hanna Oppermann vom Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt ist übrigens nicht unter den fünf Impfexperten der STIKO, die ohne solche Zuwendungen über die Runden kommen. Auch Frau Dr. Oppermann konnte den Angaben nach der Versuchung nicht widerstehen, sich Vorträge und Moderationen von Impfstoffherstellern honorieren zu lassen.
 
[Ethik & Monetik]
Autor: hockeystick   2008-03-09   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  








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