MRSA-Schweinerei

Dienstag war TV-Magazin-Tag im öffentlich-rechtlichen Fernsehen und wie immer galt: Nicht ohne einen Betrag zum Thema Medizin/Gesundheit.

Bei plusminus ging es um multiresistente Erreger (MRSA - Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus), die vornehmlich im Krankenhaus vorkommen und kaum beherrschbare Wundinfektionen oder andere Infektionen hervorrrufen. Nun wurden MRSA-Vorkommen auch in Schweinemastbetrieben gefunden. Dies ist nicht neu, eine Studie hat 2007 in kanadischen Schweinefarmen MRSA-Erreger gefunden. Plusminus zeigte, dass die Verantwortlichen in Deutschland mit dieser realen Bedrohung überfordert sind. Die Ergebnisse einer von der EU-Kommission angeordneten flächendeckenden Untersuchung werden erst in einem Jahr vorliegen. Testung von MSRA-Risikopersonen mit anschliessender Isolation ist in deutschen Kliniken weiterhin freiwillig. Eine Strategie ist nicht in Sicht.

Plusminus hätte mal den Bericht der Kollegen von Panorama vor ein paar Wochen weiter verfolgen sollen. Die Ankündigung des NRW-Gesundheitsministers Karl-Josef Laumann, dass die Kliniken im Westen ab Mitte Februar wenigstens die RKI-Empfehlungen beachten - oder gar mit der Testung aller Patienten darüber hinaus gehen, hat sich als heisse Luft erwiesen. Un so werden weiterhin tausende von Patienten jährlich sich im Krankenhaus mit MRSA infizieren - mit teils lebenslangen oder gar tödlichen Folgen.
 
[TV-Magazine]
Autor: strappato   2008-05-08   Link   (2 KommentareIhr Kommentar  


xxtinaxx   2008-05-13  
liebe / r strappato, ich habe hier heute gerne herumgestoebert.
1. aber zu ihren mrsa-texten: mit mrsa o.a. breit resistenten erregern infizieren die meisten patienten sich nicht, sondern sie werden in ihnen "gezuechtet", durch notwendigen oder ungezielten einsatz von antibiotika. infektiologische fortbildungen raeumen gerade der "planung" des resistenzspektrums, das man sich in seiner klinik zuechtet, breiten raum ein. in meiner klinischen taetigkeit wurde seit vielen jahren bereits bei jeder haeufung von mrsa molekularbiologisch ueberprueft, ob es sich um den selben bakterienstamm handelt, oder um unabhaengig von einander entstandene. die faelle nachgewiesener echter uebertragung kann ich in den letzten 10 jahren an einer hand abzaehlen.
2. wie kommen sie auf die behauptung, ein gynaekologe koennte durch einzug der praxisgebuehr bei vorsogeuntersuchungen einen hoeheren punktewert gegenueber der kv abrechnen??
3. warum finden sie das anbieten von selbstzahler-sprechstunden tadelnswert? 40 € für eine halbe stunde finde ich eigentlich recht billig. (wieviel muss der orthopäde wohl pro stunde nehmen, damit er alleine die betriebskosten der praxis erwirtschaftet?) ich vermute, der orthopäde macht das unter dem selbstkostenpreis.
abgesehen von kleineren anmerkungen: bisher gefaellt mir ihr blog recht gut! viele gruesse, tina


strappato   2008-05-14  
lieber ;-)

Kurz:
Unstrittig ist, dass MRSA-Erreger ein Problem darstellen. Ob alle Patienten getestet werden müssen ist unklar. Es gibt Studien, die gezeigt haben, dass die Testung von Risikopersonen (z.B. mit bekannter früherer MRSA-Anamnese) reicht. Selbst das wird in Deutschland jedoch zu selten konsequent gemacht. Richtig ist, dass die empfohlenen Massnahmen bei einer Infektion mit MRSA nicht nur durch Isolation andere Patienten schützen würden, sondern besonders auch den Träger, weil dann bei der Behandlung das Risiko berücksichtigt werden würde. Finden Sie nicht auch, dass jede Übertragung eine zuviel ist, weil diese vermieden werden hätte können - wie es in den Niederlanden geschieht.

Nicht nur aus den Medien, auch mir persönlich, sind Gynäkologen bekannt, die ohne Praxisgebühr keine Vorsorgeuntersuchung durchführen. Den Frauen wird dann klar gemacht, dass sonst die Besprechung der Befunde nur sehr kurz ausfallen kann. Der Arzt / die Ärztin rechnet dann zusätzlich eine Beratung ab. Mit dem EBM2008 dann eine Grundpauschale (420 Punkte). Das wird auch zu Patientenselektion genutzt. Wer keine 10 Euro zahlt, dem wird man auch schwerlich zusätzliche IGeL-Diagnostik erfolgreich anbieten können. In einem mir bekannten Fall haben sich mit einer Ausnahme alle Gynäkologen in einer Stadt (ca. 90.000 Einwohner) abgesprochen, gleichermassen zu verfahren.

Die Selbstzahlersprechstunde wird auch von der AOK und der KV kritisiert, da hier Leistungen angeboten werden, wie die Vorbesprechung eines Eingriffes, die eigentlich Bestandteil der vertragsärztlichen Versorgung sind.








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