Eingeschränkter Kampf gegen Keime Journalismus in Deutschland: Kampf gegen Keime titelte gestern die Kölnische Rundschau und kündet von den Taten des NRW-Gesundheitsministers Laumann bei der Prävention von multiresistenten Erregern (MRSA) im Krankenhaus: In einem Erlass hat NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) die Kliniken dazu verpflichtet, die strenge Hygiene-Richtlinie des Robert-Koch-Instituts gegen multiresistente Keime (MRSA) einzuhalten. Dazu gehört auch ein wenige Euro teurer Test aller neu eingelieferten Patienten per Nasenvorhof-Abstrich. An dieser Kernaussage des Artikels stimmt nichts. Was sich hier im blog schon Mitte März andeutete. Das Dokument liegt mir seit einigen Tagen nun vor.
Das RKI hat kürzlich gemeinsam mit der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention die Empfehlungen für das MRSA-Screening hinsichtlich der bei der stationären Aufnahme einzubeziehenden Patientengruppen konkretisiert. Danach sind besonders Patienten mit bekannter MRSA-Anamnese, Patienten, die aus Regionen bzw. inrichtungen mit bekannt hoher MRSA-Prävalenz verlegt werden, Kontaktpatienten von MRSA-Trägern, aber auch Patienten mit chronischer Pflegebedürftigkeit, liegenden Kathetern, Dialysepflichtigkeit, Hautläsionen chronischen Wunden und Brandverletzungen als Risikopatienten anzusehen. Nach dem Erlass sollen die Gesundheitsämter gezielt darauf hinwirken, dass die Krankenhäuser in NRW konsequent ihr Präventions-Management fortführen beziehungsweise intensivieren. Insbesondere ist sicherzustellen, dass bei der inhaltlichen Umsetzung der o.g. Empfehlungen folgende grundlegenden Strategien zur Prävention der Weiterverbreitung von MRSA beachtet bzw. umgesetzt werden: - Identifizierung, Erfassung und Bewertung von MRSA (Surveillance nach § 23 Abs. 1 IfSG) und Untersuchung von Risikopatienten auf MRSA bei der Aufnahme ins Krankenhaus, - strikte Umsetzung geeigneter Hygienemaßnahmen, - Sanierung von MRSA-Trägern (auch bei medizinischem Personal), - kontrollierter Einsatz von Antibiotika zur Vermeidung eines die Verbreitung von MRSA fördernden Selektionsdrucks und - Sicherstellung eines angemessenen Verlegungs- und Entlassmanagements. Keine Testung aller Patienten, keine direkte Anweisung an die Kliniken und keine Empfehlungen, die über die des RKI hinausgehen. Meilenweit von der vollmundigen Ankündigung im Januar entfernt. Eines muss man Minister Laumann lassen. Eine gute Presse hat er in seinem Bundesland. "Der Westen" hat die Meldung auch übernommen, die Westfälischen Nachrichten in ähnlicher Weise. -- Anmerkung: Dem Erlass ist ein Anhang mit der Auswertung einer Befragung von Kliniken in NRW beigefügt. Danach gaben die Kliniken im Mittel 1,9 MRSA-Fälle pro 1000 Patiententage an. Fast die Hälfte der antwortenden Krankenhäuser (46%) machte zu Nasenabstrichen auf 1000 Aufnahmen keine Angaben. 38% gaben zwischen 1 und 45 Nasenabstriche auf 1000 Aufnahmen an. Der Mittelwert lag bei 62,3 pro 1000 Aufnahmen - weil es einige Kliniken gab, die relativ viele Tests durchführten. In einer Region in NRW läuft das MRSA-net EUREGIO-Projekt, das von den teilnehmenden Kliniken ein intensives Screening fordert. In Düsseldorf gibt es ebenfalls Krankenhäuser, die jeden Patienten testen. In der Analyse des Ministeriums wird die Einschätzung der Gesundheitsämter, dass 57% der Krankenhäuser die RKI-Richtlinie umsetzen kritisch hinterfragt, weil von einer kompletten Umsetzung aller Empfehlungen nicht auszugehen sei, vor allem bestünden Lücken bei kostenintensiven Massnahmen wie Screening und Isolierung. -- Die Westdeutsche Zeitung hat das mit den Risikopatienten verstanden, aber der Erlass richtet sich für die Journalistin wieder an die Kliniken. [Politik]
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