Weitere mögliche Nebenwirkungen von Champix®

Vergangene Woche hatte die US-Arzneimittelbehörde FDA eine erweiterte Warnung vor den Nebenwirkungen der Rauchentwöhnungspille Champix® (in den USA Chantix®) von Pfizer herausgegeben. Jedoch könnten die Nebenwirkungen nicht auf neuropsychiatrische Störungen beschränkt sein. Eine gestern veröffentlichte Analyse der in den USA gemeldeten unerwünschten Wirkungen während oder nach der Champix®-Therapie durch das "Institute for Safe Medicine Practice" (ISMP) offenbart ein breites Spektrum von Symptomen.
  • Unfälle und Verletzungen. Ursache waren Bewusstlosigkeit, Verwirrtheit oder Schläfrigkeit.
  • Beeinträchtigungen beim Sehen. Darunter verschwommene Wahrnehmung ode rauch verübergehende Blindheit.
  • Herzrhythmusstörungen.
  • Krämpfe und Muskelspastiken. Das reichte von Zittern über Ticks bis motorische Hyperaktivität.
  • Moderate bis schwere Hautreaktionen. Etwa Schwellungen der Zunge, des Gesichts oder der Lippe, aber auch Abschuppung der Haut und Stevens-Johnson-Syndrom, eine arzneimittelallergisch bedingte Hauterkrankung mit Schmerzen und Blasen.
  • Diabetes. Der FDA sind 544 Fälle gemeldet worden, die einen gestörten Glukose-Stoffwechsel mit Champix® in Verbindung gebracht haben.
Der FDA sind im vierten Quartal 2007 mehr Hinweise auf ernste Nebenwirkungen in Verbindung mit Champix® gemeldet worden, als zu jedem anderen Medikament. Der Report stellt fest:
These data provide a strong signal that the risks' of Chantix have been underestimated, and show that a wide spectrum of serious injuries are being reported in large numbers.

Gestern hatte die Flugaufsichtsbehörde FAA erklärt, Champix® von der Liste der beim Steuern eines Flugzeugs unbedenklichen Arzneimittel gestrichen zu haben.

Die schlechte Presse bleibt nicht ohne Folgen. Finanzanalysten haben die Umsatzerwartungen für Champix® zurück genommen. Seit den Meldungen über Selbsttötungen unter der Therapie mit dem Entwöhungsmedikament im Januar ist die Anzahl der Verschreibungen in den USA um 33% zurück gegangen. Das wäre ein Desaster, wenn es nicht Europa und andere Märkte gebe. Eine Analystin der Deutschen Bank in Greenwich, Connecticut, prognostizierte, dass Pfizer den Einbruch mit Umsatzsteigerungen ausserhalb der USA wieder wettmachen könne. Dort gäbe es weniger Aufmerksamkeit in den Medien für Nebenwirkungen von Medikamenten. Wenn man die deutschsprachige Zeitungen sieht, die bisher nur positiv über Champix® berichtet hat, könnte sie recht haben.

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Auch gestern hat Pfizer seine Internetseite "rauchfrei-durchstarten.de" vorgestellt. Geschickt wird die Nennung von Champix® umgangen und per link auf eine Beurteilung der europäischen Arzneimittelbehörde EMEA verwiesen. Diese stammt von der Zulassung im August 2006. Kein Hinweis auf die von der EMEA im Dezember 2007 verlangte Verschärfung der Warnhinweise. Da steht dann sowas wie "Suizidgedanken und Suizidversuch". Das wäre sicher abschreckend.

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Update:
Die "Federal Motor Carrier Safety Administration", zuständig für den Güter- und Busverkehr in den USA warnt vor den Folgen der Therapie mit Champix®.

GlaxoSmithKline nutzt die Meldungen und schenkt Piloten eine Ration Nikotinersatz-Lutschtabletten.
 
[Champix]
Autor: strappato   2008-05-22   Link   (0 Kommentare)  Ihr Kommentar  








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