Umsatz gesucht Der Pharmakonzern Shire sucht Patienten. Als Fabry-Fahnder sollen Ärzte auf die Jagd nach Betroffenen mit Morbus Fabry, einer seltenen genetisch verursachten Stoffwechselkrankheit gehen. Im Stil eines Krimis will die dafür beauftragte Agentur Ogilvy Healthworld die Ärzte motivieren, bei bestimmten Verdachtsdiagnosen an Morbus Fabry zu denken. Dazu gibt es ein Quiz, bei dem Fahnder-Koffer und Fahnder-Tassen als Gewinn winken, 500 Euro Honorar für die Publikation eines "Fahndungserfolgs" und eine Kurzinformation mit "Täter", "Opfer", "Tathergang", "Tatorte", Modus operandi". Zur den Erkrankungszahlen in den Kurzinformationen: In Deutschland leben etwa 500 Menschen mit der Diagnose Morbus Fabry. Neuere Daten sprechen dafür, dass die tatsächliche Inzidenz der Erkrankung bei 1:3.100 liegen könnte. Träfe dies zu, wären allein in Deutschland
Nach einer von Shire gesponserte Datenbank wäre dies kräftig nach oben gerundet. 26.450 Menschen betroffen. Das Pharmaunternehmen bezahlt schon seit 2007 eine aufwändige Studie - SIFAP - zum Zusammenhang zwischen Schlaganfall in jungen Jahren und Morbus Fabry. Bei 5000 Patienten, die in die Studie eingeschlossen werden sollen, kommt dies einer Fabry-Massenfahndung gleich. Keine Frage, Morbus Fabry ist eine schwere Erkrankung. Jedoch ist das Interesse von Shire daran alles andere als selbstlos. Bei Jahrestherapiekosten, die leicht mehrere Hunderttausend Euro erreichen können, lohnt sich der finanzielle Einsatz für die Enzym-Ersatz-Therapie, die Shire anbietet. Selbst wenn es zu dem eigenen Produkt Replagal® noch ein Konkurrenzpräparat von Genzyme (Fabrazyme®) auf dem Markt gibt. [Pharmamarketing]
hockeystick 2008-05-28 amelia 2008-05-28
Man geht ein höheres Risiko ein, in die Diagnose-Maschinerie zu geraten.
Haben Sie ... in der letzten Zeit Kinder / Jugendliche per Attest vom Schulsport befreit? … Patienten, die deutlich hitzeintolerant sind? … in der letzten Zeit bei Kindern und Jugendlichen immer wieder eine unerklärliche eingeschränkte körperliche Belastbarkeit festgestellt? … Patienten mit rezidivierenden und therapierefraktären Durchfällen? … Patienten mit ungeklärten Schmerzattacken im Bereich der Hände bzw. Füße? … Patienten mit ungeklärter rheumaähnlicher Symptomatik? … Patienten, die bereits in jungen Jahren Carbamazepin / Gabapentin aufgrund neuropathischer Schmerzen bekommen? … normotensive Patienten mit einer linksventrikulären Hypertrophie? … Patienten mit ungeklärter Kardiomyopathie? … normotensive, nichtdiabetische Patienten mit einer Mikroalbuminurie / Proteinurie? Hinter jeder dieser als idiopathisch eingestuften Diagnosen kann ein Patient mit Morbus Fabry stecken! ... Die endgültige Täteridentifizierung (Diagnosesicherung) kann durch den Nachweis der sehr niedrigen bzw. fehlenden Alpha-GAL-Aktivität erfolgen. Die Blutentnahme kann in jeder Arztpraxis erfolgen. Die Analyse erfolgt in einem entsprechend versierten Labor. Bei Frauen ist eine molekulargenetische Diagnostik erforderlich, die enzymatische Analyse ist bei ihnen nicht ausreichend. Aber Morbus Fabry ist bei Frauen erheblich seltener als bei Männern. amelia 2008-05-28 Damit will ich aber natürlich nicht diese Krankheit verharmlosen. Ich denke nur, dass sie schwer zu diagnostizieren ist, weil viele dieser Symptome vermutlich auch ganz andere Ursachen haben können. >> Kommentieren holylaurenz 2008-05-29 Ohne Labortest keine Therapie
Tja, wäre schön für die Firma Shire. Aber bei diesen Umsätzen steht ein kleines Problemchen dazwischen. Erst muß man den Fabry im Labor eindeutig nachweisen, dann kann man therapieren.Shire hat versucht eine Zulassung bei der FDA zu bekommen, tja leider ohne Erfolg. Besser ist es in Europa zu verkaufen, ein Fünftel der Dosis zum gleichen Preis wie das andere. Das nennt man clever....
Deutschland ist für Shire sicher auch besonders interessant, weil hier die Krankenkassen ohne grössere Hindernisse die Therapie bezahlen. Ist in anderen Ländern nicht so einfach - trotz Zulassung.
Morbus Fabry gehört zu den berücksichtigenden Erkrankungen im morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich. Mit dem Gesundheitsfonds werden die Behandlungskosten praktisch auf alle Krankenkassen umgelegt. >> Kommentieren |
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