BILD berichtet über mögliches Krebsrisiko durch Inegy® (Update 2)

In der englischsprachigen Presse ist der begründete Verdacht auf ein erhöhtes Krebsrisiko durch den Cholesterinsenker Inegy® bzw. Ezetrol® (in den USA Vytrorin® bzw. Zetia®) seit Wochen ein Thema. In Deutschland, wo die Präparate ebenfalls häufig verschrieben werden, hat das Problem außerhalb von Börsennachrichten und ärztlichen Fachpublikationen bis heute keine Rolle gespielt.

Etwaige Hoffnungen der Marketingstrategen, das Gewitter könne hierzulande medial an ihnen vorüber ziehen, waren verfrüht. Ausgerechnet die BILD-Zeitung greift das Thema heute auf.
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Update: Jetzt hat das Ärzteblatt einen etwas anspruchsvolleren Bericht zum Stand der Dinge:
Doch die Befunde der Meta-Analyse sind nicht ganz eindeutig. Zum einen zeigt sie eine erhöhte Rate von Krebstodesfällen (97 vs. 72 in der Kontrollgruppe), die aber nicht signifikant war (p= 0,07). Wurden allerdings alle drei Studien, also SHARP, IMPROVE-IT und SEAS zusammengenommen (134 vs. 92 Krebstodesfälle, Risk-Ratio 1,42), dann wurde das Signifikanzniveau selbst bei dem anspruchsvolleren 99-Prozent-Konfidenzintervall 1,02-2,05; p=0,007) erreicht. Für die Herausgeber des New England Journal of Medicine wäre es deshalb voreilig, schon jetzt von einem Zufallsergebnis in der SEAS-Studie zu sprechen.

[...]

Bis die Ergebnisse der Endpunktstudien SHARP und IMPROVE-IT vorliegen, werden viele Millionen Patienten mit Ezetimib behandelt worden sein. Wenn sich dann ein erhöhtes Krebsrisiko zeigen sollte, wäre der Skandal wohl perfekt

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Update 2 (4.9.): Der von BILD (wie auch von anderen Medien, u.a. der Nachrichtenagentur Reuters) zitierte Prof. Heinz Drexel rudert mittlerweile zurück.
 
[Ezetrol]
Autor: hockeystick   2008-09-03   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  


strappato   2008-09-03  
Was negativ aufffällt, ist die Art, wie Merck & Co. und Schering-Plough die Daten, die das Krebsrisiko widerlegen sollen, veröffentlicht haben. Statt in einer peer-reviewten medzinischen Zeitschrift, sind die Ergebnisse in einer Pressekonferenz bekannt gegeben worden. Ausserdem stammen diese aus noch nicht abgeschlossenen Studien - mit allen möglichen Folgen, die eine Entblindung für die Endergebnisse bringen kann. Wissenschaftlich und ethisch fragwürdig und reines Marketing. Der "Special Article" im NEJM ist dürftig.

Wobei der positive Effekt auf die Aortenklappenstenose nicht gezeigt werden konnte.


Die NY Times hat gestern dem Medikament einen Hauptartikel gewidmet.


hockeystick   2008-09-03  
zu dem Forbes-Artikel:

Harvard’s Eugene Braunwald. He is perhaps the world’s most renowned cardiologist--and he says he also takes Zetia himself.

Die Aussage "he also takes Zetia himself" klingt wie aus der Nutellawerbung. Ich meine übrigens mich zu erinnern, Braunwald hätte auch finanzielle Interessen an dem Thema.


hockeystick   2008-09-03  
Und CNN zitiert einen Professor "Dan Aker", der keine Bedenken hat:
I would not advocate any change of regimen based on what we have today, because I have no concern," Dan Aker, professor of cardiology at the University of Oslo, Norway, and spokesman for the European Society of Cardiology, said in an interview.

Den gibt es aber nicht. Das Universitätskrankenhaus in Oslo heißt allerdings so.

(gemeint ist vermutlich ein gewisser Dan Atar)








Stationäre Aufnahme












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