Inegy® und Krebs: Was wäre wenn?

Der gestrige Artikel des Ärzteblatts zum möglicherweise erhöhten Krebsrisiko durch Ezetimib schließt mit den Worten:
Bis die Ergebnisse der Endpunktstudien SHARP und IMPROVE-IT vorliegen, werden viele Millionen Patienten mit Ezetimib behandelt worden sein. Wenn sich dann ein erhöhtes Krebsrisiko zeigen sollte, wäre der Skandal wohl perfekt.

Wie sähe denn der "perfekte Skandal" in Zahlen aus?

Gehen wir zur Abschätzung des Ausmaßes der möglichen Katastrophe einmal nicht davon aus, dass es sich bei den zusätzlichen Krebstodesfällen in der SEAS-Studie um eine "statistische Anomalie" handelt. Gehen wir statt dessen von der durch die zusätzlich vorgelegten Daten keinesfalls völlig entkräfteten Annahme aus, dass diese Beobachtung repräsentativ war.

In pdf-DateiSEAS wurden in der Behandlungsgruppe von 944 Patienten über einen medianen Beobachtungszeitraum von gut 4 Jahren 39 Krebs-Todesfälle beobachtet, während in der Kontrollgruppe nur 23 Krebs-Todesfälle auftraten. Das entspricht etwa einem zusätzlichen Krebs-Todesfall auf 250 Behandlungsjahre. Demgegenüber liegen bislang keine Hinweise etwa auf eine Reduktion von Herz-Todesfällen durch den Einsatz von Ezetimib vor.

Wieviele Patienten werden zur Zeit mit Ezetimib behandelt? Genaue Zahlen hierzu gibt es nicht. Dividiert man die bekannten Umsatzzahlen durch den Herstellerabgabepreis, kommt man jedoch zu einer brauchbaren Schätzung. Weltweit sind 2007 etwa 5 Milliarden Dollar für Medikamente mit dem Wirkstoff Ezetimib umgesetzt worden, rund 135 Millionen Euro davon in Deutschland. Der Herstellerabgabepreis für eine Monatspackung Inegy® liegt in Deutschland bei knapp 50 Euro. Wir vernachlässigen an dieser Stelle das zweite, etwas preisgünstigere Präparat Ezetrol®, um eine konservative Schätzung zu erhalten.

In Deutschland wurden im Jahr 2007 also rund

135 Mio. Euro / (12 * 50 Euro) = 225.000

Patienten mit Ezetimib behandelt. Weltweit - wenn wir im Sinne einer konservativen Schätzung von einem ähnlich hohen Preisniveau wie in Deutschland ausgehen - kommt man mit der gleichen Rechnung auf rund 6 Millionen Patienten.

In Deutschland wäre also pro Jahr mit etwa

225.000 / 250 = 900

durch Ezetimib verursachten Krebstodesfällen zu rechnen, weltweit mit rund 24.000.

Die beiden Studien, die eine endgültige Klärung der Frage bringen sollen, sind wohl nicht vor 2012 beendet. Damit wäre bei einem unveränderten Verschreibungsverhalten denkbar, dass die Zahl der zusätzlichen Krebstodesfälle weltweit bis zu diesem Zeitpunkt den sechsstelligen Bereich erreichen könnte.
 
[Ezetrol]
Autor: hockeystick   2008-09-04   Link   (9 KommentareIhr Kommentar  


strappato   2008-09-04  
Auch die Entblindung und Analyse der noch nicht abgeschlossenen Studien, konnte das Krebsrsikiko nicht überzeugend widerlegen.

Zum Thema der Zahl der Patienten. Inegy® wird in Deutschland als Ersatz für Sortis® vermarktet. Die Kostenerstattung der Krankenkassen für das Statin von Pfizer ist eingeschränkt, da Pfizer sich weigert, das Medikament zum Festbetrag zu verkaufen. Ärztinnen und Ärzte haben möglicherweise zu wenig beachtet, dass bei einer Umstellung von Atorvastatin (Sortis®) auf Simvastatin dessen Dosierung 2 bis 3 mal höher als die ursprüngliche von Atorvastatin sein muss. Wenn aber das Simvastatin zu niedrig dosiert wird, stellen sich auch die vorher mit Atorvastatin erreichten Cholesterin-Zielwerte nicht entsprechend ein. Die Folge: eine breite Umstellung auf das weit teurere Präparat Inegy®, dessen Wirkung auf die Senkung des Cholesterinspiegels die Ärzte dank des Marketings wohl beeindruckte.


hockeystick   2008-09-04  
Es sieht so aus, als wäre einer der Kritiker des Präparats zurückgepfiffen worden.


hockeystick   2008-09-04  
Zum Vergleich: Bei Vioxx kann man insgesamt von rund 50.000 Todesopfern ausgehen.
Zwischen 88.000 und 140.000 Menschen, so eine Studie der Food and Drug Administration (FDA) in den USA, könnten durch die Einnahme von Vioxx schwere Herz-Kreislauf-Krankheiten davongetragen haben. Wie viele der Betroffenen letztlich an den Folgen gestorben sind, lässt sich nur vermuten. Laut FDA liegt das Verhältnis zwischen der Gesamtzahl der Erkrankungen durch Vioxx und der Zahl der Todesopfer bei 44 Prozent.



enzo   2008-12-19  
1380.zu.900
Hallo
Seit ca. 4 jahre leide ich unter erhöhte blutfettwerte ( sehr hoch)
Cholesterin ca. 900 und trigliceride ca. 1400 .
Nach Exetrol un simvastavin würde mir empfohlen Inegy die ich seit ca. 6monate nehme ohne konkrete resultate.
Per zufall habe ich verschiedene artikel gelesen das angeblich Inegy krebs verursacht .
Ich bin jetzt etwas verwirrt ...Inegy Wirkt nicht...und ausserdem die starke nebenwirkungen lassen deutliche spüren...vergessligkeit...schmerze an gelenke ...muskeln...schlafstörung...u.s.w.
Ausser blutreinigung gibt keine andere möglichkeit ?
Kann mir jemand erklären wie oft und wielange dauert ein blutreinigung ?
Hat blutreinigung nebenwirkungen ?
Besten dank für eine eventuelle antwort
Wünsche alle eine Frohe Weihnachten und eine Blufett verbesserung ins jahr 2009


hockeystick   2008-12-19  
Das hört sich nach der homozygoten Form der familiären Hypercholesterinämie an. Meines Wissens ist die Datenlage zu allen Behandlungsmöglichkeiten, einschließlich der LDL-Apherese, ausgesprochen dünn. Das ist einfach auch deshalb so, weil diese Erkrankung extrem selten ist. Da bleibt Ihnen nur, sich an einen Mediziner Ihres Vertrauens zu wenden.


enzo   2008-12-19  
Danke
Also...wie lange kann mann ,nach ihre meinung, damit leben?
Grüße


hockeystick   2008-12-19  
Auch wenn eine LDL-Apherese indiziert sein sollte (ca. einmal pro Woche), um die Werte in den Bereich des Normalen zu bringen, dann spricht meines Wissens überhaupt nichts dagegen, diese auch jahrzehntelang durchzuführen. Entsprechende Erfahrungen gibt es.


enzo   2008-12-21  
O.K.Nochmal danke für ihre gedult
Wissen sie wieviele menschen gibt mit solche extreme probleme?
Ich meine ich bin 174 gross 39 jahre alt und wiege ca.77 kg.
Davon gesehen ich bin nicht raucher und trinke keine alcool.
Vielleicht habe ich ein paar kg. zuviel?
Könnte mann ,nach ihre meinung,mit sport und eine starke diät zbs.Saft statt kaffee und vollkornnudeln statt normale nudeln und verzicht auf spät essen diese problem helfen ?
Vielleicht frage ich ihnen zuviel aber, bis jetzt kein arzt hat mich konkrete hilfe gezeigt.
Vielen dank und frohe weihnachten .


hockeystick   2008-12-21  
Ich würde mich an Ihrer Stelle an einen Spezialisten wenden. In München z.B. wäre hier ein geeigneter Ansprechpartner. Hier kann man Ihnen sicher auch ein entsprechendes Zentrum in Ihrer Umgebung nennen.








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