Österreichs Medien bemerken Pharmawerbung Österreich ist ein Eldorado für "Disease-Awareness-Kampagnen", mit denen das Werbeverbot für Medikamente trickreich umgangen wird. Den Pharmaunternehmen stehen für diese Aktionen Patientenverbände, Fachgesellschaften, professorale Mietmäuler, Sozialversicherung, Lokalprominenz und sogar das Gesundheitsministerium zur Seite. Einen gehörigen Anteil an dem Boom haben PR-Agenturen im Hintergrund. Wenn ich aus einem Blogeintrag vom Februar 2007 zitieren darf: Unseren Nachbarn in Österreich ist gelungen, diese industrienähe durch die enge Verbindung mit der grössten medizinischen Kommunikations-Agentur auf ein neues Niveau zu heben. Win-Win. Die Agentur wird damit zum echten "Full-Service"-Anbieter, die von PR über wissenschaftliche Studien bis zur Publikation alles liefern kann und die beteiligten Wissenschaftler bekommen nicht nur Drittmittelaufträge, sondern können sich auch als Experten in Medienkampagnen präsentieren. Besonders das Wirken von Robert Riedl, dem Inhaber der auf Gesundheitsthemen spezialisierten PR-Agentur Welldone und des Lobbyingbüros Peri Consulting, ist durch einen Artikel im Wirtschaftsmagazin "Trend" aufgefallen. Der Standard beschäftigt sich aktuell mit einer Kampagne für rheumatoide Arthritis und stösst dabei auf das Pharmaunternehmen Wyeth und Riedls Netzwerk. Wyeths PR-Partner Riedl hat indes die Flucht nach vorn angetreten: Am 21. Oktober lädt er zur Podiumsdiskussion ins Museumsquartier: "Awarenesskampagnen - Fluch oder Segen". Vier, die seiner Kampagne nahestehen, hat Riedl schon. Ein Kritiker wird noch gesucht.
Hätte grosse Lust am 21. einen Trip nach Wien zu machen und mir das Schauspiel anzusehen.-- Nachtrag: "Disease-Awareness" gibt es natürlich auch in Deutschland. So hat die Kampagne tell someone den Deutschen PR-Preis 2008 in der Kategorie "Gesundheit" gewonnen. Bei der "Informationsseite über Gebährmutterhalskrebs und das humane Papillomvirus" geht es um die HPV-Impfung. Kunde ist der HPV-Impfstoffhersteller Sanofi-Aventis MSD. Der Auftraggeber taucht lediglich im Impressum und im Fusstext der Internetseite auf und kurz mit Logo in den Videos. [Oesterreich]
strappato 2008-10-14 Im September hatte Andrea Fried, Chefredakteurin Österreichische Krankenhauszeitung und Mitglied des Beirates von Transparency International Austria, im Newsletter des Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment auf die Wyeth-Kampagne hingewiesen. Sollte jemand nun tatsächlich glauben, dass eine gewinnorientierte Firma eine solche Summe in die Hand nimmt, um damit einzig und allein auf einen Missstand im Gesundheitswesen aufmerksam zu machen, kann man ihn wohl ungestraft als naiv bezeichnen. Bei der Gelegenheit stellt sich auch die Frage, warum Versicherer (WGKK) ausgerechnet pharmagesponserte Inserate brauchen, um auf eine vermeintlich schlechte Versorgung von PatientInnen mit Rheumatoider Arthritis hinzuweisen. Sollte es hier wirklich Mängel geben, wären wohl Handlungen gefragt. >> Kommentieren |
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