Lord Mandys Nierenstein und die Presse

Der außenpolitisch hochnotpeinliche Nierenstein-Episode des früheren EU-Handelskommissars Peter "Mandy" Mandelson - mittlerweile als Wirtschaftminister zurück auf die Insel und in das Kabinett von Gordon Brown berufen - wird von der Mainstream-Presse bislang diplomatisch ignoriert. Gesichtsverlust des Gegenübers gilt in Geschäftsbeziehungen mit China bekanntlich nicht als umsatzsteigernd. Der chinesische Premierminister Wen Jiabao hatte sich unmittelbar nach Mandelsons Milch-Stunt noch tief bewegt gezeigt.

Aus der Reihe gesprungen war bislang nur die Mail on Sunday. Diese war dabei immerhin so freundlich, ungenannte Experten aufzufahren, die einen Kausalzusammenhang als unwahrscheinlich bezeichnen:
Experts said it was ‘highly unlikely’ Mr Mandelson’s emergency was caused by the yoghurt but the drama is an embarrassment for China, which has introduced regulations to stop the contamination. Mr Mandelson’s spokesman said: ‘He won’t want to comment.’

Mandelson, unter seinen Landsleuten eher wenig populär, darf dennoch nicht mit Mitleid rechnen. Heute gibt es einen kleinen Nachschlag des "Independent":
Nine days after the World Economic Forum in Tianjin, at which he drank a glass of milk to show his support for the Chinese dairy industry, he is stricken with sudden pain in the major organs and diagnosed with a kidney stone. He has it whipped out, but there's no time to convalesce, because he's also been made a peer of the realm, and must stride (a little painfully) to the Lords to be invested.

 
[Politik]
Autor: hockeystick   2008-10-15   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  


hockeystick   2008-10-15  
Viel Spaß an dem Vorfall hat auch die auf China spezialisierte regimekritische Tageszeitung "Epoch Times". Deren deutschsprachige Ausgabe berichtete bereits am Freitag, gestern legte sie noch einmal in der englischsprachigen Ausgabe nach.
Ein weiterer Blogger regt an, dass die Regierung die Behandlungskosten für „Genosse Mandelson“ wegen seiner Aufopferungsbereitschaft übernehmen sollte.



strappato   2008-10-15  
China Daily hatte schon im Mai 2005 nach einem damaligen Skandal, bei dem 12 Babys gestorben waren, festgestellt:
Experts also attribute the recent tragedy to irresponsible promotion and marketing of breast milk substitutes.
"The real issue is the increasing use of breast milk substitutes in China for infant nutrition, with insufficient attention being paid to the quality of the substandard powdered milk," UNICEF authorities said in their latest report on the issue.
In einem Report wurde gezeigt, dass die Vermarktung von Milchpulver zur Kleinkindernährung "erbarmungslos" läuft.
Advertising promoting breast milk substitutes, including powdered milk, for infants, although banned by the international code, can be easily found in shops, supermarkets and many of the so-called baby-friendly hospitals, which are becoming increasingly financially dependent on baby-food companies to carry out their services and activities.
Onwohl China dem Internationaler Kodex für die Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten ratifiziert hat, wird dieser in der Praxis ignoriert.

Die Epoch Times hatte geschrieben, dass von dem Melanin-Skandal besonders ein chinesischer Hersteller betroffen war, der mit Dumping-Preisen Milchpulver an die arme Landbevölkerung verkauft hat.


hockeystick   2008-10-15  
Hier noch der Bericht der offiziellen Nachrichtenagentur Xinhua vom 27. September, mit einem hübschen Foto von Mandelson im Dienste der chinesischen Propaganda:
Gestern hat der chinesische Handelsminister Chen Deming den Supermarkt Jingkelong in Beijing besucht und in der Öffentlichkeit eine Flasche Joghurt einer chinesischen Marke getrunken.

Chen sagte, die Verkäufe von inländischen Milchprodukten haben sich erholt und liegen bereits wieder bei zwei Dritteln im Vergleich zu der Menge vor dem Milchskandal. Die Wiederherstellung des Vertrauens in inländische Produkte sei aber trotzdem eine Herausforderung für die chinesische Milchwirtschaft. Es gebe genug Milch und die neuen Produkte seien qualitativ sicher. Die Molkereiunternehmen müssten konkrete Maßnahmen ergreifen, um das Vertrauen der Menschen wieder herzustellen.

Auch der EU-Handelskommissar Peter Mandelson trank am Freitag vor der Presse in Beijing ein Glas chinesischen Joghurt. Er sagte, er habe trotz des Milchskandals Vertrauen in die chinesischen Milchprodukte.

Wie es Chen Deming im Moment geht, ist nicht überliefert.








Stationäre Aufnahme












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