Merz betreibt weiterhin illegale Laienwerbung für Memantine

Auf zahlreichen Unterseiten der von Merz verantworteten Internet-Sites merz.de, alzheimerinfo.de und memantine.com finden sich werbliche Texte über das verschreibungspflichtige Medikament Memantine (Axura® bzw. Ebixa®), die man als dreisten Verstoß gegen das Heilmittelwerbegesetz auffassen kann.

Aufgrund der Vielzahl der entsprechenden Fundstellen auf diesen Websites - Google zählt mehrere hundert Erwähnungen des Medikaments auf diesen Seiten - sei nur ein Beispiel herausgegriffen (www.alzheimerinfo.de/therapie/medikamentoes/):

Was macht Memantine?

Die Patienten werden geistig aktiver, die Alltagskompetenz wird verbessert. Auch bei pflegebedürftigen Patienten kommt es zu Verbesserungen: Die Kranken sind beim Bettenmachen beweglicher, können besser ihrer persönlichen Hygiene nachkommen, sich selbst anziehen, erkennen Personen wieder, können bei einem Gespräch besser den Inhalt verstehen und auch besser antworten. Wegen der aktiveren Teilnahme der Patienten am Tagesgeschehen wird auch die Betreuung durch Angehörige und das Pflegepersonal leichter. Memantine führt neben den psychischen und physischen Verbesserungen auch zu einer signifikanten Reduktion der Betreuungszeit, denn durch Memantine können mehr als 50 Pflegestunden im Monat eingespart werden.



Vergleicht man die euphorischen und weitgehend unbelegten Aussagen von Merz mit dem tatsächlich insgesamt fraglichen Nutzen des Medikaments (IQWiG: Es liegt kein Nutzenbeleg für die Behandlung von moderater bis schwerer Alzheimer Demenz (AD) mit Memantin vor), so könnte ein schlecht gelaunter Staatsanwalt vielleicht sogar eine irreführende Werbung für Arzneimittel annehmen, die empfindlich geahndet werden kann. Auszüge aus dem Heilmittelwerbegesetz:
§ 3
Unzulässig ist eine irreführende Werbung. Eine Irreführung liegt insbesondere dann vor,
1. wenn Arzneimitteln, Medizinprodukten, Verfahren, Behandlungen, Gegenständen oder anderen Mitteln eine therapeutische Wirksamkeit oder Wirkungen beigelegt werden, die sie nicht haben
[...]
§ 10
(1) Für verschreibungspflichtige Arzneimittel darf nur bei Ärzten, Zahnärzten, Tierärzten, Apothekern und Personen, die mit diesen Arzneimitteln erlaubterweise Handel treiben, geworben werden
[...]
§ 14
Wer dem Verbot der irreführenden Werbung (§ 3) zuwiderhandelt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.

Erst auf unseren Hinweis hin wurde kürzlich bereits auf den österreichischen Internetseiten von Merz illegale Laienwerbung für Memantine und andere verschreibungspflichtige Medikamente mit einem Zugangsschutz für Fachkreise versehen.

Auch auf dem Internetauftritt der "Deutsche Seniorenliga" (dsl-alzheimer.de) und in verschiedenen Broschüren dieser Organisation, die nach im April erstmals veröffentlichten Angaben von Merz alleine im vergangenen Jahr eine sechsstellige Summe vom Unternehmen erhalten hat und die offenbar seit vielen Jahren verdeckte PR für die Firma Merz betreibt, wird der Wirkstoff weiterhin in rechtlich fragwürdiger Weise beworben.

Unser Versuch, mit der Unternehmenssprecherin Ute Weinhold in dieser Sache noch einmal Kontakt aufzunehmen, ist bislang erfolglos geblieben.
--

Update, 19 Uhr:



Update, 19:15:

Wieder alles unverändert online.
 
[Memantine]
Autor: hockeystick   2009-06-03   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  


strappato   2009-06-03  
Bei "We care" muss ich immer an das denken:

http://www.bsr.de/bsr/img_kampagnen/We_kehr.jpg


hockeystick   2009-06-04  
Sollen sie mal die Besen schwingen.


hockeystick   2009-06-04  
Meine Post an Merz
Subject: Memantine / Heilmittelwerbegesetz
From: hockeystick@****.**
To: ute.weinhold@merz.de, astrid.glaser@merz.de
Cc: contact@merz.de
Date: Thu, 04 Jun 2009 10:15:50 +0200

Sehr geehrte Frau Weinhold,
Sehr geehrte Frau Glaser,

ich würde Sie auf diesem Wege gerne auf weitere offensichtliche
Gesetzesverstöße im Zusammenhang mit illegaler und mutmaßlich auch
irreführender Laienwerbung für "Memantine" aufmerksam machen. Dem
Impressum entnehme ich, dass Sie für den Inhalt zumindest eines
Teils der fragwürdigen Internetseiten persönlich redaktionell
verantwortlich sind.

Mein Artikel hierzu:
http://gesundheit.blogger.de/stories/1417165/

Meine Bitte um Stellungnahme in der Sache Seniorenliga/Medcom
International halte ich aufrecht. Ich freue mich auf Ihre Antwort, die ich mit Ihrer Erlaubnis gerne ganz oder in Teilen veröffentlichen würde.

Ich erlaube mir erneut, meine Anfrage an Sie wegen des allgemeinen
Interesses an dieser Sache in unserem Blog zu veröffentlichen.

Mit freundlichen Grüßen
hockeystick








Stationäre Aufnahme












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