Zukunftsforum Demenz: Merz lass nach

Während Merz über unseren Hinweis nachdenkt und die illegale Laienwerbung für das verschreibungspflichtige Alzheimer-Medikament Memantine auf verschiedenen Domains unverändert abrufbar ist, möchten wir die Wartezeit mit dem Blick auf ein weiteres ambitioniertes Projekt von Merz verkürzen: Das "Zukunftsforum Demenz" mit der Website "zukunftsforum-demenz.de".

Redaktionell verantwortlich zeichnet im Impressum - für Fachleute vielleicht ein wenig überraschend - keine natürliche Person, sondern das "Zukunftsforum Demenz", wohnhaft in der Eckenheimer Landstr. 100, 60318 Frankfurt a. M., also an der gleichen Anschrift wie die Firma Merz. Mit dieser teilt es sich auch den Telefonanschluss. Kurz: Die Website "zukunftsforum-demenz.de" - und daraus macht der mit dem Merz-Logo gezierte Internetauftritt auch keinen Hehl - ist eine von vielen einschlägigen Web-Sites der Firma Merz.

Wie bei verschiedenen anderen Merz-Sites zum Thema Alzheimer-Demenz scheint auch bei der Gestaltung dieser Site das Heilmittelwerbegesetz nicht zur Hand gewesen zu sein.


Kostprobe:
Memantine ist gut verträglich. Für die zumeist älteren Alzheimer-Patienten, die oft noch unter Krankheiten am Herzen, Bluthochdruck oder Rheuma leiden und deshalb viele andere Medikamente nehmen müssen, ist das ein wichtiger Aspekt.

Sogar bei schwerer Alzheimer-Demenz kann Memantine noch eine Besserung der Hirnfunktionen erreichen. Damit können auch Alltagsfähigkeiten wie Anziehen, Waschen oder der Toilettengang länger erhalten bleiben. Das trägt wiederum dazu bei, dass die Kranken länger zu Hause betreut werden können und eine Heimeinweisung über lange Zeit vermieden werden kann. Natürlich haben es die Betreuer so auch viel leichter mit ihren Schützlingen. Erhalten die Patienten Memantine bereits im mittelschweren Stadium, verbessern sich ebenfalls ihre geistigen Leistungen. Die damit verbundenen Erfolgserlebnisse heben die Stimmung und verschaffen den Betroffenen mehr Lebensqualität. So entlastet die Therapie wiederum indirekt die Betreuer.
--

Und wer sich fragen sollte, wo er sich denn nun schnell ein Päckchen mit den Wunderpillen holen kann, der findet serviceorientierten Rat auf "memantine.com" (mein persönliches Highlight):


 
[Memantine]
Autor: hockeystick   2009-06-05   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  


hockeystick   2009-06-05  
Meine Post an Merz
From: hockeystick@****.**
To: ute.weinhold@merz.de, astrid.glaser@merz.de, hcr@merz.de
Cc: contact@merz.de
Date: Fri, 05 Jun 2009 16:47:47 +0200

Sehr geehrte Frau Weinhold,
Sehr geehrte Frau Glaser,
Liebes "Zukunftsforum Demenz",

ich möchte Ihnen keinesfalls zur Last fallen.

Dennoch würde ich Sie bitten, sich noch einmal kurz die Zeit zu
nehmen und auch den Internetauftritt "zukunftsforum-demenz.de" auf
mögliche Gesetzesverstöße durchzusehen.

Mein Artikel hierzu:
http://gesundheit.blogger.de/stories/1418789/

Es wünscht Ihnen ein schönes Wochenende und verbleibt in gespannter
Erwartung Ihrer Reaktion
Ihr hockeystick


malamud   2009-06-09  
Partner Krankenkasse
Wie gut nur, dass eine Versorgungsstudie mit Daten der Barmer Ersatzkasse ergeben hat, dass Memantine auch ökonomisch ein wahrer Preishammer ist.

Wenn Patienten nicht mit Memantine, sondern mit Konkurrenzprodukten (Psychopharmaka/Hypnotika/Sedativa) versorgt wurden, stiegen die Kosten fast auf das doppelte.
Sogar Patienten, die gar nicht versorgt wurden, kamen dem Gesundheitssystem um 25 % teurer als Memantine-Beglückte.

Wodurch in diesem aerzteblatt.de-artikel folgerichtig von Fehl- bzw. Unterversorgung die Rede ist, wenn kein Memantine verordnet wird.

Die arme Barmer suchte sich übrigens einen Sponsor, um die Kosten der Studie nicht allein tragen zu müssen.
Wer das war? Merz Pharmaceuticals


strappato   2009-06-09  
Viel schlimmer. Merz hat ein ein Institut beauftragt, das IfEG, das dann die Barmer-Daten ausgewertet hat. Die Krankenkasse nutzt das als Werbung für ihre Engagement in der Versorgungsforschung. Bezeichnend ist, dass solche Ergebnisse zuerst auf Pressekonferenzen vorgestellt werden und selten wissenschaftlich sauber mit Methodik in peer-reviewten Fachzeitschriften veröffentlicht werden. Ich nehme mal an, dass ab sofort der Merz-Pharmaaussendienst diese Grafiken in einem Folder mit im Gepäck hat.








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