Titelhuberei

Bares gegen Doktor-Titel

Doktortitel-Verkauf: Professoren unter Korruptionsverdacht

Verkaufte Doktortitel - 100 Hochschullehrer unter Korruptionsverdacht

usw., usw., usw.

Liebe Journalisten, jetzt probieren wir es mal gemeinsam. Alle mitsprechen:

Der Dr. ist ein akademischer Grad und kein Titel.

Titel werden in Deutschland nur durch den Bundespräsidenten verliehen (§2 Abs. 1 des Gesetzes über Titel, Orden und Ehrenzeichen), soweit gesetzlich nichts anderes bestimmt ist.
 
[Journalismus]
Autor: strappato   2009-08-24   Link   (10 KommentareIhr Kommentar  


tepes   2009-08-24  
Dennoch hat sich im allgemeinen Sprachgebrauch die Verwendung des Wortes Doktortitel eingenistet. Wollen ja nicht kleinlicher sein als der Papst. ;)


strappato   2009-08-24  
Wäre ja nicht schlimm, wenn das als allgemeiner Sprachgebrauch verwendet werden würde. Aber in den Artikeln ist nur von Doktortitel, Titelhandel, Titelschmiede, Titel wird aberkannt, usw. die Rede. Ein Hinweis, dass die betreffenden Personen mit Geld bei der Erlangung eines akademischen Grades nachgeholfen haben, findet sich nicht.

Was übrigens dem Geschäft der "Titelhändler" hilft. Nur weil in Deutschland dem "Doktortitel" soviel Erfurcht entgegengebracht wird, finden sie Kunden, die für ein die öffentliche Anerkennung und einen Eintrag im Personalausweis zahlen. Diese "Titelschmieden" sind ein typisch deutsches Geschäft. In Österreich könnte ich mir sowas auch noch gut vorstellen.


hockeystick   2009-08-25  
In Österreich gibt es dann ja noch den bankhoferesken Titel "Professor".

Bei uns nur eine schnöde Berufsbezeichnung.


der landarsch   2009-08-26  
Und warum hat sich im allgemeinen Sprachgebrauch die Bezeichnung Doktor-"Titel" eingebürgert? Weil die Presse das immer wieder so schreibt! "Künstlerische Freiheit" oder "wenn man einen Blödsin nur oft genug wiederholt, kommt man sogar in den Duden"? (quasi der linguistische Pulitzerpreis)


frau braggelmann   2009-08-24  
den doktor-"titel" bekommt man in ländlichen gebieten auch durch heirat !
vor ein paar tagen bei unserem dorfbäcker – auftritt gattin des alten landarztes schnöselbruch...:"20 schrippen für morgen..." bäckersfrau:,,leg ich ihnen zurück, frau schnöselbruch..." ,,Frau doktor !!! schnöselbruch !!! frau doktor schnöselbruch !!!" daraufhin die gattin – und dann abgang mit knallenden türen.


strappato   2009-08-25  
Ein guter Kommentar in der FAZ zu dem Doktortreiben. Da wird auch klar, warum man ruhig Frau Schnöselbruch "Frau Doktor" nennen kann - ist eh nur wertloses Papier.

--
Bevor hier Neiddebatten aufkommen. Ich habe selber so ein Stück wertloses Papier mit Siegel.


siyani   2009-08-25  
Als universitärer Absolvent einer Uralt-Studienordnung lob ich mir doch das System reinen mündlichen Prüfungswesens - komplett ohne schriftlicher Doktorarbeit - also: letzte Prüfung, Rolle holen und Promotion abfeiern. Man war zwar abhängig von der Laune des Prüfers (und so manche zeitgleich geprüfte Kollegin konnte diese mit der Kürze des Rocksaums heben) aber ein Erkaufen oder Bestechungssystem war durch die Anwesenheit kritischer Zuhörer im Saale kaum möglich.


plazebo   2009-08-29  
auch schön der kommentar beim laborjournal (auch wenn auch dort vom titel gesprochen wird):


strappato   2009-08-29  
Könnte man zustimmen. Was ich immer sage: "Doktortitelhandel" gibt es schon solange es "Doktoren" gibt.

Nebenbei: Meine Urkunde habe ich seit 12 Jahren nicht gebraucht. Kann ich die weiterverkaufen? Gut aufbewahrt und selten rausgeholt, sozusagen fast neu. Ist durchaus repräsentativ. Zumindest als Blickfang im Rahmen müsste man doch was für bekommen.


strappato   2009-08-29  
Nebenbei: Die grosse Koalition hatte es 2007 in der Hand, den Doktortitelhändlern einen Teil des Geschäfts zu verderben. Bei der Novelle des Passgesetzes wurde zwar darüber diskutiert, ob Doktorgrade weiterhin im Pass eingetragen werden sollen, aber die Länderkammer, insbesondere Bayern, hat sich dafür ausgesprochen. Die Bundesregierung wollte Doktorentitel, Künstler- und Ordensnamen nicht mehr in die neuen Reisepässe aufnehmen lassen. Diese Angaben sollten auch weder in neue Personalausweise noch in die Melderegister eingetragen werden.

Wenn jetzt Bundesbildungsministerin Annette Schavan jammert, das Verhalten der Professoren würde die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft zutiefst diskreditieren, dann hätte sie vor 2 Jahren energischer gegen ihre bayerischen Freunde für die Abschaffung der Doktoreintrags in die Personaldokumente eintreten sollen.

Bayern und die CSU haben übrigens eine eigene fragwürdige Doktorfabrik-Geschichte.








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