Traumberuf Medizinjournalist (XVI)

Die FAZ am Sonntag beleuchtet noch einmal den Fall der Kopfprämien von Kliniken an niedergelassene Ärzte: Geben und Nehmen in der Praxis. Nicht ohne sich selbst zu loben: Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hatte den Fall recherchiert und als Erste über den Missstand berichtet.

Eigentlich ein Tauerspiel für die Medien. Praktiken im Gesundheitswesen an der Grenze zur Korruption, seit Jahren, flächendeckend, bei Experten ein offenes Geheimnis, von den Betroffenen und Verbänden nicht beschönigt oder verleugnet, sind für Journalisten ein erstaunliches Aha-Erlebnis. Zu den Details erfährt der Leser auch eine Woche nach der "Aufdeckung" nichts. Dabei gäbe es über die Bemühungen der Kliniken um die "Einweiser" und die Ausgestaltung der "Nachsorgeverträge" sicher eine Menge interessantes zu berichten.

Das ist so etwa auf dem Niveau von Sandra Maischberger, die auf der Pressekonferenz zu ihrer Dokumentation bekannte, sie habe unzählige Sendungen zum Thema Gesundheitspolitik moderiert, aber selbst ihr sei der Gemeinsame Bundesausschuss nicht geläufig gewesen.
 
[Journalismus]
Autor: strappato   2009-09-06   Link   (3 KommentareIhr Kommentar  


strappato   2009-09-06  
Dazu noch die Presseerklärung des Vereins Demokratischer Ärztinnen und Ärzte zu den Bestechungsgeldern von Krankenhäusern an niedergelassene Ärzte.


ebenholz   2009-09-07  
aber wäre es nicht auch genauso dringend erforderlich, daß die kommerzialisierung des gesundheitswesens aufgehalten wird?

nur die strafrechtliche verfolgung von ärzten und kliniken zu fordern ist meiner meinung nach da nicht ausreichend genug, solange nicht das ganze system ebenfalls mit in frage gestellt wird.

damit das nicht falsch verstanden wird. nichts gegen echte kosteneinsparungen im gesundheitswesen. d.h. nicht mehr sang- und klanglos die überhöhten preise der pharmaindustrie und anderer unternehmen z.b. im medizinisch-technischen bereich.

persönlich gesagt, widerstrebt es mir zutiefst, wenn gesundheit als ware deklariert wird, die man kaufen könne. erstens kann man sich gesundheit nicht wirklich kaufen, und zweitens kann der nächste unschöne schritt sein, daß der mensch selbst (seine organe, etc.) zur ware wird. so wie es teilweise in der 3. welt schon üble praxis ist.


strappato   2009-09-08  
90% der Bürger (die GKV-Versicherten) sind abhängig von dem System und finanzieren es, aber 99% der Bevölkerung wissen nicht, welchen Weg Patienten und Geld im Gesundheitswesen nehmen, wie über Anreize und Richtlinien die Versorgung gesteuert wird, usw. Denkbar ungünstige Voraussetzungen, um über den Weg der Gesellschaft zwischen Empathie und Marktwirtschaft in der Medizin zu diskutieren.

Gerade in der Gesundheit sind Systemfragen immer mit Ängsten verbunden. Das sieht man selbst bei der derzeitigen Debatte in den USA. Beste Voraussetzungen zum Abkassieren.








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