Düstere Zukunft für die Elite-Pharmaberater Der Pharmaausendienst ist teuer, uneffizient und fast schon anachronistisch in einer Zeit, in der Ärzte nicht mehr die alleinige Verschreibungshoheit haben, sondern Rabattverträge, Richtgrössen oder Nutzenbewertungen die Wahl des Medikaments bestimmen. Ein Pharmapersonaldienstleister hatte mal wieder zu einem Forum über die Zukunft des Pharmaaussendienstes eingeladen. Diese sieht düster aus, bei solchen innovativen Visionen: "Elite" und "Standard" gab es schon immer. Die einen parlieren mit dem Facharzt; die anderen sagen ihren Text im Sprechzimmer des Allgemeinmediziners auf, zeigen dabei Präsentationen, immer noch meist auf Hochglanzpapier und nicht im Notebook, und laden ihre Medikamentenmuster ab. Dazu als Wunschtraum noch eine weitere Gruppe von Aussendienstlern, die Krankenkassen, Politik oder KOL ("key opinion leader") überzeugen, Rabattverträge aushandeln oder Ärzte-Fortbildungen betreuen sollen. Unscharf, irgendwo zwischen Lobbyist, Key-Account-Manager oder PR-Anja-Tanja. Genauso vage wie die Zukunft der Pharmaberaterzunft. Bei solchen Berichten fällt immer wieder auf, dass die eigentlichen Herausforderungen ignoriert werden. Durch die trockene Entwicklungspipeline der Pharmaindustrie fehlen neue Produkte, die erklärt werden müssen. Der Kostendruck im Gesundheitswesen verschiebt das Gewicht vom Marketing zur Evidenz. Das Internet bringt Informationen und Fortbildungen weitaus personalsparender an den Arzt und hat gerade in der Pharmabranche noch Potential. Nicht zuletzt Patienten informieren sich vermehrt selber - an den Ärzten und den Glotzpappen des Pharmaussendienstes vorbei. Und am Horizont wartet die Lockerung das Werbeverbots für verschreibungspflichtige Arzneimittel, die die direkte Information der Konsumenten durch die Hersteller bisher verhinderte. Kaum mehr Platz für pharmazeutisch-technische-Assistenten oder medizinische Fachangestellten, die Offizin und Praxis für die Aussicht auf einen Job als Pharmaberater mit doppeltem Gehalt und schicken 3er BMW entfliehen wollen. Aber auch bei den Dipl.-Biologen hat das "wenn ich sonst nichts bekomme, werde ich Pharmaberater" als Seelentröster längst ausgedient. Nun heisst es "mache ich halt was mit Wissenschaftsmedien...". [Pharmaaussendienst]
derherold 2009-11-10 ... und die Biolog(inn)en sollen besser WIng studieren. Abgesehen davon, daß Dipl.-Biologe jetzt nicht mehr sooo häufig auftreten dürften....
Die Frage, ob ein Bachelor in Biologie die Sachkenntnis nach § 75 Arzneimittelgesetz erfüllt, ist meines Wissens noch ungeklärt aber nicht unwahrscheinlich. Alleine weil der Master nun in "Biologie der Organismen", "Biotechnologie" oder "Medizinische Biologie" gemacht wird, hebt das noch nicht die Chancen auf einen Job.
Sollte es nicht sogar mal einen eigenen Bachelor-Studiengang für Arzneimittelvertreter geben (an der FH Hannover, wenn ich mich recht entsinne)?
Hier erwähnt:
http://gesundheit.blogger.de/stories/858832/ Es gibt mittlerweile noch mehr - aber alles Fortbildungen, keine Studiengänge: http://www.fh-hannover.de/zwt/weiterbildung/gesundheitsmanagement/index.html "Praxismanagement und Praxismarketing (PM)" "Praxismanager Frauenarztpraxis (PM gyn)" - in Zusammenarbeit mit Bayer Schering Pharma "Gesundheitsnetzwerker (HNM)" Wohl ähnlich zukunftsweisend wie das "Gesundheitsmanagement für Pharmaberater (HMP)". Konditionen
Freiwillig wollten die wenigsten meiner Kommilitonen in den Pharmaaußendienst. Wenn man allerdings guckte, wie man als Doktorand behandelt (und bezahlt) wurde, erschien das schon als Alternative - aber inklusive "Deformation professionelle". Am deutlichsten zeigte sich mir das an einer Ökologin, die innerhalb eines Jahres ihre Gardrobe vom Holzfällerhemd auf Cocktailkleid umgestellt hatte.Ok, irgendwann hatte ich mich auch darauf beworben, aber die wollten mich nicht. Allerdings frage ich mich, welche Ärzte mit den ganzen Beraterhorden denn noch sprechen wollen? Ich kann mir schwer vorstellen, dass die sich nur deswegen auf den zehnten Berater freuen, weil er als Gesunder sich mal das Klagen des Arztes anhören kann.
Ein paar Annehmlichkeiten sind ja schon damit verbunden. Hier mal eine Einladung in ein besseres Hotel an einem reizvollen Ort, da ein paar Pröbchen für die Verwandtschaft und dort vielleicht auch mal ein dickes Fachbuch, für das man andernorts einen dreistelligen Betrag auf den Tisch legen müsste, oder wenigstens eine bunte Stoppuhr für die Kleinen, die nach drei Tagen den Geist aufgibt. Dann und wann auch mal eine kleine Anwendungsbeobachtung, die der freundliche Berater gerne auch selbst mit fiktiven Daten befüllt, damit er den Scheck herüberreichen darf. Rational gesehen bleibt das natürlich ein karger Lohn für die verschwendete Lebenszeit, aber so denken Ärzte nicht.
>> Kommentieren siyani 2009-11-10 >> Kommentieren |
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